Rituale
27.06.2025

Sinnstifterweg - ein Weg zu Gott

Der knapp 14 Kilometer lange Sinnstifterweg von Aschau im Chiemgau nach Sachrang lädt seit Kurzem ein, zu sich selbst und zu Gott zu finden. Die pensionierte Religionslehrerin Monika Krempl und Regina Maurer-Fuchs von der Tourist-Info Sachrang haben ihn gestaltet.
    

Regina Maurer-Fuchs und Monika Krempl (von links) haben den Sinnstifterweg mit weiteren Vertretern von Kirche und Tou­rismus entwickelt. Regina Maurer-Fuchs und Monika Krempl (von links) haben den Sinnstifterweg mit weiteren Vertretern von Kirche und Tou­rismus entwickelt. Foto: © SMB/Hammermaier

„Unruhe und Getriebensein sind im Alltag gegenwärtig. Ich spüre nach, was jetzt in mir ist. Was hilft mir zur Ruhe zu kommen? Kann ich mir Freiräume gönnen?“, steht auf einer Tafel, die an einer Bank am Waldrand kurz vor Sachrang angebracht ist. Sie markiert eine der insgesamt sieben Stationen des Sinnstifterwegs, der seit Kurzem zwischen Aschau im Chiemgau und dem Bergsteigerdorf ausgeschildert ist. 

Sinnstifterweg an der Prien: Spirituelle Wanderung zu den Fragen des Lebens

Wie der Name erkennen lässt, gehört der knapp 14 Ki­lometer lange Weg entlang der Prien zu den sogenann­ten Sinnstifterorten, die von Kirche und Tourismus gemeinsam getragen werden. Das sind Orte, die „schön gelegen sind und wo wir gute Angebote haben“, erklärt der Projektverantwortliche Robert Hintereder. Er leitet den Fachbereich Tourismus und Sport im Erzbischöf­lichen Ordinariat München. „Die Kirche ist heute nicht mehr an bestimmte Orte und Situationen gebunden, sondern will einladen, dass man Kontakt bekommt zu den wichtigen Fragen des Lebens“, präzisiert die pen­sionierte Religionslehrerin Monika Krempl. 

Ein QR-Code neben dem Text führt zur Internetseite der Tourist-Info Aschau. Sie bietet zusätzlich Wissens­wertes zur Geschichte oder Geologie der einzelnen Sta­tionen. Konzipiert hat Krempl den Weg gemeinsam mit Regina Maurer-Fuchs von der Tourist-Info Sachrang sowie Pfarrer Paul Janßen, Pastoralreferentin Monika Kleber, Priesteramtskandidat Christian Elsen und dem Leiter der beiden Tourist-Infos, Herbert Reiter. 

„Wir sind ja von Haus aus eine Wanderregion“, erläutert Maurer-Fuchs. Deshalb habe man sich bei der Gestaltung des Wegs vom Pilgergedanken leiten lassen, ergänzt Krempl. Dieser umfasst zum einen die Begegnung mit sich selbst. So hat man bei der Station zum Thema „Innehalten“ ein Zitat des Komikers Karl Valentin aufgegriffen: „Heit bsuach i mi, hoffentlich bin i dahoam.“ Es ist ebenfalls auf der Bank zu lesen.
     

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Pilgern im Chiemgau: Der Sinnstifterweg verbindet Natur, Glaube und Selbsterkenntnis

An den weiteren Stationen werden andere Lebens­themen angesprochen. An der ersten Station, der Kapelle an der Kette, zum Beispiel Angst und Mut, an einem Wasserfall Erschöpfung und Kraft und am Fried­hof in Sachrang die vielen Gesichter des Todes. „Es gibt so viele kleine Tode im Leben“, meint Maurer-Fuchs, „zum Beispiel eine Lebenskrise oder eine große Enttäu­schung oder wenn sich Träume einfach zerschlagen.“ 

[inne]halten - das Magazin 15/2025

Meditation im Museum

Im Berliner Bode-Museum kann man seit einiger Zeit meditieren. Heilendes Museum heißt das Konzept. Zwischen Jesusfiguren, Madonnen und Buddhas sitzen Menschen auf Kissen, um einen Moment lang mit sich und der Welt eins zu sein.

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Ziel des Wegs sei darüber hinaus, dass jeder, der dafür offen sei, Gott finde, führt Maurer-Fuchs aus. Dazu könne jede der sieben Stationen beitragen, etwa der Trockenfall, „wo ich in Kon­takt komme mit dem, was Dürre mit mir macht und was mich in der Vergangenheit getrennt hat – von mir und von anderen und vielleicht auch von Gott“. Ent­scheidend sei dabei nicht, ob jemand als Wanderer auf dem Sinnstifterweg unterwegs sei – dieser verläuft auf dem Prien­talwanderweg Nr. 12 – und über einen Impuls „stolpere“ oder gezielt mit dem zugehöri­gen Faltblatt die einzelnen Sta­tionen ansteuere. Schön fände es Maurer-Fuchs in jedem Fall, wenn er unterwegs feststel­len würde: „Ich habe jetzt ein bisschen was erkannt von dem, was höher ist als ich.“ 

WISSENSWERT 
Ein Faltblatt mit Informationen zum Sinnstifterweg ist kostenlos erhältlich bei der Tourist-Info Aschau im Chiemgau, Telefon 08052/90490, bei der Tourist-Info Bergsteigerdorf Sachrang, Telefon 08057/909737, oder online unter www.aschau.de.

Wer den Sinnstifterweg ganz gehen möch­te, sollte sich dafür mindestens einen hal­ben Tag  Zeit nehmen. Es ist auch möglich, nur einzelne Etappen zurückzulegen. Einige sind barrierefrei und auch im Winter begehbar. Für den Rückweg kann alternativ die Buslinie 482 oder der Priental-Rad-und-Wanderweg genutzt werden.

Was sind Sinnstifterorte?

Robert Hintereder, Leiter des Fachbereichs Tourismus und Sport im Erzbischöflichen Ordinariat München, erläutert im Interview, was es mit den sogenannten Sinnstifterorten auf sich hat. Robert Hintereder, Leiter des Fachbereichs Tourismus und Sport im Erzbischöflichen Ordinariat München, erläutert im Interview, was es mit den sogenannten Sinnstifterorten auf sich hat. Foto: © Kiderle


Was ist die Idee hinter den Sinnstifterorten?

Mit unseren Sinnstifterorten wollen wir besondere kirchliche Orte bewerben. Wir wollen den Menschen von ihnen erzählen und erklären, welche Geschichten dahinterstehen, was man dort erfahren und erleben kann. Stifterorte sind Orte, die sich Lebensthemen auf ganz verschiedene Art und Weise öffnen. Das kam ursprünglich aus dem Tourismusbereich, die haben uns den Ball zugespielt. Dann haben wir uns überlegt: Wo haben wir unsere besonders geeigneten Orte, die schön gelegen sind in der wunderbaren Naturlandschaft oder die aufgrund ihrer künstlerischen Ausstattung etwas Besonderes sind, an denen es besondere Kirchenmusik oder wunderbare Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort gibt? Wo haben wir zudem auch noch sehr attraktive und offene Angebote, mit denen wir mit den Menschen in Kontakt treten und ganz neue Zielgruppen erreichen können und die einfach in ihrer großen Vielfalt für ein wunderbares Bild von Kirche stehen? Mit Orten, die beides erfüllen, wollen wir sozusagen in Kommunikation treten und für Kirche werben. Das sind Sinnstifterorte.

An wen richten sich die Sinnstifterorte?

Wir versuchen mit den Sinnstifterorten, ganz unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten zu öffnen. Die einen sind einfach gern unterwegs, wandern gerne. Deswegen haben wir zum Beispiel den Sinnstifterort am Hohen Peißenberg, von dem aus man wunderbare Pilgerwanderungen oder Radpilgerwanderungen unternehmen kann. Dann gibt es Menschen, die brauchen einen Ort, an dem man gut zur Ruhe kommen kann. Dafür eignet sich zum Beispiel das Kloster Seeon, unser wunderbares St.-Valentin-Kircherl in Ruhpolding oder die Jakobskapelle bei Fischbachau. Das sind Orte, an denen man ganz bei sich sein kann. Wiederum andere Leute brauchen Gemeinschaft. Die sind in ihrem Alltag oft zu sehr allein und freuen sich, wenn es Angebote gibt, bei denen man Gemeinschaft wieder ganz neu erleben darf. Das kann im Unterwegssein sein, das kann an einem Ort sein wie zum Beispiel im Badehaus in Wolfratshausen, an dem auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Und dann gibt es einen vierten Zugang, wir nennen ihn Kulturklang, da sind wir als Kirche auch sehr gut aufgestellt – mit Kirchenmusik zum Beispiel in Rottenbuch oder über mit wunderbarer Kunst im Diözesanmuseum auf dem Domberg in Freising.

Wie werden die Sinnstifterorte ausgewählt?

Seit wir in diesem Jahr mit unseren Sinnstifterorten an den Start gegangen sind, bekomme ich nahezu wöchentlich Angebote von Orten, die mich fragen: „Dürfen wir mitmachen? Wir haben einen wunderbaren Ort. Wäre das nicht etwas für die Sinnstifterorte?“ Im Fachbereich Tourismus und Sport hier im Ordinariat überlegen wir uns dann: Welcher Ort könnte passen? Wen wollen wir mit aufnehmen? Wir gehen dann ins Gespräch mit den Menschen vor Ort, machen ein, zwei Workshops und überlegen, was die Kernbotschaft dieses Orts sein könnte: Wofür steht dieser Ort und womit möchte er die Menschen ansprechen? Wir wählen nicht allein im kirchlichen Kontext aus, sondern haben auch unsere Kooperationspartner im Tourismus, in der Bayern Tourismus Marketing beziehungsweise auch mit den regionalen Verantwortlichen im Bereich Tourismus. Die beraten und helfen uns bei der Entscheidungsfindung.

Wer einen Ort für das Projekt „Sinnstifterorte“ vorschlagen möchte, kann sich per E-Mail an tourismusundsport@eomuc.de wenden.

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Karin Hammermaier
Artikel von Karin Hammermaier
Redakteurin
Recherchiert und schreibt Geschichten für [inne]halten.