Rituale
17.05.2024



Der pilgernde Schmied

In zwei Monaten will Hubert Hunstein von Oberfranken zu Fuß, öffentlich oder per Anhalter nach Mittelitalien. Der Schmied aus dem Erzbistum Bamberg pilgert nach Rom und hat ein selbstgeschmiedetes Kreuz im Gepäck, das er Papst Franziskus schenken will.  


Foto: © Bauer/SMB

Die Touristen auf dem Münchner Marienplatz bekommen gleich doppelt etwas geboten: Oben am Rathausturm das weltberühmte Glockenspiel und unten neben der Mariensäule Hubert Hunstein. Der groß gewachsene Mann trägt traditionelle Handwerkskleidung, einen Filzhut und eine Kreuzskulptur an einem rund zwei Meter langen Zwetschgenstab. Das noch größere Original hatte Hunstein 2013 für eine Kirche in seiner oberfränkischen Heimat geschmiedet, im selben Jahr, in dem aus Jorge Mario Bergoglio Papst Franziskus wurde. „Schon damals wollte ich ihm eine Version des Muggendorfer Kreuzes schenken“, sagt Hunstein. Mehr als zehn Jahre später will er diesen Traum nun verwirklichen.

Den Schmiedehammer immer in der Tasche

Das als Ferula – also als päpstlicher Bischofsstab – ausgeführte Kruzifix dient ihm auf der Reise als Wanderstab. Um das Kreuz aus dunklen miteinander verflochtenen Metallstäben windet sich ein goldfarbener stilisierter Christus. Die Botschaft: Jesus hält die chaotische Welt zusammen. Die Idee für das Motiv kam Hunstein schon Mitte der neunziger Jahre auf der Walz. Darum hat er seine jetzige Reise zum Papst in der Form auch an die Handwerker-Wanderschaft angelehnt. „Statt zwei bis drei Jahre habe ich aber nur zwei Monate Zeit“, sagt der 55-Jährige, „darum ist es eher eine Pilgerreise als eine Walz“. Seinen Schmiedehammer hat er zwar immer in der Tasche, arbeiten will er auf der Reise aus Zeitgründen aber nicht.  

Reise durch möglichst viele Bistümer

Von Bamberg startete er über Würzburg, Augsburg, Freising und Eichstätt nach München. Danach geht es über Regensburg und Passau weiter nach Linz, Salzburg und Innsbruck. In der Schweiz steht Chur auf dem Programm und dann folgenden unter anderem die italienischen Bistümer Mailand, Modena, Florenz, Pisa und am Schluss Rom. Wann genau er wo sein wird, weiß Hunstein aber nicht. „Wie auf der Walz bin ich auf die Gastfreundschaft der Menschen angewiesen, die mich aufnehmen“. Der Schmied will die Reise nutzen, um mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen: Über Glauben, Gott, die Welt und das Pontifikat von Papst Franziskus. „Mein Kreuz stellt ja auch die Begegnung und das Verbindende in den Mittelpunkt“.

Notiz für den Papst

Die ersten Wochen auf der Reise haben ihm schon einmal Lust auf die folgenden Etappen gemacht. Schon jetzt spricht er von einem unglaublichen Pool an Begegnungen und Erfahrungen. „Ich werde überall angesprochen, und das war genau das, was ich wollte – das haut voll hin!“ Ob er seine Ferula am Schluss wirklich dem Papst überreichen kann, weiß Hunstein aber nicht. „Notfalls lasse ich sie einfach im Petersdom liegen: Mit einem Zettel Für Papst Franziskus“.

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Korbinian Bauer
Artikel von Korbinian Bauer
Redakteur und Mitglied des Contentdesk
Recherchiert, schreibt und moderiert sozialpolitische und theologische Geschichten.