Anselm Grün wird 80
Der Münsterschwarzacher Benediktiner Anselm Grün und der Schwäbisch Haller Verleger Matthias Slunitschek leben völlig verschieden. Trotzdem hat der 39-jährige Familienvater zu Grüns 80. Geburtstag am 14. Januar eine Biografie über ihn verfasst.
Herr Slunitschek, nach Freddy Derwahl 2009 haben Sie nun – anlässlich seines 80. Geburtstags – eine Biografie über Anselm Grün geschrieben. Warum?
Zu dem Projekt kam es, weil der Vier-Türme-Verlag die Idee hatte, eine neue Biografie über Anselm Grün verfassen zu lassen, und dabei eher den Blick von außen gesucht hat. So wurde ich von der Lektorin angesprochen. Ich führe ein komplett anderes Leben als Anselm Grün, bin halb so alt wie er – ich werde dieses Jahr 40 – und habe vier Kinder. Es gibt aber durchaus gewisse Berührungspunkte. Zum Beispiel war mein 85-jähriger Vater vor seiner Zeit als Lehrer und Familienvater bei den Pallottinern. Auf die Anfrage des Verlags folgte dann eine Kennenlernphase, in der Anselm und ich geprüft haben, ob wir Vertrauen ineinander haben. Anselm war sehr wichtig, dass das Buch zum einen keine Lobhudelei wird, und zum anderen einen Mehrwert besitzt gegenüber der Biografie, die 2009 über ihn geschrieben wurde. Die neuere Biografie sollte auch seine Wirkungsgeschichte in den Blick nehmen, die ja wirklich enorm ist.
Apropos Wirkungsgeschichte: Wie erklären Sie sich seinen Erfolg?
Wenn gesagt wird „oh, das Phänomen Anselm Grün“, ist das meines Erachtens Quatsch. Bei einem Phänomen geht man immer davon aus, dass es nicht erklärbar ist. Aber Anselm Grüns Erfolg ist erklärbar. Er hat eine gute, klare Sprache und er hat unermüdlich seine Gedanken und natürlich auch das Wort Jesu zu den Leuten gebracht und unglaublich viele Menschen nach Münsterschwarzach geholt, zu Kursen, zu Vorträgen und so weiter. Er ist wirklich eine „Graswurzel-Berühmtheit“. Es hat mit kleinen Schritten angefangen. Die Leute wollten mehr hören. Er wollte auch mehr schreiben, weil ihm das einfach Spaß macht. Es gab zwischendrin, was seine Bekanntheit angeht, Schübe. Diese beruht natürlich auch auf den populären Büchern im Herder-Verlag, die einen Zeitgeist getroffen haben.
Der Spitzenbestseller mit, ich glaube, über zwei Millionen verkauften Büchern in Deutschland ist sein Engelsbuch, in dem er für verschiedene Anlässe und Lebenssituationen Engel beschrieben hat, die einen begleiten können, zum Beispiel den Engel der Versöhnung oder der Zuversicht. Er hat Engel damit aus der Kitschecke rausgeholt und versucht, ein Engelsbild für die Leute heute nutzbar zu machen. Sie müssen sich vorstellen: Wenn er zwei Millionen Bücher verkauft hat mit 50 Engeln drin, dann hat er die deutschen Wohnzimmer mit 100 Millionen Engeln bevölkert. Das ist enorm, und das haben viele Leute wirklich für sich genutzt.
Der Benediktiner-Pater gehört zu den Bestseller-Autoren christlicher Literatur. Seine spirituellen Ratgeber wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und haben sich bislang über 20 Millionen Mal verkauft. Bis 2013 war Anselm Grün auch als Cellerar für die wirtschaftlichen Belange der Abtei Münsterschwarzach zuständig. Mittlerweile widmet er sich ganz dem Schreiben, seiner Vortragstätigkeit und seinen Kursen im Gästehaus der Abtei.
Was einen bei ihm irgendwie anschreit, sind seine Geduld, seine Gelassenheit und die Ruhe, die er ausstrahlt. Das ist, glaube ich, das, was ihn so authentisch macht. Das ist für viele Menschen – auch für mich – das sichere Anzeichen dafür, dass hier wirklich jemand aus Erfahrung und erlebtem Wissen spricht. Sie können Anselm Grün zum Beispiel fragen – und das habe ich in meinem Buch gemacht: „Was ist der Sinn des Lebens?“, und Sie bekommen sofort eine Antwort, und zwar eine, die Sie zufrieden macht.
Welche denn?
Für Anselm Grün liegt der Sinn des Lebens darin, das einzigartige Bild, das Gott sich von jedem von uns gemacht hat, zu verwirklichen.