Rituale
21.04.2025

Was nach dem Tod von Papst Franziskus passiert

Sedisvakanz, Begräbnis, Konklave: Wie es nach dem Tod von Papst Franziskus nun weitergeht, erklärt die Radio Vatikan Journalistin Gudrun Sailer im Interview auf innehalten.de.
    

Bis zur Wahl eines neuen Papstes bleibt der Stuhl des Papstes im Petersdom leer. Bis zur Wahl eines neuen Papstes bleibt der Stuhl des Papstes im Petersdom leer. Foto: © IMAGO/ABACAPRESS

Welche Auswirkungen hat der Tod des Papstes auf die katholische Kirche?

Wenn der Stuhl Petri leer ist, dann kommt auch alles zum Stillstand, was der Papst sonst macht. Mehr noch: Alle Präfekten und alle Behördenleiter sind ihres Amtes enthoben mit dem Tod des Papstes. Der neue Papst kann sie dann später wieder bestätigen oder auch neue Präfekten berufen. Aber in der Zeit zwischen zwei Päpsten werden keine Bischöfe ernannt, keine Reformen ins Werk gesetzt, keine Dokumente weiter vorbereitet. In diesen zwei bis drei Wochen gibt es keinen Papst und es werden auch keine Entscheidungen getroffen, die so nur der Papst treffen kann.
    

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Was passiert stattdessen in dieser Zeit?

Die Zeit ohne Papst heißt in der katholischen Kirche Sedisvakanz, also Zeit des leeren Stuhls. Der Stuhl Petri ist leer. Und für diese Zeit gibt es ein ganz genaues Protokoll. Zunächst ist eine Trauerzeit vorgesehen von neun Tagen. Alle, die es möchten, können Abschied nehmen von der sterblichen Hülle des Papstes. Franziskus wird im Petersdom aufgebahrt und die Trauergäste werden in Prozessionsform zu diesem Sarg ziehen, der an der Confessio steht, also gleichsam über dem Grab Petri, des ersten Papstes.

Franziskus war ja durchaus ein unkonventioneller Papst. Wodurch unterscheidet sich das Prozedere nach seinem Tod denn von dem früherer Päpste?

Die auffälligste Änderung ist tatsächlich der Ort des Grabes. Papst Franziskus wird in der päpstlichen Marienbasilika Santa Maria Maggiore in Rom bestattet, in einem Raum, in dem bisher Kerzenständer lagerten. Das hat er sich selbst so ausgesucht. Und auch ansonsten ist die Gestaltung der Trauerzeit für Franziskus ein bisschen anders, nämlich schlichter. Ersatzlos gestrichen hat Franziskus zum Beispiel die Aufbahrung des päpstlichen Leichnams im Apostolischen Palast. Aufgebahrt wird nur noch im Petersdom und zwar in dem Sarg, in dem Franziskus später auch beerdigt wird. Alles zusammen ist die Papstbeerdigung nun schlichter als bisher. Das war ein ganz eindringlicher Wunsch von Papst Franziskus.

[inne]halten - das Magazin 10/2025

Schlüsselübergabe

In die Trauer mischt sich Aufbruchstimmung, die Welt blickt auf die Papstwahl.

Nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe hat das Konklave in Rom begonnen. Welche Aufgaben muss der Nachfolger von Papst Franziskus angehen? Wie kann er die Kirche überzeugend führen? Vatikan-Experte Ludwig Ring-Eifel gibt Antworten.

Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.


Nach dem Tod von Papst Franziskus bereiten sich Rom und die Weltkirche auf die Wahl eines neuen Oberhaupts für die katholische Kirche vor. Wann beginnt denn die Suche nach einem neuen Papst?

15 bis 20 Tage nach dem Eintritt der Sedisvakanz beginnt das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes. Es kann auch einige wenige Tage vorgezogen werden, wenn alle Papstwähler in Rom sind. Zwei bis drei Wochen nach dem Tod ist höchstwahrscheinlich ein neuer Papst gewählt. Dann gibt es das berühmte "Habemus papam".

Um das Konklave ranken sich viele Mythen, aber wie leben die Kardinäle denn während einer Papstwahl wirklich?

Die Kardinäle, die unter 80 Jahre alt und damit wahlberechtigt sind, wohnen im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, das sich Papst Franziskus als Papstresidenz ausgesucht hat. Dort essen die Papstwähler auch. Alle Mitarbeitende in der Marta müssen vorher einen Diensteid ablegen und schwören, nichts nach außen zu tragen. Zwischen Santa Marta und Sixtina verkehren dann Kleinbusse, die Papstwähler können aber natürlich auch zu Fuß zur Sixtinischen Kapelle gehen. Es sind in etwa 300 Meter. Aber kein Auswärtiger kann das sehen, weil niemand in den Vatikanstaat hineindarf, wenn ein Konklave läuft.

Vatikan-Expertin Gudrun Sailer: Die Papstbeerdigung wird schlichter als bisher. Vatikan-Expertin Gudrun Sailer: Die Papstbeerdigung wird schlichter als bisher. Foto: © privat


Die Papstwahl gilt als streng geheime Veranstaltung. Wie abgeschottet sind die Kardinäle wirklich in Zeiten von Internet und Handy?


Die Abschottung der Papstwähler bei einem Konklave kann man sich wirklich als total vorstellen. Dafür sorgt der Vatikan gewissenhaft und mit großem Aufwand. Keine Medien, keine Handys und keine Kontakte. Nur ein Ofenrohr, das von der Sixtina nach oben führt – für schwarzen Rauch und am Ende für weißen Rauch, wenn der neue Papst gewählt ist. Das ist beim Konklave tatsächlich die einzige Kommunikation zwischen Innen und Außen: ein Ofenrohr.

Bei Papst Franziskus waren viele Gläubige überrascht, die meisten hatten von Jorge Mario Bergoglio noch nie etwas gehört. Wer sind denn die aussichtsreichen Kandidaten bei diesem Konklave?

Das Kardinalskollegium ist so vielfältig wie noch nie in der Kirchengeschichte. Dafür hat Papst Franziskus in seinem Pontifikat eigenhändig gesorgt. Er hat in überschlagsmäßig 50 Ländern Kardinäle ernannt, die noch nie einen Kardinal hatten. Wer die aussichtsreichsten Kandidaten sind, lässt sich in dieser Gemengelage wirklich schwer absehen. Die Italiener wünschen sich einen Italiener und aus Italien sind auch immer noch überproportional viele Kardinäle. Aus den meisten anderen Regionen der Welt heißt es aber, die Zeit europäischer Päpste sei jetzt erst einmal vorbei. Ob das dann in der Sixtina so in Stein gemeißelt ist, werden wir kurz nach dem weißen Rauch erfahren.

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Korbinian Bauer
Artikel von Korbinian Bauer
Redakteur und Mitglied des Contentdesk
Recherchiert, schreibt und moderiert sozialpolitische und theologische Geschichten.