Osterrituale
Fünf Rituale für den Frühling und zu Ostern
Was haben der Hase, das Eierfärben oder das Lamm mit Ostern zu tun? Ines Schaberger zeigt auf, was hinter fünf Ritualen und Traditionen rund um Ostern steckt.

1. Osterhase versteckt Geschenke
Kaum sind die Schoko-Nikoläuse und -weihnachtsmänner aus den Supermarktregalen verschwunden, nehmen süße Osterhasen ihren Platz ein. Ostern ohne den Hasen wäre für viele Menschen unvorstellbar. Doch was hat der eigentlich mit dem christlichen Fest zu tun?
Hasen können mehrmals im Jahr Junge bekommen, bis zu 15 pro Wurf! Kein Wunder, dass sie schon bei den Germanen als Zeichen für Fruchtbarkeit und neues Leben galten.
Frühling, Wachstum, Aufblühen: All dies ist eng mit Ostern verbunden. Denn am Osterfest erinnern sich Christinnen und Christen an die Auferweckung Jesu, also daran, dass…
- das Licht stärker ist als die Dunkelheit.
- die Hoffnung stärker ist als die Verzweiflung
- das Leben stärker ist als der Tod.
Dass der Osterhase die Eier versteckt, ist ein netter Brauch für Kinder, der seit dem 17. Jahrhundert in Deutschland bezeugt ist. Ich deute ihn so: Auch die Hoffnung versteckt sich manchmal in den kleinen wie großen Sorgen des Alltags – und lässt sich nicht auf den ersten Blick erkennen. Wer sie nach einer beschwerlichen Zeit endlich entdeckt, freut sich umso mehr daran!
Idee für zu Hause: Versuchen Sie anstelle der versteckten Ostergeschenke doch einmal Gründe für Hoffnung zu finden! Diese können Sie in einem Notizbuch oder auf einem Blatt Papier notieren und die Liste immer dann ergänzen, wenn Sie einen Grund für Hoffnung in Ihrem Leben wahrnehmen. Wie es mir dabei erging, habe ich in einem Blogbeitrag beschrieben. Gründe für Hoffnung: ein Selbstversuch von Ines Schaberger | Innehalten
2. Ostereier
Dass es zu Ostern so viele Ostereier gibt, hatte einen praktischen Grund: Während der 40 Tage vor Ostern, der Fastenzeit, war der Konsum von Eiern verboten – die Eier, die die Hühner während dieser Zeit legten, wurden durch Kochen haltbar gemacht und zum Osterfest verzehrt. Pflanzen mit abfärbenden Säften wurden mitgekocht, um die gekochten von den rohen Eiern unterscheiden zu können.
Doch was haben Henne und Ei mit der Bedeutung des Osterfestes zu tun? Sie erinnern daran, dass aus etwas Kleinem und Unscheinbaren etwas Neues und Wundervolles werden kann: Denn ein Ei sieht von außen ziemlich tot aus. Tod, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit stehen für den Karfreitag, den Tag, an dem sich Christinnen und Christen an den Tod Jesu erinnern.
Zunächst heißt es also warten und die Hoffnungslosigkeit und Leere
aushalten – so schwer es auch fällt und so gerne man diese Zeit
überspringen würde. Das ist der Karsamstag, der Tag dazwischen.

Doch im Verborgenen wächst schon das neue Leben: Und nach rund 21 Tagen schlüpft ein Küken! Dies steht für den Ostersonntag: den Tag, an dem Christinnen und Christen die Auferweckung Jesu feiern.
Idee für zu Hause: Holen Sie sich den Frühling mit ein paar grünen Zweigen in einer Vase ins Haus! Sie können auch die Weidenzweige vom Palmsonntag dafür verwenden. Hängen Sie bunte Ostereier (selbst ausgeblasen und gefärbt/bemalt oder aus Papier ausgeschnitten) daran und erfreuen Sie sich an den Symbolen für neues Leben, die Ihr Zuhause schmückt.
3. Speiseweihe und Osterlamm
Schinken oder Speck, Ostereier, Brot, Butter, Salz und Kräuter und darüber eine bestickte Decke – daraus besteht der „Speiseweihekorb“, den Menschen am Nachmittag des Karsamstags oder in der Osternacht zur sogenannten „Speisenweihe“ mitbringen. Die Speisen werden gesegnet und gemeinsam mit der Familie oder im Freundeskreis verzehrt. So wird das Osterfest von der Feier in der Kirche in die eigenen vier Wände hinein verlängert.
Mit dabei ist oft ein sogenanntes Osterlamm, ein gebackener Rührteig-Kuchen in Form eines kleinen Schafes. (Osterlamm - Backen mit Christina) Aber warum genau ein Lamm?

Das Lamm ist in vielen religiösen Traditionen ein Symbol für das Opfer: Etwas Unschuldiges oder jemand Unschuldiger stirbt, damit andere leben können. Im Christentum wird Jesus deshalb auch als „Opferlamm Gottes“ bezeichnet. Viele Christinnen und Christen sehen dies kritisch und versuchen alternative Deutungen für den Tod Jesu zu finden.
In Literatur und Film ist das Motiv jedenfalls weit verbreitet: Jemand bringt ein Opfer und gibt sich selbst aus Liebe, damit andere leben können und der Kreislauf aus Gewalt und Gegengewalt durchbrochen wird.
Bekannte Beispiele dafür sind Harry Potter, der Löwe Aslan in „Narnia“, Neo in „Matrix“, Batman oder Gandalf in „Herr der Ringe“.
Idee für zu Hause: Stellen Sie einen Korb für ein Osterfrühstück zusammen! Bringen Sie diesen zu einem Gottesdienst mit Speisensegnung mit oder segnen Sie den Korb und die Speisen zu Hause, indem Sie ein Kreuzzeichen auf den Korb machen.
4. Osterlicht und Osterfeuer
Mein liebster Moment in der Feier der Osternacht: Vor sowie in der Kirche ist es komplett finster. In der Dunkelheit wird draußen das Osterfeuer entfacht und daran die Osterkerze entzündet, ein Symbol für den auferstandenen Christus. Die Osterkerze wird in die Kirche hineingetragen und beginnt, das dunkle Kirchenschiff zu erhellen. Doch das Licht breitet sich erst so richtig aus, wenn alle Mitfeiernden ein kleines Licht empfangen, das von der Osterkerze stammt. Alle halten dazu eine mitgebrachte Kerze in den Händen, lassen sie entzünden und teilen ihre Flamme mit den Umstehenden.
Dazu ertönt der Gesang: „Christus, das Licht!“ Und alle antworten. „Dank sei Gott!“ Dreimal wird dieser Wechselgesang wiederholt, während es nach und nach heller wird.
Für mich gibt es kein eindrücklicheres Zeichen für Auferweckung, für Ostern, für neue Hoffnung: Das Licht durchbricht die Dunkelheit.

Idee für zu Hause: Zünden Sie eine Kerze im dunklen Raum an und spüren Sie, welche Wirkung diese Lichtquelle entfacht, und wie Sie langsam klarer sehen können. Hören Sie dazu, wenn Sie möchten, Händels „Halleluja“ an. Oder stehen Sie am Ostermorgen zum Sonnenaufgang auf und spüren Sie, wie das Licht sich Bahn bricht und es langsam wärmer wird.
[inne]halten - das Magazin 9/2025

Papst Franziskus ist tot.
Ein Pontifikat des Zuhörens, der Barmherzigkeit und der Nähe ist zu Ende gegangen.
In unserer aktuellen Ausgabe von [inne]halten blicken wir zurück auf das Leben und Wirken von Papst Franziskus, auf seine Zeichen der Demut, seine Reformimpulse und seine Botschaft an die Welt.
Wir ordnen ein, was nun geschieht – vom Abschied bis zur Wahl seines Nachfolgers.
Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.
5. Osterspaziergang bzw. Emmausgang
Zwei Menschen gehen von Jerusalem nach Emmaus. Sie müssen die vergangenen drei Tage erst verarbeiten: den Horror des Karfreitags, als der Mann, den sie für den Erlöser ihres Volkes gehalten hatten, grausam getötet wurde. Der lange, quälende Karsamstag. Ihre eigene Angst, Ratlosigkeit und Unsicherheit. Und jetzt am dritten Tag die Nachricht der Frauen, dass Jesus nicht tot sei, sondern lebe. Was machen sie mit dieser Neuigkeit? Wie soll es weitergehen? Stehenbleiben wollen sie nicht, sondern weitergehen, darüber reden. Unterwegs gesellt sich jemand zu ihnen. Doch erst, als er beim Abendessen das Brot bricht und das Dankgebet spricht, erkennen sie ihn: Jesus.
Das ist die Emmauserzählung, wie sie im Lukasevangelium (Kapitel 24, Verse 13-35) steht und am Ostermontag in Gottesdiensten vorgelesen wird. Mancherorts gibt es den „Emmausgang“, einen gemeinsamen Spaziergang oder einen Pilgerweg, gestaltet mit österlichen Gedanken.
Bemerkenswert ist, dass Jesus in der Erzählung genau in dem Moment verschwindet, als die zwei Männer, seine Jünger, ihn erkennen. Dahinter steckt die Erfahrung der ersten Christinnen und Christen, die Menschen bis heute machen: Den Auferstandenen kann man weder festhalten noch ausschließlich für sich beanspruchen, aber im gemeinsamen Mahl erfahren.
Idee für zu Hause: Schließen Sie sich einem Emmausgang an, oder initiieren Sie am Ostermontag selbst einen Spaziergang mit einer Person, der Sie vertrauen. Sprechen Sie über das, was Sie in letzter Zeit bewegt, berührt oder unruhig gemacht hat – und lassen Sie sich überraschen, wie durch das Gehen neben dem Körper auch Ihre Seele in Bewegung kommt. Vielleicht kommen Ihnen dabei (wie den Jüngern Jesu) neue Erkenntnisse!