Glaubenswelten
29.10.2025

80. Todestag von Pater Rupert Mayer

„Es ist der Herr ... der Herr ... der Herr“

Ein halbes Jahr war es dem seligen Pater Rupert Mayer vergönnt, in der vom Krieg zu weiten Teilen zerstörten bayerischen Landeshauptstadt nach seiner Rückkehr zu wirken. Vor 80 Jahren, am 1. November 1945, starb der Jesuit beim Gottesdienst zu Allerheiligen.
     

Der aufgebahrte Leichnam von Pater Rupert Mayer SJ. Der aufgebahrte Leichnam von Pater Rupert Mayer SJ. Foto: © Archiv MMK

Als Pater Rupert Mayer am 11. Mai 1945, also drei Tage nach Kriegsende, in einem holzgasgetriebenen Auto aus seinem ihm 1940 von den Nazis zugewiesenen Exil in der Benediktinerabtei Ettal nach München zurückkehrte, lag die bayerische Landeshauptstadt in Trümmern. Nach mehr als 70 Luftangriffen seit 1940 war die Bausubstanz insgesamt zu 45 Prozent zerstört, die der Innenstadt sogar zu etwa 60 Prozent. Zu beklagen waren rund 21.000 völlig vernichtete oder schwer beschädigte und fast 40.000 in Mitleidenschaft gezogene Gebäude, darunter nicht nur beispielsweise Wohn- und Krankenhäuser, Schulen, Verwaltungsgebäude oder Kulturbauten, sondern auch 108 (von 206) Kirchen und Kapellen, wie St. Peter, der Liebfrauendom, St. Michael oder der Bürgersaal. Rund 300.000 Menschen waren obdachlos, etwa 20.000 allein aus München im Lauf des Krieges umgekommen.

Ungeduldig hatte der 69-jährige Jesuit auf seine Rückkehr gewartet, war er doch seit dem Eintreffen der Amerikaner in Ettal am 6. Mai wieder ein freier Mann. Zuallererst stattete er der Barockstatue der „Schmerzhaften Muttergottes“, dem berühmten Gnadenbild vom Herzogspital, einen Dankbesuch ab. Es war in die Klinik von Professor Dr. Max Lebsche, der ihn abgeholt hatte, in Sicherheit gebracht worden. Danach ging es zu seinen Mitbrüdern in die Jesuitenniederlassung bei St. Michael, wo Pater Rupert Mayer wieder herzlich aufgenommen wurde. Nach Michael von Faulhabers Tagebucheintrag vom 11. Mai kam es noch am selben Tag um 21 Uhr auch zu einer Begegnung Pater Mayers mit dem Kardinal im Erzbischöflichen Palais, worüber allerdings nichts Näheres bekannt ist.

Münchens „15. Nothelfer“

Aus Rücksicht auf seinen schlechten Gesundheitszustand wollten ihm die Jesuiten zwei bessere Zimmer einräumen, doch er bezog wieder seine alten, feuchten Räume. Sofort nahm er seine seelsorgliche Tätigkeit wieder auf. Die Menschen strömten wieder zum „15. Nothelfer“ der Stadt mit ihren Sorgen, wie da waren: Entnazifizierung, Suche nach Vermissten und Kriegsgefangenen, nach Wohnung, Kleidung und Lebensmitteln. Pater Mayers arbeitsreicher Tag begann deshalb bereits um 4 Uhr morgens. Am Vormittag hatte er Sprechstunde, danach machte er sich zu verschiedenen Behörden et cetera auf, um die ihm vorgetragenen Anliegen nach Möglichkeit einer Lösung zuzuführen. Abends hatte er dann noch – oft bis Mitternacht – die umfangreiche schriftliche Korrespondenz zu erledigen. Großen Zulauf fand seine Predigt am Hauptfest der Marianischen Männerkongregation am 27. Mai in der Ludwigskirche, dem allein für eine größere Menschenmenge noch nutzbaren Gotteshaus in der Münchner Innenstadt. Darin forderte er eindringlich zu einer tatkräftigen Mitarbeit aller am Neuaufbau von Kirche und Gesellschaft auf. 

Ein weiterer Höhepunkt seines öffentlichen Wirkens war die Münchner Fronleichnamsprozession am 31. Mai. Dort führte er wie vor dem Krieg als Präses der Kongregation in Rochett und Stola die Gruppe der Sodalen an, ungeachtet seiner körperlichen Beschwerden. Nachdem er noch einmal alle Pfarrgruppen der Marianischen Männerkongregation aufgesucht hatte, bat er Kardinal von Faulhaber um Entbindung von seiner Aufgabe als Präses, hatte er doch jeweils im Juli und September schon einen kleinen Schlaganfall erlitten. Die Bitte wurde ihm am 3. Oktober gewährt. Doch hörte er nicht auf, weiterhin an vielen Orten zu predigen, Beichte in St. Michael zu hören und sich für Notleidende einzusetzen.

     

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Gehirnschlag an Allerheiligen 

Wie üblich hielt Pater Rupert Mayer – bereits in Vorahnung eines nahen Todes – auch an Allerheiligen 1945 einen Gottesdienst in der Kreuzkapelle an St. Michael. Während der Predigt der Acht-Uhr-Messe zum Thema Eucharistie kam er mit den Worten „Es ist der Herr … der Herr … der Herr“ ins Stocken, konnte nicht weitersprechen und blieb unverwandt, an den Altartisch gelehnt, stehen. 

Seine anwesende Ärztin stellte bei dem Bewusstlosen einen Gehirnschlag fest. Nach Spendung der Krankensalbung konnte Pater Mayer in die Privatklinik „Josephinum“ eingeliefert werden. Dort starb er, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, noch am selben Tag um 11.10 Uhr.

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Überführung als Triumphzug

Damit die Münchner Abschied von ihm nehmen und ihm Dank sagen konnten, wurde er im Oratorium über der Kreuzkapelle aufgebahrt. Am 4. November wurde der Sarg in die Kapelle des Berchmanskollegs der Jesuiten in Pullach überführt. Da beim Requiem dort der Platz nicht ausreichte, wurde gleichzeitig eine Totenmesse auf dem Gartengelände gefeiert. Anschließend fand die Beisetzung auf dem benachbarten Ordensfriedhof durch den Jesuiten-Provinzial statt. Die einzige Ansprache dort hielt der Präfekt der Marianischen Männerkongregation, Josef Lurtsch. Als Erster trat dann der ebenfalls anwesende Kardinal Michael von Faulhaber zum Abschied an das offene Grab. 

Da der Besucherandrang zu dieser relativ entlegenen und nur an Sonn- und Feiertagen zugänglichen Grabstätte sehr groß war, entschloss man sich schließlich, den Leichnam zu exhumieren und in den Bürgersaal im Zentrum Münchens zu übertragen. Denn dieser fungierte damals auch als „St.-Michaels-Notkirche“, da die Michaelskirche noch nicht wiederaufgebaut war; außerdem hatte hier Pater Rupert Mayer seit 1921 als Präses gewirkt. Die Überführung im Mai 1948 sollte dann einem Triumphzug gleichen.

Lothar Altmann

Zum 80. Todestag von Pater Rupert Mayer feiert Kardinal Reinhard Marx am Montag, 3. November, um 12 Uhr eine Messe im Bürgersaal (Neuhauser Straße 14), in St. Michael (Neuhauser Straße 6) führen beim Hochamt um 18 Uhr Hans Berger und der Montini-Chor die „Rupert-Mayer-Messe“ auf.
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