Rituale
10.03.2025

Ein Fasten, das Gott gefällt: Was die Bibel über das Fasten sagt

Fasten sei kein rein symbolischer Bußakt, meint Theresa Reischl, sondern ein Sich-Konzentrieren auf das Wesentliche: Was dient allen Menschen? Was sind unsere gemeinsamen Grundlagen?
 

Kilos zu verlieren, ist Hauptziel der meisten Frühjahrsfastenaktionen. Davon schreibt das Kirchenrecht jedoch nichts. Kilos zu verlieren, ist Hauptziel der meisten Frühjahrsfastenaktionen. Davon schreibt das Kirchenrecht jedoch nichts. Foto: © imago/Shotshop

Ricarda Lang hat abgenommen. Man sollte meinen, das geht niemanden etwas an. Trotzdem war es Thema von Artikeln und Diskussionsrunden. Joschka Fischer ging es ähnlich – Inhalte sekundär, dafür: Welche Tipps gibt es? Was sagt es über die Psyche aus? Und welche Rolle spielt der Gesundheitsaspekt?

Wenn man „fasten“ im Internet eingibt, bekommt man verschiedene Fastenarten, Hilfsmittel, psychologische Tricks und Ähnliches angeboten, meist mit dem Fokus auf Selbstoptimierung durch Abnahme, Abgrenzung gegenüber Willensschwachen oder vermeintlich ganz einfach zu erzielenden Ergebnissen. Die Optik ist das Wesentliche.

40 Tage Zeit, um umzukehren

Kilos zu verlieren, ist Hauptziel der meisten Frühjahrsfastenaktionen, es ist auch nicht verwerflich. Davon schreibt das Kirchenrecht nur nichts … Canon 1251 definiert die Fastenzeit als 40-tägige Bußzeit, in der am Aschermittwoch und Karfreitag Fasten einzuhalten ist. An diesen Tagen soll es nur eine sättigende Mahlzeit geben und auf Fleisch verzichtet werden – „denn Jesus hat in der Wüste 40 Tage gefastet und durch sein Beispiel diese Zeit der Buße geheiligt“, wie wir am ersten Fastensonntag hören. 40 Tage und Nächte – die Zahl verweist auf das erste Testament. Noah war 40 Tage auf seiner Arche, Moses hat so lange auf Brot und Wasser verzichtet, während ihm die Zehn Gebote diktiert wurden, und Jona hat den Menschen in Ninive 40 Tage Zeit gegeben, um umzukehren.

Fasten ist kein rein symbolischer Bußakt, vielmehr ein Sich-Konzentrieren auf das Wesentliche. 

Die Bücher Jesus Sirach und Joel zum Beispiel betonen, dass Fasten ohne innere Umkehr sinnlos ist: „Kehrt um mit ganzem Herzen und mit Fasten, und mit Weinen und mit Klagen!“ (Joel 2,12 wörtliche Übersetzung).
 

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„Helft, wo ihr könnt!“

Der Prophet Jesaja geht noch weiter, er fordert, dass Fasten kein persönlicher Akt bleibt, sondern immer verbunden sein muss mit Zuwendung zum Nächsten: „Denkt ihr, mir einen Gefallen zu tun, wenn ihr bloß auf Essen und Trinken verzichtet, den Kopf hängen lasst und euch in Trauergewändern in die Asche setzt? Nennt ihr so etwas ›Fasten‹? Ist das ein Tag, an dem ich, der HERR, Freude habe? Nein.

Ein Fasten, das mir gefällt, sieht anders aus: Löst die Fesseln der Menschen, die man zu Unrecht gefangen hält, befreit sie vom drückenden Joch der Sklaverei und gebt ihnen ihre Freiheit wieder! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Teilt euer Brot mit den Hungrigen, nehmt Obdachlose bei euch auf, und wenn ihr einem begegnet, der in Lumpen herumläuft, gebt ihm Kleider! Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten eurer Mitmenschen!“ (Jes 58,5–7 nach „Hoffnung für alle“).

Theresa Reischl. Theresa Reischl. Foto: © privat
Interessanterweise findet sich in der Vielzahl der Gebote und Schriften der ersten fünf Bücher kein Fastengebot zu bestimmten Zeiten. Erst in exilisch beziehungsweise nachexilischen Schriften gibt es einzelne Verweise auf Fastentage. Da aber immer verbunden mit der Erinnerung an ein trauriges Ereignis, das sich in Freude verwandelt hat, wie etwa im Buch Esther das Purimfest, dem ein Fasten vorausgehen soll, zur Erinnerung an die Rettung aus Persien (Est 9,31). Das erklärt auch, warum Jesus im Matthäusevangelium (6,16) dazu aufruft, beim Fasten kein finsteres Gesicht zu machen wie die Heuchler, denen man von Weitem ansieht, dass sie fasten.
  

[inne]halten - das Magazin 6/2025

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Fastenzeit

Normalerweise verzichten wir in der Fastenzeit auf etwas. Wie wäre es, in diesem Jahr mal das Gegenteil zu tun - und besonders verschwenderisch zu sein? Zu verschwenden gäbe es viel: Zeit und Geld, Freude und Liebe, Kraft und Hoffnung. Ideen wie so etwas aussehen könnte, finden Sie in der aktuellen Ausgabe!

Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.


Sich aufs Wesentliche konzentrieren

Für eine gewisse Zeit verzichten: auf Hass, auf böse Worte, auf Hetze, auf Egoismen; sich aufs Wesentliche konzentrieren: Was dient allen Menschen? Was sind unsere gemeinsamen Grundlagen? Sich um den Nächsten kümmern, nicht nur den eigenen Vorteil suchen und Hoffnung/Vorfreude spüren – ich glaube, das können wir alle gerade brauchen.

Eine gesegnete Fastenzeit!

Theresa Reischl
Theologin, Dekanatsreferentin im Dekanat Freising
  

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