Glaubenswelten
08.05.2025

US-Amerikaner Robert Prevost ist Papst Leo XIV.

Genau 150 Jahre nach ihrem ersten Kardinal haben die USA nun auch ihren ersten Papst. Robert Prevost ist ein echter Kenner der Weltkirche - und beriet einst mit den deutschen Bischöfen über Reformen in der Kirche.

Papst Leo XIV. nach seiner Wahl auf der Loggia des Petersdoms. Papst Leo XIV. nach seiner Wahl auf der Loggia des Petersdoms. Foto: © IMAGO / Catholicpressphoto

Mit Papst Leo XIV., mit bürgerlichem Namen Robert Francis Prevost, hat die katholische Kirche erstmals ein Oberhaupt mit us-amerikanischem Pass. Kirchenoberhäupter aus den USA galten lange als undenkbar. Um politische Verwicklungen zu vermeiden, sollte der Chef der weltweit größten Glaubensgemeinschaft eigentlich nicht aus dem mächtigsten Land der Erde stammen. Aber der neue Papst ist in der Weltkirche und in der römischen Kurie mindestens ebenso zuhause wie im Land seiner Geburt.

Unter dem Vorgänger Franziskus leitete der 69-Jährige die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war er in den vergangenen zwei Jahren zuständig für Bischofsernennungen weltweit.

Über seine Behörde laufen auch die sogenannten Ad-limina-Besuche. Regelmäßig kommen Bischofskonferenzen zur Berichterstattung über ihre lokale Kirche in den Vatikan. Das machte Prevost zu einem der bekanntesten Gesichter im Kardinalskollegium, das nie zuvor so zerstreut über die Welt war und sich vor dem Konklave untereinander kaum kannte.

Papst Leo XIV.: Vom Augustiner-Missionar zum obersten Personalchef der Weltkirche

Der am 14. September 1955 in Chicago geborene Kirchenmann gilt als diplomatisch, pragmatisch und geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenvertretern, ebenso bei seinen Mitarbeitern. Internationale Erfahrung sammelte er nicht erst durch seine letzte Position in der Kurie.

1977 trat er dem Augustinerorden bei und wurde zum Studium des Kirchenrechts nach Rom geschickt. Anschließend entsandte ihn sein Orden als Missionar nach Peru. Bis Anfang der 2000er Jahre wechselte er zwischen verschiedenen Positionen in den USA und Peru; war hauptsächlich in der Ausbildung junger Ordensmänner tätig. Spanisch und Italienisch spricht er mit einem leichten englischen Akzent.
    

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Robert Prevosts Aufstieg im Vatikan:
Internationale Erfahrung und
Führungsstärke im Dienst der katholischen Kirche

2002 wählte ihn der Augustinerorden zu seinem weltweiten Leiter. Für zwei Amtszeiten ging Prevost nach Rom. In der Generalkurie seines Ordens nahe dem Vatikan lebt der US-Amerikaner seit seiner erneuten Rückkehr nach Rom Anfang 2023. Zuvor leitete er das Bistum Chiclayo in Peru, war zweiter Vizepräsident der kirchenpolitisch polarisierten Peruanischen Bischofskonferenz.

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In dem südamerikanischen Land lernte ihn Papst Franziskus kennen, der ihn schließlich als Leiter der Bischofsbehörde in den Vatikan holte und zum Kardinal machte. Zugleich war Prevost auch Präsident der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission.


Der Papstname Leo

Mit diesem Namen tritt Leo XIV. in eine traditionsreiche Reihe ein - insgesamt 13 Päpste haben ihn vor ihm getragen. Der letzte war Leo XIII. (1878-1903), und es ist davon auszugehen, dass sich der neue Papst an dessen Wirken orientieren möchte. Unter seinem Pontifikat wurden zentrale Grundlagen für die moderne vatikanische Außenpolitik gelegt. Zudem positionierte sich der Vatikan erstmals als humanitärer Akteur in Kriegs- und Krisenzeiten. Ein Meilenstein war die Enzyklika Rerum novarum (1891), mit der Leo XIII. als erster Papst die soziale Frage thematisierte. Er forderte gerechte Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Arbeiter - ein revolutionärer Schritt zur Etablierung der katholischen Soziallehre. Er war zudem der erste Medienpapst: Er gab ein Zeitungsinterview und ließ sich filmisch dokumentieren, was ihn zu einem Pionier kirchlicher Medienpräsenz machte.

Auch Leo IX. (1049-1054) gilt als bedeutender Reformpapst. Er bereiste Europa, um die Kurie und die Gläubigen zu erneuern - und gilt als erster Reisepapst. Von großer Bedeutung ist Leo I., auch Leo der Große genannt (440-461). Er verteidigte Rom mutig gegen äußere Feinde: 452 stellte er sich dem Hunnenkönig Attila entgegen, 455 den Vandalen. Zudem war er ein brillanter Theologe - einer von nur zwei Päpsten, die den Titel "der Große" tragen (neben Gregor I.).


Nun muss Leo XIV. nicht nur einen weltweit organisierten Orden, sondern die gesamte katholische Weltkirche mit ihren 1,4 Milliarden Mitgliedern leiten. Den Weg seines Vorgängers in Richtung einer Kirche mit mehr Teilhabe aller Gläubigen dürfte er weitergehen.

Franziskus hatte diesen Weg noch kurz vor seinem Tod nochmals verlängert, indem er eine "kirchliche Generalversammlung" für Oktober 2028 anberaumte. Den bescheidenen und menschennahen Stil von Franziskus wird wohl auch der nächste Ordensmann im Papstamt fortführen wollen.

Severina Bartonitschek

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Artikel von KNA
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