Interview
Katholische Gottesdienste verstehen lernen
Der Trierer Liturgiewissenschaftler Marco Benini hat ein neues Buch geschrieben: „Brannte nicht unser Herz? Die Messe verstehen - Eucharistisch leben“ lautet der Titel. Dem Autor liegt auch als Priester viel daran, die Schönheit und die Spiritualität katholischer Gottesdiente allgemeinverständlich zu vermitteln. Redakteurin Karin Hammermaier hat für das Magazin Innehalten mit ihm gesprochen.
2015 erschien im Verlag Sankt Michaelsbund das Buch „Richtig Messe feiern“ des Liturgiewissenschaftlers Markus Eham. Es war aus einer Serie in der „Münchner Kirchenzeitung“ hervorgegangen. Warum haben sie nun ein neues Buch über die heilige Messe vorgelegt?
Marco Benini: Weil Interesse und Bedarf an der Erschließung der Messe bestehen. Das Buch geht zurück auf die Eucharistie-Tage „Brannte nicht unser Herz?“, die zunächst an mehreren Orten im Bistum Trier und dann – vom Papstschreiben zur liturgischen Bildung (2022) motiviert – online und hybrid vom Deutschen Liturgischen Institut bundesweit angeboten wurden. Man konnte einzeln oder als Gruppe im Pfarrheim teilnehmen. Einmal kamen bis zu 400 Leute zusammen! Die Wochenzeitschrift Christ in der Gegenwart lud mich ein, die Vorträge zu einer Artikelserie auszubauen, die die Messe von Anfang bis zum Ende erklärt und geistlich erschließt. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen wird die Serie nun als Buch präsentiert. Also steht eine ähnliche Erfahrung wie bei jenem der Münchner Kirchenzeitung dahinter, wobei damals das „neue“ Gotteslob (2013) der Auslöser war.
Für wen haben Sie dieses Buch geschrieben?
Benini: Für alle, die an der Messe teilnehmen. Es sind keine theologischen Vorkenntnisse nötig. Ich habe mich bemüht, einfach, prägnant und zugleich mit Tiefe zu schreiben, um Herz und Verstand anzusprechen. Das Buch legt einen Schwerpunkt darauf, wie wir mit geistlichem Gewinn teilnehmen können. Wir sind ja keine stummen Zuschauer, sondern vollziehen alle hörend, betend, singend die Liturgie mit. Wer einen besonderen Dienst ausübt wie als Lektorin oder Kommunionhelfer, wird manche Abschnitte besonders ansprechend finden. Zum Beispiel wird bei der Lesung nicht einfach ein historischer Text verlesen, sondern sie ist ja „Wort des lebendigen Gottes“, d. h. Gott spricht da zu uns. Wer liest, darf Sprachrohr Gottes sein! Auch von Priestern und Hauptamtlichen habe ich schon positive Resonanz bekommen, weil die so vertrauten Texte bewusster wahrgenommen und vollzogen werden. Es ist wie mit einer Muschel. Wenn man sie ans Ohr hält, hört man das Rauschen des Meeres. Wenn man die Worte des Hochgebetes bedenkt, hört man in ihnen das Rauschen der Liebe Gottes. Von meinen bisherigen Büchern habe ich keines mit so viel Liebe geschrieben wie dieses.
Ihr Buch trägt den Untertitel „Die Messe verstehen – Eucharistisch leben“. Wie kann das gelingen?
Benini: Bei den Eucharistie-Tagen sagten mir Leute: „Der Sinn war mir noch gar nicht bewusst. Warum hat uns das noch nie jemand gesagt?“ Daher erschließt das Buch in kurzen erklärenden und deutenden Beiträgen die Elemente der Messfeier. Liturgie und Leben gehören zusammen. Das „Brot des Lebens“ gibt unserem Leben Kraft; es zielt darauf, dass wir eucharistisch leben. Das heißt wir dürfen dankbar, mit der Gewissheit der Gegenwart Jesu, mit der Kraft und Freude seiner Auferstehung leben. So kann Emmaus zur Fortsetzungsgeschichte werden: in der Messe und im Leben – jeweils mit brennendem Herzen.