Ein Ausverkauf der Beschäftigten
In Bayern soll ein neues Ladenschlussgesetz kommen. KAB-Präses Wagner kommentiert, warum das den Sonntagsschutz, aber auch die Beschäftigten und den Mittelstand gefährdet.
Als „Chancengesetz für Bayern“ preisen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Arbeitsministerin Ulrike Scharf das neue bayerische Ladenschlussgesetz, das nach der Sommerpause vom Landtag verabschiedet werden soll. Es bringe wichtige Impulse für Einzelhandel und Innenstädte, verbessere die Nahversorgung auf dem Land. Ein Ladenschlussgesetz dient aber nicht dem Ziel, Handel auszudehnen, sondern dazu, die Beschäftigten zu schützen. Die CSU in der Staatsregierung lässt sich unnötig vom Wirtschaftsminister treiben.
Ein trojanisches Pferd der Handelskonzerne
Die Arbeitsministerin verkauft es als Ankunft in der Moderne, dass sie mit den digitalen Supermärkten auf ein trojanisches Pferd der Handelskonzerne setzt. Diese Märkte rentieren sich nämlich nur dadurch, dass sie Umsatz vom Wettbewerb abziehen, der zu dieser Zeit geschlossen hat. Ohne Personal funktionieren sie selbstverständlich auch am Sonntag nicht. Nur kapitalstarke Handelskonzerne können die aufwendigen und teuren Stores betreiben. Der mittelständische Einzelhandel, auf dem die soziale Marktwirtschaft fußt, wird durch die Automatensupermärkte um wichtige Umsätze gebracht.
Letztendlich werden die Beschäftigten ausverkauft. Shoppingnächte führen zu Nachtarbeit. Diese ist gesundheitsschädlich. Sieben von zehn Beschäftigten im Einzelhandel sind Frauen, die abends nicht bei ihren Familien und Kindern sein können. Jede längere Öffnungszeit führt zu einer Abwanderung von Fachkräften. Das verstärkt den Fachkräftemangel im Handel weiter. Die Staatsregierung wäre gut beraten, endlich datenbasierte Strukturpolitik zu betreiben und die öffentliche Nahversorgung zukunftssicher zu gestalten. Anstatt den Ausverkauf voranzutreiben und als modern zu bezeichnen, wäre es angebracht, im Sinne derer zu entscheiden, die den Handel am Leben halten. Das sind die Beschäftigten, der Mittelstand und ihre Familien.
Michael Wagner, Landespräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)