Immer mehr Angriffe auf Muslime
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel haben in Deutschland nicht nur antisemitische Vorfälle zugenommen, sondern auch antimuslimische. Die Zivilgesellschaft meldet einen traurigen Höchststand.

70 Angriffe wurden demnach auf religiöse Einrichtungen wie Moscheen verübt. Zudem zählte das zivilgesellschaftliche Bündnis 198 Körperverletzungen und zwei Tötungsdelikte. Etwas mehr als die Hälfte alle Vorfälle machten verbale Angriffe aus, ein knappes Viertel Diskriminierungen. Ein großer Teil der dokumentierten Vorfälle habe Frauen getroffen und sei im öffentlichen Raum sowie im Bildungsbereich geschehen. Man gehe zudem von einer großen Dunkelziffer aus, hieß es.
Neue Eskalationsstufe beklagt
„Gewalt, Ausgrenzung und Beleidigungen gegen Musliminnen und Muslime sind Alltag in Deutschland“, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Natalie Pawlik. „Das dürfen wir nicht akzeptieren.“ Auch jede und jeder Einzelne sei gefragt, bei Vorfällen zu widersprechen, einzuschreiten und solidarisch zu sein.
Die Co-Geschäftsführerin der Claim-Allianz, Rima Hanano, beklagte eine neue Eskalationsstufe antimuslimischer Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung. Es gebe eine „neue Qualität von antimuslimischem Rassismus in Form einer zunehmenden Normalisierung, Enthemmung und Brutalität“. Frauen mit Kopftuch würden bespuckt, Kinder auf dem Schulweg beschimpft, Moscheen mit Hakenkreuzen beschmiert. Menschen verlören Wohnungen, Jobs, Sicherheit und ihre Würde.
Vorstoß für eigenen Bundesbeauftragten
Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, Ali Mete, forderte mehr Sensibilisierung in Behörden und Schulbüchern sowie einen eigenen Bundesbeauftragten gegen antimuslimischen Rassismus. „Noch immer vermitteln Schulbücher ein verzerrtes Bild: Migration wird überwiegend als Problem dargestellt, nicht als Teil unserer gesellschaftlichen Realität“, sagte Mete dem „Tagesspiegel“. Parallel zu antisemitischen Vorfällen, so die Claim-Allianz, sei auch die Zahl antimuslimischer Vorfälle seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom Oktober 2023 stark gestiegen. Auch der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg im Dezember 2024 habe dort zu mehr antimuslimischen Übergriffen und Bedrohungen geführt.
[inne]halten - das Magazin 14/2025

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Aktionsplan gegen Rassismus
Das Bündnis fordert eine bessere Erfassung antimuslimischer Vorfälle sowie mehr Schutz und Beratung für Betroffene. Auch wird ein neuer Nationaler Aktionsplan gegen Rassismus verlangt, der auch antimuslimischen Rassismus klar benenne. Die Zahlen der Jahresbilanz der Claim-Allianz basieren auf 26 regionalen Melde- und Beratungsstellen aus 13 Bundesländern, auf bundesweiten Meldungen über das Meldeportal „I Report“, Fallzahlen aus der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität 2024 sowie auf Pressemeldungen der Polizei und Medienberichten. Das Bundeskriminalamt erfasste etwa im Bereich Hasskriminalität für 2024 einen Anstieg islamfeindlicher Straftaten um 26 Prozent auf 1.848.
Alexander Riedel