Der letzte deutsche Missionar in Papua-Neuguinea
Arnold Schmitt ist katholischer Priester und lebt seit vielen Jahren im melanesischen Inselstaat. In seinem täglichen Engagement für die Bevölkerung ist er mit viel Armut und Gewalt konfrontiert.
Als er im Jahr 1999 nach Papua-Neuguinea ging, hat er mit dem lieben Gott einen Vertrag geschlossen: „Ich arbeite hart, ich nehme nichts für mich selbst und er muss das Geld finden. Und er hält sich an seinen Vertrag. Immer.“ Als Pater Arnold Schmitt das sagt, lächelt er. Denn er fühlt sich richtig an dem Ort, an dem er lebt und arbeitet.
„Ich bin ein altmodischer Missionar“ betont der 65-Jährige immer wieder. Der gebürtige Aschaffenburger spricht Fränkisch mit einem leichten Akzent, der vom melanesischen Pidgin-English kommt, das er fließend beherrscht.
Arbeit im Armenviertel
Derzeit ist er mit missio München unterwegs in Bayern und erzählt von seiner Arbeit in Goroka, einer 30.000-Einwohner-Stadt im Hochland. Das Armenviertel Pisswara beginnt gleich neben seiner Pfarrei. Benannt wurde es nach der Kläranlage, die dort früher stand. Wer weiß, dass Pidgin-English eine Kombination aus englischen, melanesischen und deutschen Wörtern ist, kann sich vorstellen, wie es dort riecht. Heute leben hier Menschen in selbst gezimmerten Hütten und haben kaum Perspektiven, dem Elend zu entkommen.
Denn nur mit guter Bildung hätten sie eine Chance auf einen Job, von dem sie leben können. Im missio-Podcast „Reisewarnung“ erklärt der Missionar: „Ein Jugendlicher, der nicht die Chance auf Schule und Ausbildung hat, wird zu 90 Prozent entweder kriminell, Alkoholiker oder drogenabhängig. Marihuana kostet bei uns fast nichts.“ Die Mädchen heiraten oft schon mit 15 Jahren und werden schwanger.
Schulgeld statt Schusswaffe
Aber Bildung kostet Geld in diesem Land. Und so hält der Missionar Ausschau nach jungen Menschen, die lernen wollen. Er zahlt ihnen Schuluniformen, besorgt Tablets, hat selbst einen Klassenraum eingerichtet und auch schon mal einem Teenager ein Gewehr abgekauft – und das Geld nicht ihm gegeben, sondern davon Schulgebühren bezahlt. Achim war damals 16 Jahre alt und hatte schon vier Überfälle mit diesem Gewehr begangen. Seine Eltern waren tot, seine Brüder verdienten ihr Geld mit Drogenhandel. Aber Pater Arnold wusste, dass Achim klug ist, und so hat er ihm den Deal angeboten: Waffe gegen Schulgeld. Jetzt hat der junge Mann die elfte Klasse abgeschlossen und macht weiter. Rund 90 Prozent der städtischen Bevölkerung leben in solchen Stadtvierteln ohne Strom, Wasser oder Müllabfuhr. Die Quote der Analphabeten liegt landesweit bei 35 Prozent. Erst kürzlich hat Pater Arnold Räume seiner Pfarrei renoviert, Stifte und Bücher gekauft und hier einen Klassenraum eingerichtet. Hier lernen jetzt nicht nur Kommunionkinder und Firmlinge, sondern auch deren Mütter, die so hoffen, auf dem Markt nicht immer wieder um ihr Geld betrogen zu werden, weil sie nie richtig rechnen gelernt haben. Oder sie träumen davon, in einem richtigen Geschäft zu arbeiten und nicht unter freiem Himmel. Manche wollen auch einfach nur die Zeitung lesen können.
Der Missionsbefehl endet mit einem Ausrufezeichen
Für den letzten deutschen Missionar in Papua Neuguinea zählt jede und jeder Einzelne. „Wie kann ich predigen, dass Jesus das Brot ist, wenn die Menschen hier zwei Tage lang nichts Richtiges gegessen haben?“, sagt er oft. Das erklärt auch seinen Blick auf seine Aufgabe. Gerne zitiert der Marianhiller Missionar die Bibel, wo es heißt: „Verkündet das Evangelium und heilt die Kranken!“ Diese Kombination war für die katholischen Missionare immer wichtig. So ist auch zu erklären, dass die meisten Krankenhäuser und Schulen im Land von Kirchen gebaut wurden.
Pater Arnold Schmitt ist einer der fünf Gäste aus Papua-Neuguinea, die im diesjährigen Weltmissionsmonat Oktober in den bayerischen Bistümern und im Bistum Speyer über die Lage der Menschen vor Ort, die Auswirkungen des Klimawandels und kirchliches Engagement insbesondere von Frauen berichten. Höhepunkt ist der Sonntag der Weltmission am 27. Oktober 2024. Er steht unter dem Leitwort „Meine Hoffnung, sie gilt dir“ (Ps 39,8). Die zentralen Festlichkeiten werden vom Bistum Würzburg ausgerichtet.