Die schweigsamen Affen der Dinge

Roman
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Buchprofile - Rezension
Lichtkegel auf die Vergangenheit: Hilmar Klutes Vaterroman.
In seinem dritten Roman (zul. "Oberkampf", BP/mp 21/150) wendet sich der Journalist Hilmar Klute dem Vater zu. Das ist bislang ein gut durchgewalktes Thema der Vergangenheitsbewältigungsliteratur. Doch Klute geht es nicht um die Väter als Täter. Statt Abrechnung setzt er auf Aufklärung. Der Plot beginnt, als der Vater Walter an einer Krebserkrankung stirbt. Walter hat für seinen Sohn Henning kein Erbe vorgesehen. Nur einige Fotos. Und einige Jugenderinnerungen, von denen Henning auf der Beerdigungsfeier aus den Gesprächen mit Walters altem Freund Jochen hört. Dieses Erbe kann man nicht einfach annehmen, aber im Nachvollzug verstehen. Und so macht sich Henning mit Jochen auf zu einer ‚Nachreise‘: sie fahren nach Korsika, dorthin, wo der Vater mit seinem besten Freund Ende der 1950er Jahre auf einer Vespa tourte. Zwei Malocher aus dem Ruhrgebiet entdeckten das Wirtschaftswunder. Und so erinnert und erträumt Henning auf seiner Reise einen Vater, wie er hätte sein können, einen freundschaftlichen, zuhörenden, abenteuerlustigen, rätselhaften Vater. Lichtkegel fallen auf eine Schattengestalt (das Titelzitat des Romans stammt von Oskar Loerke), aber es sind Streiflichter, denn Henning hat sich weiter von Heimat und Herkunft entfernt, als ihm klar ist; er hat längst Karriere als Kulturpublizist gemacht und bekommt gut dotierte Schreibaufräge. Diese zweite Geschichte in der ersten, die Reise zu sich selbst während der Reise in die Vergangenheit, ist der Coup, der die Lektüre lohnend macht. Der Essay über den weithin vergessenen Dichter Loerke, den Henning für ein Ideenmagazin schreiben soll, wandelt sich unter der Hand zum life writing, und nach seiner Rückkehr nach Recklinghausen fühlt er sich, wie es heißt, auf eine kalte, fremde Weise zuhause. - Ein lesenswerter Vaterroman aus dem Ruhrgebiet, der die Identitätssuche an die Themen Klassismus und Erinnerung anbindet.
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Artikelbeschreibung

Ein Roman über Klassenschranken, den Aufstieg durch Bildung, das Ruhrgebiet und die rettende Kraft des Lesens.Henning hat es geschafft - als Arbeiterkind im grauen Ruhrgebiet der 70er Jahre aufgewachsen, hat er sich früh für Literatur begeistert, erfolgreich studiert, ist nach Berlin gezogen und hat sich als Journalist und Literaturkenner in den Kreisen der Bohème und der Gebildeten einen Namen gemacht. Seine Herkunft bleibt ein Makel, den es zu überdecken gilt.Als sein Vater Walter an den Folgen einer Krebserkrankung stirbt, spürt Henning keine Trauer: Das Verhältnis der beiden war distanziert, der eigene Vater war für ihn ein Fremder ohne jegliche Ambitionen, die einengenden Grenzen der Arbeiterschicht und des Ruhrgebiets aufzubrechen.Auf der Beerdigung in Recklinghausen sieht Henning Jochen wieder, einen alten Jugendfreund des Vaters. Dieser erzählt ihm von der ersten weiten Reise der beiden: als Neunzehnjährige mit dem Moped durch Korsika. Walter schien damals ein anderer Mensch gewesen zu sein: lebenshungrig, voller Pläne und Träume.Statt seinen Aufsatz über Oskar Loerke zu Ende zu schreiben, beschließt Henning, diese Reise mit Jochen zu wiederholen, und muss feststellen, dass seine Vorstellung vom anspruchslosen, stumpfen Vater nicht ganz der Wahrheit entspricht ...
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