Rituale
10.04.2025

„Sein Grab soll glorreich sein“ - das Heilige Grab von Aschau

Das barocke Heilige Grab von Aschau ist ein kulturelles Kleinod des westlichen Chiemgaus. Ehedem in Vergessenheit geraten, wird es nach aufwendiger Restaurierung seit 2019 im Dreijahresrhythmus in der Fasten- und Osterzeit aufgestellt und zieht tausende Besucher an.
    

Eindrucksvoll liegt der barocke Leichnam Jesu am Karfreitag und Karsamstag in der Mitte des Heiligen Grabes von Aschau. Eindrucksvoll liegt der barocke Leichnam Jesu am Karfreitag und Karsamstag in der Mitte des Heiligen Grabes von Aschau. Foto: © EOM/Bunz

In der Aschauer Barockkirche herrscht Dunkelheit. Die sonst so hellen Wände haben eine bläuliche Farbe angenommen, die goldenen Verzierungen wirken düster und fahl. Doch vorne im Altarraum strahlen die über 150 farbigen Glaskugeln (sogenannte „Schusterkugeln“) des Heiligen Grabes. Sie rahmen die drei Ebenen einer theaterartigen Kulisse ein, die Jesu Leidensweg erzählt.

Das Heilige Grab von Aschau:
Kunstvolle Darstellung der Passion Christi

„Sein Grab soll glorreich sein“ ist ganz oben zu lesen. Darunter eine Darstellung von Gottvater. Eingehüllt von Wolken und wallenden Gewändern schaut er auf seinen Sohn hinunter. Christus betet in größter Angst, als ihm ein Engel erscheint. Detailreich bemalte Holzfiguren stellen die Ölbergszene nach. In der Mitte des Aufbaus das noch leere Grab Jesu, umringt von fünf roten Glaskugeln für die fünf Wundmale. Die unterste Etage stellt die „Vorhölle“ dar, von unten erhellt ein lodernder Schein die Trümmer. Wie Wächter wirken die Figuren der Propheten Jesaja und Jeremia, von Mose mit der Schlange und König David am Fuß des Grabes.

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Das Heilige Grab, wie es heute zu sehen ist, entstand in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts. Der Kistler Sebastian Furtner aus Hohenaschau und der Maler Sebastian Rechenauer der Ältere aus Unterflintsbach ließen sich von römischen Vorbildern inspirieren. Damals sollte es den Gläubigen die Passionsgeschichte in Bildern erzählen.  

Das tut es heute noch – auch wenn die Darstellung einer Vorhölle theologisch nicht mehr zeitgemäß ist. Darüber kann Pfarrer Paul Janssen hinwegsehen. Denn die Bilder ließen sich auch auf andere Weise interpretieren. Die Trümmer in der Vorhölle etwa deutet er als Symbol für die Hindernisse in unseren Lebenswegen. Der Glaube an Jesus und seine Auferstehung könne in solchen Krisen helfen, das Grab somit Trost spenden, ist er überzeugt.  

Janssen erinnert sich in diesem Zusammenhang an eine bewegende Begegnung: Nach einer Führung sei eine schwer kranke Frau zu ihm gekommen und habe ihm erzählt, wie viel Mut ihr das Grab gemacht habe, wie gut der Besuch ihr getan habe.

[inne]halten - das Magazin 8/2025

Leid und Freude

Die Osterbotschaft ist kein „Alles wird gut“ auf Knopfdruck, meint Pater Alfons Friedrich. Sie ist eine Einladung: Glaubst du, dass der Tod nicht das letzte Wort hat?
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Spirituelle Kraft und religiöse Tradition: Warum Besucher aus ganz Bayern zum Heiligen Grab pilgern

„Das Grab ist nicht nur für einen inneren Zirkel, sondern es kommen Besucher von überall her“, betont Kirchenpfleger Werner Weyerer. „Das ist schon ein Zeugnis dafür, dass der Glaube doch nicht so verschwunden ist.“ Früher sei sein Vater mit den Eltern vier Stunden zu Fuß aus Rosenheim nach Aschau gelaufen, um das Grab zu sehen, erinnert er sich mit sichtbarem Stolz.  

Auch heute kommen die Menschen aus ganz Bayern zu Besuch. So wie Christine Semmler und Isabella Krobisch aus Miesbach. „Ich fühle mich ganz ehrfürchtig, wenn ich das Grab anschaue. Das ist ein ganz besonderes Mysterium“, sagt Semmler bewegt. Die beiden Frauen besichtigen seit Jahren gemeinsam Heilige Gräber. „Sie sind ein wunderschönes Brauchtum“, meint Krobisch.

Das Heilige Grab ist bis 27. April täglich von 08.30 bis 19.00 Uhr geöffnet in der Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“ (Kirchplatz 3) in Aschau im Chiemgau. Mehr unter www.aschau.de/heiliges-grab.
Lilly Krka
Artikel von Lilly Krka
Volontärin