Glaubenswelten
31.03.2024

Taufe kann Orientierung bieten

In der Osternacht erinnern sich Christen an ihre Taufe. Für den Münchner Kardinal hat sie eine Schlüsselfunktion. Gerade in Zeiten der Orientierungslosigkeit.

Zwei offene Hände halten Wasser über einem fließenden Gewässer. Zwei offene Hände halten Wasser über einem fließenden Gewässer.

Eine Beziehung will gepflegt werden. Deshalb feiern Paare jedes Jahr den Tag, an dem sie sich kennen gelernt, verlobt oder geheiratet haben. Ähnlich ist es auch mit der Beziehung zu Gott: In der Osternacht erinnern sich Christen darum Jahr für Jahr an ihre Taufe.

Bei der Taufwasserweihe wird die Osterkerze einmal – oder zur Erinnerung an die drei Tage, die Jesus Christus im Grab verbrachte – dreimal in das mit Wasser gefüllte Taufbecken getaucht. Anschließend erneuern die Gläubigen mündlich ihr Taufversprechen und werden mit dem soeben gesegneten Wasser besprengt. Das Osterwasser wird das ganze Jahr über im Taufbecken aufbewahrt, bei Taufen verwendet und kann als Weihwasser mit nach Hause genommen werden. Jedes Mal, wenn sich die Gläubigen damit bekreuzigen, ist auch das Ausdruck ihrer Beziehung zu Gott und eine Erinnerung an ihre eigene Taufe, durch die sie ein Teil der Gemeinschaft der Kirche geworden sind.

Marx: Taufe ein „Geschenk des Glaubens“

Anlässlich des 1.300-jährigen Bistumsjubiläums ist dem Münchner Kardinal Reinhard Marx die Tauferinnerung ein ganz besonderes Anliegen: „Gerade im Jahr dieses Jubiläums soll uns der Blick auf unsere eigene Taufe erneut bewusst machen, wie groß das Geschenk des Glaubens und die Gnade Gottes ist, die er uns in diesem Sakrament erwiesen hat“, schreibt der Erzbischof in seinem Vorwort zu einer Handreichung zum Taufgedächtnis.

„Die Taufe ist der Schlüssel zur Orientierung in der Welt“, sagte der Kardinal bei einem Gottesdienst mit Teilnehmern am vergangenen Weltjugendtag. Die meisten Menschen erinnerten sich nicht an ihre Taufe. Es sei jedoch wichtig, gerade für junge Menschen, die auf der Suche nach Orientierung seien, die Bedeutung dieses Ereignisses nicht aus dem Blick zu verlieren: „Wir alle brauchen einen Schlüssel, um diese unübersichtliche Welt zu verstehen und nicht von den vielen Ereignissen und Informationen der modernen Welt niedergedrückt zu werden.“

Taufe eröffnet neue Möglichkeiten

Mit der Taufe „öffnet sich der Himmel, wir sehen eine andere Dimension der Möglichkeiten, neue Horizonte“. Das sei zum einen, so der Erzbischof, dass „Gott uns nicht im Stich lässt und Vater aller Menschen ist“, dass „Christus uns zur Seite steht“ und dass „wir an eine schöpferische Kraft glauben, die in der Welt wirkt, die uns weiterbringt und der wir uns anschließen können“. Aus dieser Perspektive sei es möglich, die Gewissheit und Überzeugung zu gewinnen, „dieser Welt, die uns überfordert, entgegenzutreten“ und sie mit einem anderen Blick zu sehen.

Im Jubiläumsjahr sind alle Getauften eingeladen, Kirche selbst mitzugestalten, damit, wie es auf der Internetseite des Erzbistums heißt, „aus den Krisen der Vergangenheit und Gegenwart gelernt und eine Zukunft in Gemeinschaft und Vielfalt erreicht werden kann“. Das ganze Jahr über finden dazu eine Reihe unterschiedlicher Veranstaltungen statt. So feiert Dompfarrer Monsignore Klaus Peter Franzl am Sonntag, 28. April, um 18 Uhr ein Abendlob mit Tauferneuerung im Münchner Liebfrauendom.
(Karin Hammermaier/Florian Ertl)