Glaubenswelten
12.05.2025


Kommentar

Papstwechsel. Und ich?

Viele Menschen verbinden mit dem neuen Papst Leo XIV. große Hoffnungen. Aber ist ein Papst überhaupt das Wichtigste im Glaubensleben eines Katholiken, welche Bedeutung hat dieses Amt für den Einzelnen, fragt Bruder Paulus Terwitte in seinem Kommentar.
    

Menschenmenge bei der Beisetzung von Papst Franziskus. Viele werden sich gefragt haben: Wie geht es jetzt weiter? Und was bedeutet das alles für mich? Menschenmenge bei der Beisetzung von Papst Franziskus. Viele werden sich gefragt haben: Wie geht es jetzt weiter? Und was bedeutet das alles für mich? Foto: © imago/Jens Schicke

Wenn ein Papst stirbt oder neu ins Amt kommt, richten sich alle Blicke auf Rom. Ich hingegen schaue auf mich. Denn: Der Papst ist nicht mein Chef. Er ist nicht meine tägliche Glaubenshilfe. Und ich brauche keinen Superstar im Vatikan, der die Welt aufmischt. Was ich brauche, ist ein Bruder im Glauben, der dient. Einer, der mich daran erinnert, worauf es ankommt. Der nicht alles besser weiß, aber alles auf Christus setzt.
    

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Ob er europäisch, afrikanisch oder asiatisch ist, spielt für mich keine Rolle. Hauptsache, er atmet das Evangelium. Hauptsache, er stellt keine Show aus dem Museum ins Schaufenster, sondern begeistert. Dass ich bete. Mich engagiere. Mich nicht mit dem Satz herausrede: „Da müsste mal der Papst was sagen.“

[inne]halten - das Magazin 12/2025

Geist der Freiheit

Für Kardinal Reinhard Marx ist Freiheit mehr als ein politisches Schlagwort - sie ist das zentrale Thema seines theologischen Denkens. Im Interview spricht er über ihre Wurzeln im chistlichen Glauben, über die Entwicklung der Kirche zur Verteidigerin von Freiheitsrechten und darüber, warum Freiheit immer auch Verantwortung bedeutet.

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Und wenn der Neue das persönlich nicht bringt? Wenn es heißt, er sei unmöglich konservativ oder progressiv? Wenn viele sagen: „Der Papst passt mir nicht. Also passe ich.“ Mir egal. Denn mir leuchtet schon seit meiner Jugend ein: Inmitten der Kirche steht keine Theorie, sondern eine Person. Christus. Der Auferstandene. Der seine Christenheit eint. (Wie schrecklich: Die Einheit der Christen hat immer noch keine Form!) Der sich an der Vielfalt freut. Und sich durch seine Kirche in Indien, in der Mongolei, am Hindukusch und im Erzbistum XY mit Millionenhaushalt in die Schöpfung hinein entfaltet.

Bruder Paulus Terwitte. Bruder Paulus Terwitte. Foto: © Kapuziner/Lemrich

Das kann der neue Papst natürlich nicht allein bewirken. Er ist kein Manager. Nicht mal ein Supergläubiger. Sondern ein amtlicher Zeuge. Deshalb sage ich im Blick auf den Papst: Du bist Kirche. Ich bin Kirche. Christus eint uns. Weltweit. Ich gehöre zum Netzwerk der Erlösung der Welt. Ja, so groß glaube und denke ich. Mit dem Bischof von Rom. Dem Bischof hier vor Ort. Den Priestern und Diakonen. Und denen, die im geistlichen Amt von Taufe und Firmung Christus am Schreibtisch, im Lager einer Fabrik, im Landtag, als Bäcker und vielerorts zur Welt bringen. Und sie mit dem Papst verwandeln.


Bruder Paulus Terwitte,
Kapuziner in München