Mein Vorbild: Eva
Am Anfang war das Paradies. Ein behüteter Ort für die Kindertage der Menschheit. Dann kam die Neugier und mit ihr die Lust auf Erkenntnis. Eva wollte die Welt entdecken. Dafür feiere ich sie.
Liebe Eva, ich bin Susanne. Ich mag Himbeeren und Gendersternchen und dich. Ich lebe ein paar tausend Jahre nach dir, wir haben uns also knapp verpasst.
Die Welt könnte ein paradiesischer Ort sein. Die Erde ist schön. Es lebt sich gut zwischen Mammutbäumen und Butterblumen. Wenn nur die Menschen nicht wären. Ihre Gier, ihre Macht. An dir liegt es nicht. Schau dich um: Es sind Männer, die herrschen wollen. Das ewig gleiche Lied. Was ist nur los mit denen?
Wenn ich an dich denke, denke ich an Emanzipation.
Das Wort hast du erfunden. Ich sehe dich, wie du auf der Schwelle stehst. Nach draußen, ins Freie. Die Sicherheit lässt du zurück. Es gibt keine Garantie, dass es gut wird. Das ist gewagt. Aber hej – du fürchtest dich nicht. Du hast uns zur Welt gebracht.
Gott hat die Sehnsucht in dein Herz gelegt. Nicht die Schuld. Lass dir
das nicht einreden, auch in hunderttausend Jahren nicht. Männer haben
das lang genug versucht, um die Welt zu beherrschen und die Frauen dazu.
Hier ist dein Platz, haben sie gesagt, und die Mauern immer enger
gezogen, bis das Paradies nur noch vom Herd bis zur Wiege reichte. Wenn
es gut läuft, wirst du als Mutter aller Menschen bezeichnet. – Das ist
auch so ein Ding: Wenn schon Frau, dann wenigstens Mutter. Okay, dann
sage ich es mal so:
[inne]halten - das Magazin 14/2025

Meister des Rokoko
Jubiläum für die Münchner Theatinerkirche St. Kajetan: Im Jahr 1675 wurde der berühmte Barockbau geweiht. Das 350-jährige Jubiläum wird am 13. Juli gefeiert.
Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.
Du hast uns die Lust am Denken in die Wiege gelegt.
Die Lust, zu fragen: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm. Das Gehirn ist dein schönstes Körperteil. Diät? Hat es nicht nötig. Es gebiert die Phantasie, die vorwegnimmt, was noch nicht ist, aber sein könnte. Mit Phantasie könnten wir die Welt bewahren und beschützen. Von Kämpfen war nie die Rede. Wir haben ein funktionsfähiges Gewissen bekommen und ein Herz voll Empathie.
Niemand ist allein auf der Welt. Adam steht an deiner Seite, und das ist gut. Besser ist es zu zweit, und eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell.
Ich bin eure Verbündete, und ich habe Lust. Weiterzudenken. Ich habe Lust, die Welt zu erforschen; ich möchte nicht stehen bleiben bei der Macht der Stärkeren, der Reicheren, der Lautesten. Erkenntnis sieht wirklich anders aus.
Amen, sagt Gott. Und gibt uns Proviant für unterwegs: drei Äpfel und einen Sack Vertrauen.