Ein Heiligenspiel für heute
Julia und Werner Hofmann haben für das Bad Endorfer Volkstheater ein Stück über den Apostel Jakobus geschrieben. Es weist mehrere aktuelle Bezüge auf.

„Jakobus – Zweifler, Pilger, Donnersohn“: Das Stück über Jakobus den Älteren, das die Theatergesellschaft Bad Endorf im bayerischen Chiemgau ab Pfingstmontag zeigt, trifft gleich mehrfach den Nerv der Zeit. Da ist zum einen die Haupt-figur – verkörpert von Josef Kößlinger –, die Parallelen zu manchen Zeitgenossen aufweist. Der Apostel folgt Jesus zunächst nur widerwillig – um seinen jüngeren Bruder Johannes zu begleiten. „Macht euch keine Sorgen! (...) Seht die Lilien auf dem Felde, in seiner ganzen Herrlichkeit, ja, dass ich nicht lache“, kritisiert er die Bergpredigt Jesu. „Ich fühle mich angegriffen, und zwar zu Recht, wenn es plötzlich etwas Schlechtes ist, sich Wohlstand erarbeiten zu wollen.“
Rahmenhandlung in der Gegenwart
Eingebettet ist die Jakobus-Erzählung – erstmals im Bad Endorfer Volkstheater – in eine Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt: in einer Pilgerherberge auf dem Weg zur überlieferten Grabstätte des Heiligen in Santiago de Compostela. Die Idee dazu sei entstanden, „weil Jakobus heutzutage vor allem wegen des Jakobswegs bekannt ist“, erläutert Spielleiter Werner Hofmann. Der Gemeindereferent, der seit elf Jahren geistlicher Begleiter der Theatergesellschaft Bad Endorf ist, und seine Frau Julia haben das rund zweistündige Stück im Laufe von etwa zwei Jahren geschrieben. „Die Schicksale der Menschen der Rahmenhandlung haben wir uns wohl überlegt, so dass sich fast alle Zuschauenden wiederfinden können“, führt Werner Hofmann aus. Er spielt im Kirchenkabarett „Soafablosn“ mit und ist seit vorigem Jahr offiziell für die Theaterpastoral im Dekanat Rosenheim zuständig.
Auch den zunehmenden Antisemitismus greifen die Eheleute in ihrem Jakobus-Stück auf. Sie möchten dieser Entwicklung bewusst gegensteuern, indem sie hebräische Lieder und jüdisch geprägte Live-Musik einbauen. „Jesus war Jude. Wir Christen sind aufs Engste mit allen Juden im Glauben an Gott verbunden“, stellt Werner Hofmann klar.
Jesus (Reinhard Rosmy) spielt in Bad Endorf übrigens nur eine Nebenrolle: „Jesus muss natürlich auch vorkommen, aber wir wollten kein Jesus-Stück schreiben. Deswegen haben wir das so gelöst, dass Jesus zunächst nur in den mit Musik untermalten Standbildern auftaucht“, erzählt Julia Hofmann und ergänzt: „Es wird aber eine Szene geben, wo Jesus tatsächlich mit Jakobus spricht.“ Es ist die Schlüsselszene des Stücks. Denn sie erklärt, wie aus dem jammernden Fischer und Familienvater Jakobus ein begeisterter Jesus-Anhänger wird.
[inne]halten - das Magazin 12/2025

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Chance zur Neuausrichtung
Julia Hofmann wünscht sich, dass diese Wandlung auch die Zuschauer berührt:
„Die große Botschaft ist für uns, dass die Hoffnung immer siegen wird. Man hat zu jedem Zeitpunkt die Chance, sein Leben neu auszurichten, zum Guten zu führen, nicht zu verzweifeln, nicht zu verzagen, denn die christliche Botschaft durch Jesu Auferstehung lautet: Wir haben Hoffnung, wir dürfen glauben.“
Ihr Mann ergänzt: „Jakobus ist, so wie wir ihn angelegt haben, ein Spiegelbild dessen, was wir hier in Deutschland wahrnehmen. Wir jammern viel, obwohl es uns insgesamt schon noch sehr gut geht.“
Mit ihrem Stück möchten die Spielleiter daher den ein oder anderen motivieren, „aus dem Jammern rauszugehen und mehr in die Aktion zu kom-men“ – wie der Apostel Jakobus. Auch Hauptdarsteller Kößlinger betont: „Wenn ich auf der Bühne stehe, dann will ich den Zuschauer mitnehmen, will ich, dass der Zuschauer den Menschen Jakobus verstehen kann, sich mit Jakobus auf unserer Bühne identifizieren kann.“