Interview
Gesang, Gaudi und Gott
Volker Heißmann ist als singender Komödiant und Theaterdirektor ein vielfach ausgezeichnetes Multitalent. Im Innehalten-Interview erzählt er von seiner Liebe zur Musik und dass Menschen immer wieder ein Zeichen von Jesus erbitten dürfen. Außen vor bleibt im Gespräch nur eine Leidenschaft Heißmanns: der Fußball. Der 55-jährige ist Präsident des Zweitligisten Spvgg Greuther Fürth.
![Volker Heißmann im [inne]halten-Interview mit Monika Drasch.](https://www.michaelsbund.de/out/pictures/ddmedia/2025-01-29_volker-heißmann_und_monika-drasch_SMB.jpg)
Monika Drasch: Gibt es einen Tag ohne Musik für dich?
Volker Heißmann: Ne, Musik ist ständig im Kopf, Musik ist immer dabei. Dur und Moll. So wie der Tag ist, so wie du dich fühlst, so ist auch Musik für mich sehr von der Laune abhängig. Manchmal brauche ich peppige Musik, um mich voranzutreiben, wenn ich recht lethargisch bin oder einfach nur müde. Nach wie vor stehe ich bis zu 250-mal im Jahr auf der Bühne, und da muss man sich schon auch immer wieder motivieren, dass das so rüberkommt, als wär´s der erste Abend. Und dass die Leute glauben, es macht mir Spaß. Und es macht mir auch große Freude. Aber zu wissen, heute sind erst einmal 300 km zu fahren, dann gilts ein Programm aus der Schublade zu holen, das vielleicht ein paar Monate nicht mehr gespielt wurde, das fordert schon.
Wie erholst du dich nach Konzerten?
Heißmann: Bei einem Glas Wein mit netten Menschen. Es kann auch ein alkoholfreies Bier sein. Und dann halt mit den Musikern des Abends oder mit meinem langjährigen wunderbaren Bühnenpartner Martin noch ein wenig sitzen an der Hotelbar, um runterzukommen.
Du bist Comedian und Sänger, was mehr?
Heißmann: Ich bin Entertainer, ich bin Comedian. Komödiant, ist der Überbegriff, der kann nichts, darf alles. Ich habe mit Martin Rassau 1990 angefangen, Sketche zu spielen, gleichzeitig aber auch gesungen auf Hochzeiten und auch Beerdigungen.
Was willst du den Menschen mitgeben in deinen Veranstaltungen?
Heißmann: In dem Moment, wo ich auf der Bühne stehe, gehöre ich dem Publikum. Mein Herz mache ich dann völlig auf und erzähle auch oft viel mehr von mir, als ich eigentlich preisgeben möchte. Ich bin ein ganz ehrlicher, authentischer Künstler, glaub ich. Einer, der sein Publikum liebt.
Bist du mit Musik aufgewachsen?
Heißmann: Meine Eltern waren beide musikalisch. Mein Vater ist gern ins Theater gegangen, hat während des zweiten Weltkrieges Franz Lehar gehört im Stadttheater, was halt die Nazis zu spielen erlaubt haben. Leider wurde ja kein Emmerich Kalman mehr gespielt und die ganzen wunderschönen ungarischen Sachen. „Dein ist mein Herz“ hat mein Vater begeistert gesungen daheim. Die „alten Schlager“, die haben ja immer noch Bestand.
Was ist deine größte Freude beim Singen?
Heißmann: Singen tut einfach gut. Du weitest deine Lungen, der Blutdruck geht runter. Singen ist Therapie.
Du gibst Konzerte in Kirchen, warum?
Heißmann: Weil ich in der Kirche groß geworden bin. Und all das, was ich kann, habe ich in der Kirche mitbekommen. Ich bin mit sechs Jahren in den Kinderchor gekommen, weil ich unbedingt singen wollte. Ich hatte einen hohen Knabensopran und durfte an Weihnachten im Krippenspiel die Maria singen.
Gibts ein geistliches Lieblingslied?
Heißmann: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, Text von Dietrich Bonhoeffer.
Wie viel Spiritualität liegt für dich in deinen Konzerten?
Heißmann: Ganz viel. Da ist der Herr Jesus immer dabei.
Man ist ja vorm Konzert schon ein paar Stunden in der Kirche mit Soundcheck und Vorbereitung. Der Kirchenraum macht was mit einem. Auch mit den Leuten, die eine Stunde vor dem Konzert in der Kirche sitzen und warten.
Das ist eine ganz eigene Stimmung, die Leute flüstern, kaum einer ist am Handy. Die Leute lassen sich auf den Raum ein, auf die Kunstwerke, die da sind. Viele, glaube ich, kommen ins Gespräch mit Gott und beten, sind dankbar für etwas Schönes oder bitten da, wo sie Beistand brauchen.
Und das ist für mich ebenso. Im Konzert erzähle ich meine Lebensgeschichte, auch davon, wie ich zur Kirche gekommen bin und zum Theater, wie mich meine Kantorin gefördert hat, erzähle vom Tod meines Vaters.
Dazu hatte ich ein so starkes Erlebnis, hab´ im Reden mit Gott für mich erfahren, dass alles gut ist, dass der Tod zum Leben gehört und dass alles richtig ist, auch in der Situation, wo jemand aus dem Leben genommen wird. Denn der Vater ist für mich nun da angekommen, was wir uns als Himmel vorstellen.
Ich habe damals noch um ein Zeichen gebeten, und das wurde mir geschickt und geschenkt. Ich glaube, wir dürfen uns Zeichen erbitten von Jesus Christus. Wir sehen sie oft nicht, wollen sie vielleicht nicht sehen. Aber wenn wir mit offenen Augen durch die Welt gehen, können wir diese Zeichen wahrnehmen.
Kirchen sind immer ganz besondere Kraftorte.
Wenn ich auf Tournee bin, oft täglich in einer anderen Stadt, gehe ich immer in eine Kirche, die gibts ja überall, das ist dann meine Heimat. Da komme ich zur Ruhe, ins innere Gespräch, höre in mich rein, bin dankbar und erspüre auch, was vielleicht grad nicht passt. Zünde dann gern eine Kerze an, gehe wieder und bin gestärkt für den Tag.
Wie nimmt das Publikum deine Kirchenkonzerte auf?
Heißmann: Viele kriegen die Karten zu den Konzerten ja geschenkt, das merke ich an den skeptischen Blicken anfangs. Aber es ist toll, wie die Menschen nach einer Stunde auftauen und sich angesprochen fühlen, sich berühren lassen. Ich bin sehr dankbar, dass mir der Herrgott diese Gabe geschenkt hat: dass ich Leute zum Lachen bringen und durch das Singen berühren kann.
Du bringst die Leute zum Lachen und zum Weinen. Was ist stärker?
Heißmann: Beides gehört zusammen. Wir haben auch in den Comedyprogrammen immer zwei Lieder oder Balladen, da kommen die Leute zum Nachdenken. Es ist wichtig, dass man merkt, dass im Komödianten eine große Tiefe steckt.
Überwiegt Sorge oder Hoffnung, wenn du in die Zukunft blickst?
Heißmann: Ah, für Sorgen bin ich der falsche Mann. Ich versuche den Menschen immer Zuversicht zu geben. Das habe ich von meiner Mutter, die wird heuer 90. Sie sagt gerne: „Ob ich lache oder weine, ändert ja nichts an einer Situation, drum lache ich lieber, auch wenn´s mir eigentlich zum Weinen ist“.
Natürlich gehören Tränen zum Leben, aber Lachen ist viel wichtiger und gesünder.
Gibt es in deinem Leben eine musikalische Sternstunde?
Heißmann: Als ich Hermann Prey getroffen habe, als ganz junger Mann. Er hat mir beim gemeinsamen Essen nach seinem Konzert erzählt, dass er "My way", den großen Hit von Frank Sinatra, auch in deutscher Sprache singt. Eine Schallplatte davon hat er mir später geschickt. Seither singe ich das auch gerne in meinen Konzerten: leb dein Leben.