Zukunft
10.03.2025


Fleischersatz

Essen wir künftig nur Laborfleisch?

Tofu kennt jeder als Fleischersatz. Doch auch „echtes“ Fleischgewebe lässt sich mittlerweile künstlich im Labor züchten. Christine Singer, die Präsidentin des Bayerischen Bauernverbands, kommentiert diese Entwicklung.
  

Nicht mehr Science-Fiction, sondern in der Forschung bereits Realität: künstlich gezüchtetes Fleisch Nicht mehr Science-Fiction, sondern in der Forschung bereits Realität: künstlich gezüchtetes Fleisch Foto: © imago/UIG

Verbraucherinnen und Verbraucher schätzen heimisches Fleisch als ausgezeichnetes Naturprodukt mit hochwertigem Eiweiß, wichtigen Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen für eine gute Nährstoffversorgung von Jung bis Alt. Die regionale Haltung von Nutztieren macht pflanzliche Biomasse wie Grünland, Stroh und Rapsextraktionsschrot für den Menschen erst nutzbar. Der Dung der Tiere wird auf Ackerflächen eingesetzt, wodurch kein Mineraldünger nötig ist, der mit hohem Energieaufwand hergestellt werden muss. So wird mit den nutzbaren Flächen ein Maximum an nachhaltigen Lebensmitteln erzeugt und die Versorgung mit wichtigen tierischen Grundnahrungsmitteln wie Milch und Fleisch überwiegend gewährleistet. Zudem trägt Weidehaltung zum Erhalt unserer Kulturlandschaft bei und fördert die Biodiversität.
        

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Einsatz von Antibiotika und Hormonen

Die wachsende Weltbevölkerung und deren Ernährung bleiben eine zentrale Herausforderung. Neben Züchtung oder Verbesserung von Logistik und Lagerung kann auch Forschung an neuartigen Lebensmitteln dazu einen Beitrag leisten. Bei Laborfleisch aber gilt es zu bedenken: Für die Herstellung sind Stammzellen aus dem Muskelgewebe von Tieren und Nährstoffe nötig, die aufwendig aus pflanzlichen Lebensmitteln gewonnen werden. Damit ist Laborfleisch ein „Konkurrent“, wenn es um die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen geht. Hinzu kommt, dass zumindest bisher auch Antibiotika und Hormone im Labor eingesetzt werden, während innerhalb der EU in der klassischen Tierhaltung Wachstumshormone schon seit vielen Jahren verboten sind. Auch die Energieintensität der Produktion von Laborfleisch ist neben dem hohen Ressourceneinsatz nicht zu unterschätzen.
  

[inne]halten - das Magazin 6/2025

Innehalten Cover 6-2025 Innehalten Cover 6-2025

Fastenzeit

Normalerweise verzichten wir in der Fastenzeit auf etwas. Wie wäre es, in diesem Jahr mal das Gegenteil zu tun - und besonders verschwenderisch zu sein? Zu verschwenden gäbe es viel: Zeit und Geld, Freude und Liebe, Kraft und Hoffnung. Ideen wie so etwas aussehen könnte, finden Sie in der aktuellen Ausgabe!

Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.


  

Mein Fazit: Essen aus Bayern steht für Qualität, Vielfalt und Genuss mit Tradition. Im Vergleich zur klassischen Tierhaltung ist Laborfleisch keinesfalls umweltfreundlicher oder nachhaltiger. Unsere Kreislaufwirtschaft und die Pflege der Kulturlandschaft durch die Tierhaltung leisten einen wichtigen Beitrag zu nachhaltiger Ernährung.

Von Christine Singer, Landesbäuerin des Bayerischen Bayernverbands
   

Was ist Laborfleisch?

Die Herstellung von Laborfleisch (auch Kulturfleisch oder In-vitro-Fleisch) hat nichts mit Fleischersatzprodukten wie Tofu zu tun, die längst in jedem Supermarkt erhältlich sind. Stattdessen handelt es sich um die künstliche Züchtung von Zellgewebe im Labor, bei der eine „echte“ Fleischstruktur entsteht. Befürworter erhoffen sich eine umweltfreundliche Fleischproduktion, für die künftig kein Tier mehr sterben muss. Doch es stellen sich viele Fragen – von gesundheitlichen Aspekten bis hin zur ethischen Überlegung, ob man mit künstlicher Fleischerzeugung „Gott spielen“ darf. In Freising-Weihenstephan existiert mit der Professur für „Cellular Agriculture“ bereits einer der weltweit ersten Lehrstühle zur Erforschung und Entwicklung dieser neuen Technologie.