Bistum Freising
Vita Corbianiani – ein Buch aus dem Frühmittelalter
Zum 1300-jährigen Jubiläum des Bistums Freising ist die älteste Quelle zur Stadt- und Bistumsgeschichte, die sogenannte Vita Corbiniani, neu aufgelegt worden. Auch auf CD lässt sich die von Bischof Arbeo verfasste Lebensgeschichte des Bistumsgründers Korbinian nachhören.

Wahrscheinlich hat er das Buch nicht selbst geschrieben, sondern einem Schreiber diktiert. Auch ist das Original nicht erhalten. Lediglich frühe Abschriften, aber auch die stammen immerhin schon aus dem 9. Jahrhundert. Heute sind sie in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe und in der British Library in London. Bayern besitzt dagegen keine einzige Kopie der berühmten Vita Corbiniani, der Lebensbeschreibung des heiligen Korbinian, des ersten Bischofs von Freising, obwohl sie so bedeutend ist. Geschrieben hat sie einer seiner Nachfolger, Bischof Arbeo. Er ist wohl um 724 geboren, dem Jahr, in dem Korbinian an die Isar kam. Arbeo dürfte noch Menschen begegnet sein, die seinen Vorgänger Korbinian gut gekannt haben.
Erste Beschreibung des Freisinger Dombergs
Der Historische Verein Freising hat den lateinischen Originaltext nun mit einer Übersetzung und einer gründlichen Einführung neu herausgebracht – passend zum 1300-jährigen Freisinger Bistumsjubiläum, das Stadt und Kirche heuer begehen. Zusätzlich zum Buch erscheint eine mit großem Aufwand produzierte CD, die den deutschen Text als zweistündiges Hörbuch präsentiert.
„Immerhin ist die Vita Corbiniani eines der ältesten literarischen Werke, die wir nördlich der Alpen überhaupt haben“, erklärt Ulrike Götz, die als Leiterin des Freisinger Stadtmuseums dem rührigen Historischen Verein angehört. Mancher Ort ist durch Arbeo zum ersten Mal überhaupt schriftlich erwähnt. Seine Vita Corbiniani bestätigt, dass eine Herzogsburg auf dem heutigen Freisinger Domberg stand und daneben schon eine erste Marienkriche. Am Fuß des Berges beschreibt er eine dort bereits befindliche Ansiedlung und den Weihenstephaner Berg, auf dem schon eine Kirche stand.
Arbeo, Förderer von Kunst und Kultur
Arbeo war nicht nur Autor mehrerer Bücher, sondern hat Kunst und Kultur gepflegt, unter anderem die Freisinger Dombibliothek gegründet. Vor allem war es ihm wichtig, die Wurzeln des Bistums zu ergründen. „Und da ist die Vita Corbiniani die einzige Quelle, die so zeitnah über diese Anfänge berichtet“, stellt Götz fest. Arbeos Verehrung für die Gründerfigur des Bistums und seinen Vorgänger geht so weit, dass er Korbinians Gebeine nach Freising holt.
Der Heilige war auf seinen ausdrücklichen Wunsch in Mais in Südtirol bestattet worden, von dem Arbeo übrigens eine poetische Landschaftsbeschreibung gibt. Mit solchen Reliquien und ihrer einsetzenden Verehrung steigt die Bedeutung Freisings erheblich. Weit über die Region wird man auf Korbinian aufmerksam.
Frühe Handschrift in der Bayerischen Landesausstellung
Die schon erwähnten frühen Abschriften der Vita Corbiniani sind ursprünglich für die Klöster Sankt Emmeram in Regensburg und Reichenau im Bodensee entstanden. Das Exemplar aus der Badischen Landesbibliothek ist übrigens zurzeit auf dem Freisinger Domberg zu sehen: in der großen bayerischen Landesausstellung, die den Titel „Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter“ trägt. Natürlich wird sich Götz diese altehrwürdige Handschrift dort anschauen, nachdem sie sich für die Neuausgabe so ausführlich mit der Vita Corbinani befasst hat. Den nicht allzu langen Text hält sie immer noch für lesenswert: „Schon allein um zu erfahren, was die Menschen vor über 1200 Jahren interessiert hat, wie sie gedacht und gefühlt haben.“