Neue bayerische Landesaustellung
„Religion ist das A und O“
Vor 200 Jahren wird Ludwig I. König von Bayern. Vieles packt er an, mit Auswirkungen bis heute, wie die neue Bayerische Landesausstellung in Regensburg zeigt

1825 gab es viel zu tun. Die napoleonischen Kriege hatten Bayern horrenden Blutzoll gekostet. Das Bildungs- sowie das Gesundheits- und Sozialwesen lagen aufgrund der Säkularisation am Boden. Dazu galt es, ein Land – zu Altbayern war Franken gekommen – zu einen. Fortschritt und Tradition wollte Ludwig I. von Bayern (1786–1868) zusammenführen. Wer seinen Kopf durch das Loch in einem Schaukasten in der Bayerischen Landesausstellung steckt, hört, wie laut Dutzende von Webstühlen in einer Fabrik sein konnten. Zugleich entstanden Bauten wie die Walhalla und die Bavaria, der Regensburger Dom erhielt seine Türme.
Begeistert für Italien und Griechenland
Eine 3-D-Installation zeigt das Gesicht des Königs in drei Lebensjahrzehnten. Schon als Kronprinz, der sich für Italien und Griechenland begeisterte, schrieb er Gedichte, übersetzte Herodot und führte ein Traumtagebuch, wie die Historikerin Marita Krauss festhält. Eine Pockenerkrankung als Kind, von der er Narben im Gesicht sowie einen Hörverlust zurückbehalten hatte, habe ihn zu einem Augenmenschen und Schreibenden gemacht.
Schon morgens um 4 Uhr brannte in der Münchner Residenz ein Licht.
Der König saß am Schreibtisch und kümmerte sich um jede Kleinigkeit,
auch wenn es um die Farbe von Zügen oder Uniformen ging. Schon Jahre
zuvor hatte Ludwig begonnen, Kunst zu sammeln, nun ließ er dazu
Glyptothek und Pinakotheken in München bauen. Die Stadt wollte er zu
einem „Isar-Athen“ und zu einem Aushängeschild für Deutschland machen.
Auch Frauen war er zugeneigt und ließ seinen Maler Joseph Stieler die
„Schönheitengalerie“ schaffen.
Oktoberfest und Eisenbahn
Seit seiner Hochzeit mit Therese von Sachsen-Hildburghausen 1810 war es Brauch, jährlich das heute weltberühmte Oktoberfest auf der nach der Braut benannten Wiese vor den Toren der damaligen Residenzstadt zu feiern. Damit die Menschen aus den Landesteilen sich besser kennenlernten, förderte Ludwig Volksfeste. Zu denen sollten die Leute in Trachten kommen und neueste landwirtschaftliche Entwicklungen zeigen.
Zwei riesige Verkehrsprojekte prägten die Regierungszeit: der
Ludwig-Main-Donau-Kanal, der den Main bei Bamberg mit der Donau bei
Kelheim verbindet, und die Ludwig-Süd-Nord-Eisenbahn zwischen Lindau und
Hof. 1835 wird die erste Eisenbahnstrecke Deutschlands zwischen
Nürnberg und Fürth eröffnet.
[inne]halten - das Magazin 12/2025

Geist der Freiheit
Für Kardinal Reinhard Marx ist Freiheit mehr als ein politisches Schlagwort - sie ist das zentrale Thema seines theologischen Denkens. Im Interview spricht er über ihre Wurzeln im chistlichen Glauben, über die Entwicklung der Kirche zur Verteidigerin von Freiheitsrechten und darüber, warum Freiheit immer auch Verantwortung bedeutet.
Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.
130 Klöster wieder- und neugegründet
Durch die Bevorzugung der Landeshauptstadt sei Ludwig zu einer Symbolfigur des Zentralismus geworden, so der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Richard Loibl. Zugute halten müsse man dem König, dass er Wallfahrten und religiöses Brauchtum wieder erlaubte. 130 Klöster wurden von ihm neu- und wiedergegründet. Ein Abtstab aus Metten und ein Äbtissinnenstab aus Seligenthal bezeugen dies. Die Ordensleute sollten sich um Bildung und Fürsorge kümmern. Für ein zu verbesserndes Gesundheitssystem holte Ludwig den Orden der Barmherzigen Schwestern nach Bayern.
„Religion ist das A und O“, lautete sein Bekenntnis. Obwohl Mutter und Gattin evangelisch waren, hielt der Katholik Ludwig nichts von Ökumene: „Fromm sollen meine Bayern sein, aber keine Kopfhänger.“ Er selbst leistete sich Eskapaden neben seiner Ehe. Am Ende verdrehte ihm die irische Pseudo-Spanierin Lola Montez den Kopf. Ludwig stürzt über die Affäre, tritt am 20. März 1848 zurück. Obwohl er noch fast 20 Jahre lebt und seine Bauprojekte zu Ende geführt werden, politischen Einfluss kann er nicht mehr geltend machen.
Barbara Just