Keine Erdbeeren im Winter
Das gut 900 Jahre alte Kloster Beuerberg bei Wolfratshausen ist in ein Gäste- und Tagungszentrum in monastischem Geist umgebaut worden.

Ein Wachhund ist für das umgebaute Kloster Beuerberg schon gefunden. Er hatte sich unter Putzschichten versteckt und ist bei der Renovierung freigelegt worden. Im 18. Jahrhundert haben ihn wohl die damals hier lebenden Augustiner-Chorherren an die Wand malen lassen. „Die Jungs waren verspielt“, sagt Christoph Kürzeder. Der Direktor des Freisinger Diözesanmuseums hat mit seinem Team den Umbau geleitet, in einem Komplex mit 12 000 Quadratmetern Nutzfläche. Dieses Spielerische der früheren Hausherren zeigt sich auch im restaurierten Festsaal mit seinem schwungvollen, heiteren Wessobrunner Stuck. Hier lässt sich’s gut heiraten: die Kommune nutzt den Raum auch für standesamtliche Trauungen.
Die Augustiner-Chorherren waren für ihre seelsorgerlichen Aufgaben
viel unterwegs, ließen sich von der Welt ringsum anregen und sie in ihre
Lebensführung einfließen. Dazu gehörte auch die Jagd. Das lebende
Vorbild des Wachhundes unter der Putzschicht rannte wohl auch dem Wild
hinterher. In der Säkularisation mussten die Ordensmänner Beuerberg
verlassen. Ein paar Jahrzehnte später zogen mit den Salesianerinnen
streng zurückgezogene Nonnen in den Komplex ein, in dem sie allerdings
auch eine Mädchenschule und ein Müttergenesungsheim unterbrachten. 2014
lag das Durchschnittsalter der Ordensfrauen bei 84 Jahren und sie gaben
das Kloster auf. Danach ging es in den Besitz der Erzdiözese über. Die
nutzte es während der Sanierung des Freisinger Diözesanmuseums zunächst
als Ausweichquartier.
Erbauliche Sätze über den Türstürzen
Jetzt ist aus dieser ganz speziellen Immobilie ein kirchliches Gäste-, Tagungs- und Kulturzentrum geworden. Eines, in dem die jahrhundertelange geistliche Tradition dieses Ortes auf Schritt und Tritt gegenwärtig ist. „Ein Kloster ist zunächst einmal Architektur, darum bleibt es auch immer als solches erkennbar“, erklärt Kürzeder. Beuerberg macht das aber auch in jedem Detail deutlich: Überall ist große und kleine religiöse Kunst zu sehen. Über den Türstürzen sind Sätze aus erbaulichen Schriften, vor allem von Franz von Sales, zu lesen. Etwa: „Setze der Liebe keine Schranken.“
Im sorgfältig erhaltenen ehemaligen Zellentrakt sind Gästeunterkünfte untergebracht. Die Betten sind den Schlafgelegenheiten der Ordensschwestern nachgebaut. Nur deutlich breiter, damit die Räume als Doppelzimmer nutzbar sind. An den Kopfenden der Betten stehen nun sogar von Kürzeder ausgewählte lateinische Psalmverse. Ein erheblicher Teil des früheren Klosterinventars wird weiterhin verwendet. Das neue Mobiliar haben norditalienische Schreiner nach Beuerberger Vorbildern hergestellt. Überall ist zu spüren, dass sich Urlauber, Seminar- und Tagungsteilnehmer nicht in einem Allerweltsgebäude aufhalten, sondern an einem Ort, an dem rund 900 Jahre gebetet und geistlich gelebt wurde.
Weder Fernseher noch WLAN auf den Zimmern
Vielleicht konzentrierter und stiller als anderswo können Gäste hier tagen oder sich erholen. Das fängt damit an, dass es in den Zimmern keine Fernsehapparate und WLAN nur in den Tagungs- und Seminarräumen gibt. Etwa 150 Euro soll ein Doppelzimmer inklusive Frühstück kosten. Die Preise stehen noch nicht genau fest, werden sich aber an den Unterkünften in der Nachbarschaft und anderen kirchlichen Gästehäusern orientieren.
Auch Vollverpflegung und Gastronomie bietet Kloster Beuerberg,
allerdings streng saisonal und regional: „Wir wollen auf unserer Speise-
und Getränkekarte anbieten, was es zur jeweiligen Jahreszeit hier in
der Gegend gibt“, betont der kommissarische Betriebsleiter Daniel
Helmecke: „Erdbeeren im Winter kommen also nicht auf den Tisch.
[inne]halten - das Magazin 12/2025

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„Miteinander über Gott und die Welt nachdenken“
Sich freiwillig zu beschränken und auf die Schöpfung zu achten, gehört halt zu den Grundsätzen eines Klosters. Ebenso Kultur und Bildung. Es soll weiterhin Konzerte und Kurse vom Brotbacken bis zum Basteln von Andachtsgegenständen geben, das Erdgeschoss bleibt weiterhin Ausstellungs- und Museumsbereich. Das Leben in Kloster Beuerberg stirbt also nicht ab. Der Umbau sei „ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte des Klosters Beuerberg“, erklärte Kardinal Reinhard Marx zur Eröffnung und pflanzte dabei einen Apfelbaum. Beuerberg bleibe ein Ort, an dem sich neue Gemeinschaften bilden könnten: „Keine im strengen Sinne monastisch-klösterlichen, sondern von Menschen, die aus unterschiedlichen Motivationen hierherkommen“, so der Erzbischof. Doch weiterhin könnten hier Menschen „miteinander über Gott und die Welt nachdenken und diskutieren und hier die Feste des Lebens begehen“. Dabei bewacht und begleitet sie ein großer süßer Hund aus dem 18. Jahrhundert.
Die Gastronomie und das Kloster sind zurzeit donnerstags bis sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen und Termine unter www.klosterbeuerberg.de.



Kloster Beuerberg
Das 1191 errichtete Kloster Beuerberg im Voralpenland gehört zur Gemeinde Eurasburg bei Wolfratshausen. Es war jahrhundertelang ein seelsorgerliches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum für die Region im Voralpenland. Kunsthistorisch bedeutsam ist die ehemalige Klosterkirche. Neben dem Klostergebäude und einer Remise umfasst das Areal einen weitläufigen Garten und einen historischen Anbau, den sogenannten Josefstrakt.
In den umgebauten Räumen sind 48 Gästezimmer untergebracht: 25 im ehemaligen Zellentrakt, nutzbar als Einzel- wie Doppelzimmer. Im Josefstrakt sind es 23 Zimmer, davon 9 Doppel- und 14 Familienzimmer sowie ein Appartement. Dort sind auch Spielbereiche eingebaut und es ist möglich, sich selbst zu versorgen. Hinzu kommen zahlreiche mit moderner Technik ausgestattete Seminar- und Tagungsräume in unterschiedlichen Größen. Die Kapazitäten sind für etwa 120 Personen ausgelegt, der reguläre Betrieb beginnt diesen Herbst. Die Klosterküche und ihre Gastronomie ist auch für Ausflugsgäste offen.
Die Gesamtkosten der 2021 begonnenen Generalsanierung belaufen sich auf 43 Millionen Euro. Die Ausstellung im Erdgeschoss führt in die Beuerberger Klosterwelt ein. (alb)