„Jede Bibliothek ist auch Kirche“
Beim Bischofsempfang im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Sankt Michaelsbundes standen am 24. Oktober, dem Tag der Büchereien, das Engagement der meist ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Bedeutung des Lesens im Mittelpunkt. Auch Bischof Rudolf Voderholzer würdigte beim Gottesdienst die Arbeit des Verbandes, an dessen Spitze nun mit dem Salesianerpater Alfons Friedrich ein neuer Vorsitzender steht.
Die Teilnehmer an der Jahreshauptversammlung des Sankt Michaelsbundes waren sich einig: Büchereiarbeit und Leseförderung bleiben auch in einer digitalen Welt enorm wichtig. Foto: © Bauer
„Ich glaube, dass die Bücher nicht so schnell verschwinden werden“, bekannte der Regensburger Oberhirte Rudolf Voderholzer zu Beginn des Gottesdienstes bei der Jahresversammlung des Sankt Michaelsbundes. Seiner Ansicht nach werden auch in einer digitalen Welt Bücher ein wichtiges Medium bleiben. Und er wandte sich direkt an die Vertreter des Sankt Michaelsbundes, um ein Vergelt’s Gott für dessen Wirken im Bidungsbereich zu sagen: „Wie gut, dass es Bücher und Bibliotheken gibt – und Sie, die Sie sich darum kümmern“, stellte der Oberhirte fest. Die Tatsache, dass auf Buchmessen immer mehr Bücher ausgestellt und angeboten werden, wertete er als gutes und hoffnungsvolles Zeichen.
Den Festakt moderierte Christina Schnödt, Leiterin der Diözesanstelle des Sankt Michaelsbundes im Bistum Regensburg. Einen Ausschnitt der Empfehlung zum neu erschienenen Buch „Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern“ nahm Bischof Voderholzer in seinem Grußwort auf, um auf die Bibliothek von Alexandria, die bedeutendste antike Bibliothek, und deren Bezüge zum Christentum hinzuweisen. „Die frühe Christenheit knüpfte an den Bildungsbetrieb Alexandrias an“, erläuterte der Bischof. Er erinnerte an die „gut sortierte Pfarrbücherei“ in seiner Münchner Heimatpfarrei St. Margaret und die „Zuwachsraten im Bibliotheksbereich“.
Die Bücherei als Ort der Begegnung
„Ohne die vielen tausend Ehrenamtlichen wären die Büchereien nicht zu denken. Auf diese Leistung ehrenamtlichen Engagements dürfen wir stolz sein.“ Mit diesen Worten würdigte Ordinariatsrat Dr. Walter Zahner, Diözesanbeauftragter des Sankt Michaelbundes im Bistum Regensburg, die Arbeit der Bibliotheksmitarbeiter. Die Büchereien beschrieb er auch als Orte der Begegnung, des Dialogs und des Austausches, da neben den Büchern und Medien vielfach auch Veranstaltungen zum Angebot gehören.
Das Buch als Kulturgut und damit die Büchereien als Kulturträger stellte Albert Füracker, der Bayerische Staatsminister der Finanzen und für Heimat, an den Beginn seines Grußwortes. Für wichtig erachtet er auch die Förderung der Lese- und Medienkompetenz, zudem würden Bibliotheken einen Beitrag zur Teilhabe und zur „gelebten Demokratie“ leisten. Den Sankt Michaelsbund motivierte er zum Weitermachen.
Heimatorte von unschätzbarem Wert
Seinen Dank richtete Füracker mit einem „Vergelt’s Gott“ an die vielen ehrenamtlichen Kräfte: „Heute feiern wir den Tag der Bibliotheken, ein Anlass, der an die Gründung der ersten deutschen Bürgerbibliothek vor 197 Jahren erinnert. In Bayern sind Büchereien Heimatorte von unschätzbarem Wert, die vor allem durch das leidenschaftliche Engagement vieler Einzelner getragen werden.
Der Sankt Michaelsbund, der älteste bayerische Büchereiverband, trägt mit über 1.000 betreuten Büchereien maßgeblich zur Vielfalt bei. Sie beraten, fördern, professionalisieren und leisten damit, dass die Existenz einer Bücherei in modernen Zeiten gesichert wird. Der Freistaat unterstützt dieses Engagement mit 1,3 Millionen Euro Förderung im Jahr 2025 – hier sind bayerische Steuergelder gut angelegt! Büchereien sind mehr als nur Bücher, sie sind lokale Ankerpunkte in unseren Städten und Gemeinden. Ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihr ehrenamtliches Engagement!“
Zugang zu Büchern ermöglichen
In einer ersten Gesprächsrunde
sprach Moderatorin Claudia Bresky mit Doris Schindler, einer
engagierten Nutzerin der Gemeindebücherei in Pettendorf, Christian
Kiendl, dem Bürgermeister des Marktes Schierling, und Dr. Walter Zahner
über die Bedeutung der Bibliotheken vor Ort. Im Kontext der „Exerzitien
im Alltag“ in einem Raum neben der Bibliothek in Pettendorf ist
Schindler damals in der Bücherei „hängengeblieben“. Die Verfügbarkeit
verschiedener Medien und die Gespräche mit anderen Nutzern über die
Bücher schätzt sie besonders. Als wichtig erachtet sie, Menschen den
Zugang zu Büchern zu ermöglichen, die sich den Kauf von Büchern nicht
leisten können.
Bürgermeister Kiendl verwies auf die neuen
Räume der Schierlinger Bücherei in der Ortsmitte sowie auf über 2.300
Nutzer, rund 100.000 Ausleihen und die zweimalige Verleihung des
Bücherei-Siegels in Gold. Demnächst könne man 50 Jahre Kooperation
zwischen der Pfarrei, dem Markt und dem Sankt Michaelsbund feiern.
Natürlich hätten die Büchereimitarbeiter auch die Jugend im Blick. Die
„vielfältige Bibliothekslandschaft“ im Bistum in Größe und Anzahl der
Mitarbeiter betonte Ordinariatsrat Zahner. „Überall ist viel Herzblut
dabei“, stellte er fest. Die Büchereien seien Orte, „wo man sich
willkommen und eingeladen fühlt“, fasste Zahner zusammen und verwies auf
die Unterstützung der Aus- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen. Auch
in die aktuellen und bevorstehenden Transformationsprozesse müssten die
Bibliotheken einbezogen werden.
[inne]halten - das Magazin 23/2025
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„Ort der Bildung, Begegnung und Teilhabe“
In der zweiten Gesprächsrunde ging es um strukturelle sowie kirchlich-religiöse Aspekte. Daran beteiligt waren Dr. Claudia Pecher, die Leiterin der Landesfachstelle für Büchereien und Bildung beim Sankt Michaelsbund, Prof. Dr. Martin Schulte, der Leiter der Stabsstelle Kirchliche Aufsicht in der Diözese Regensburg, und Pater Alfons Friedrich SDB. Mit dem Buch im Kindergarten und in der Schule anzufangen, riet Schulte. Er votiert für die Sicherung der Bibliothek als „Ort der Bildung, Begegnung und Teilhabe“ sowie des Informationsangebots.
Die Akzeptanz des Buches und Büchereien als authentische Orte und Lernorte gelebter Demokratie führte Pecher an, ebenso den Beitrag zur Lese- und Sprachkompetenz. Auch bei den Überlegungen zu Ganztagesangeboten sollten, so Pecher, die Bibliotheken einbezogen werden. Büchereien seien außerdem Orte der Integration für geflüchtete Menschen. Für die Zukunft wünscht sich Pecher weiterhin ein „gutes Zusammenspiel zwischen Kirche und Staat“ zur Förderung von Glauben und Demokratie. Für Friedrich sind Bibliotheken auch „Orte mit Resonanz, Orte, wo ich in Schwung gerate, etwas erlebe. Jede Bibliothek ist auch Kirche“. Büchereien tragen für den Salesianerpater auch zur Medienerziehung und -kompetenz bei – gerade bei den Diskussionen um Soziale Medien. Damit könne die heute vielfach feststellbare Anonymität durchbrochen werden.
Markus Bauer



