Kultur und Wissen
03.07.2025

Michaelspreis würdigt Ehrenamt: Büchereien als Orte der Demokratie 

Büchereien sind Orte der Gemeinschaft und der Wissensförderung. Dazu gehört auch die Verantwortung für unsere Demokratie. Der Michaelspreis wurde in diesem Jahr an Projekte vergeben, die in besonderem Maße die politische Bildung und Bürgerbeteiligung in den Mittelpunkt stellen. Bei den Feierlichkeiten in der Münchner Seidl-Villa wurde das ehrenamtliche Engagement in den Büchereien gewürdigt. 
    

 v.l.n.r: Der Geschäftsführer des Sankt Michaelsbundes Stefan Eß übergab den Preis an Marion Bayer aus Leipheim, Sieglinde Seeber und Christiane Jaug aus Pinzberg und an Barbara Fürstberger aus Thurmansbang. v.l.n.r: Der Geschäftsführer des Sankt Michaelsbundes Stefan Eß übergab den Preis an Marion Bayer aus Leipheim, Sieglinde Seeber und Christiane Jaug aus Pinzberg und an Barbara Fürstberger aus Thurmansbang. Foto: © SMB/Krka

Am Mittwoch, den 2. Juli, wurde in der Münchner Seidlvilla zum dritten Mal der Michaelspreis für besonderes ehrenamtliches Engagement in der Büchereiarbeit durch den Sankt Michaelsbund vergeben. Dieses Jahr stand der Preis unter dem Motto der Demokratieförderung – geehrt wurden drei Projekte, die politische Bildung in den Mittelpunkt stellten. 

In seinem Grußwort lobte der Geschäftsführer des Sankt Michaelsbundes Stefan Eß die ehrenamtliche Leistung der Büchereien. Über 1,2 Millionen Arbeitsstunden würden die Ehrenamtlichen pro Jahr beisteuern. Nur durch dieses außergewöhnliche Engagement sei Büchereiarbeit möglich. „Es gibt so viele kreative Projekte in unseren Büchereien – da wollen wir ein Mal im Jahr die Gelegenheit nutzen, diese Arbeit hervorzuheben und zu würdigen“, so Eß. 

Büchereien als Vorbilder für politische Bildung 

Das Thema Demokratie sei zurzeit aktueller denn je, meint die Leiterin der Landesfachstelle für Büchereien und Bildung und Mitbegründerin des Preises, Dr. Claudia Maria Pecher. Deshalb sei die Wahl des Mottos in diesem Jahr leichtgefallen: „Wir merken, dass auch in Bayern immer mehr Stimmen an das rechte Spektrum gehen – das betrifft vor allem auch den ländlichen Raum. Da sehen wir uns in der Verpflichtung, die Büchereien als Orte der Demokratie sichtbar und nutzbar zu machen für die Teilhabe für alle.“

Der Michaelspreis wurde in diesem Jahr an die Gemeinde- und Stadtbüchereien in Leipheim, in Pinzberg und in Thurmansbang vergeben. Das Leipheimer Büchereiteam trug im vergangenen Jahr mit ihren „Büchern gegen das Vergessen“ zur Erinnerungskultur durch das Lesen bei. In ihrer Dankesrede betonte die Leiterin Marion Bayer: „90 Jahre nach der Bücherverbrennung müssen wir immer noch wachsam sein, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Seit es immer weniger Zeitzeugen gibt, muss die Zivilbevölkerung die Aufgabe des Erinnerns übernehmen – das haben wir hier als Bücherei getan.“ 


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Wissensvermittlung und Bürgerbeteiligung 

In der Gemeindebibliothek in Thurmansbang wurde parallel zur Bürgermeisterwahl des Ortes eine Büchermeisterwahl veranstaltet. Kinder konnten ihren Bücherfavoriten wählen und dabei lernen, wie eine demokratische Wahl funktioniert. Mit Wahlplakaten, Stimmzetteln und einer versiegelten Wahlurne gestaltete das Team der Bücherei ihre Wahl möglichst nah am Original. 

In Pinzberg waren unter dem Motto „Büchereien sind bunt“ die Meinungen und Gedanken der Bürger gefragt: Von Kindergartenkindern über Ministranten bis hin zum Frauenbund schrieben die Besucher ihre Wünsche für Demokratie, Respekt und Toleranz auf bunte Wimpelketten, die in den Bibliotheksräumen aufgehängt wurden. Von Mai bis November 2024 kamen so 85 Wimpel mit Aufschriften wie „Respekt vor dem Gegenüber“, „Die Meinung des Anderen respektieren“, oder „Demokratie braucht Religion“ zustande.

[inne]halten - das Magazin 15/2025

Meditation im Museum

Im Berliner Bode-Museum kann man seit einiger Zeit meditieren. Heilendes Museum heißt das Konzept. Zwischen Jesusfiguren, Madonnen und Buddhas sitzen Menschen auf Kissen, um einen Moment lang mit sich und der Welt eins zu sein.

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Ehrenamt feiern – Zukunft gestalten  

Wie in den vergangenen Jahren erhielten die Preisträger ein Werk der Künstlerin Anna Käse: In alter Handwerksform fertigte sie eine Radierung des Erzengels Michaels an. Auch eine Urkunde und ein Mediengutschein im Wert von 1.000 Euro wurde an die anwesenden Delegationen der Büchereien übergeben. Der feierliche Charakter der Veranstaltung wurde durch die Moderation des Schriftstellers Alois Prinz und die musikalische Begleitung durch Johannes Öllinger untermalt. In seinen Liedern nahm Öllinger immer wieder Bezug auf den Fokus der Veranstaltung – die Demokratie. Dabei sang er Texte aus Briefwechseln wichtiger politischer Akteure wie Sophie Scholl oder Dietrich Bonhoeffer. 

Die Preisträger zeigten sich sichtlich erfreut über die Auszeichnung. Die Organisationsleiterin der Bücherei Thurmansbang Barbara Fürstberger sieht den Preis vor allem als Motivation: „Das ist für uns als kleine Bücherei natürlich eine Bestätigung, dass wir den Weg weitergehen und mehr Aktionen planen. Und uns freut es, dass wir so Anregung geben können, wie man auch mit wenig Aufwand besonders Kindern demokratische Werte beibringen kann.“

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Lilly Krka
Artikel von Lilly Krka
Volontärin