Zukunft
15.04.2025


Denkmalschutz

Warum unsere Denkmäler in Gefahr sind

Denkmalschutz werde zunehmend kritisch gesehen, klagt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Dabei stehen weniger als vier Prozent der Bausubstanz in Deutschland unter Schutz. Ein Weckruf zum 40. Geburtstag.
    

Blick auf die Krämerbrücke, eine mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke in Erfurt Blick auf die Krämerbrücke, eine mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke in Erfurt Foto: © Dominik Wolf/KNA

Es ist ein Wettlauf nicht nur gegen Rost, Holzwurm und den Zahn der Zeit. Zu ihrem 40. Geburtstag beklagt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ein wachsendes Unverständnis der Gesellschaft für die Belange des Denkmalschutzes in Deutschland.

Wo historische Stadtkerne und alte Kirchen verfallen, Schlösser und Parks ohne Pflege bleiben und Denkmäler der Wirtschaftsgeschichte vor sich hin rosten, eilt die Stiftung seit dem 17. April 1985 zur Hilfe. Vor allem dank der aktiven Mithilfe und Spenden von über 200.000 Förderern. Außerdem gibt es Gelder aus der Lotterie „Glücksspirale“ und Bußgeldzuweisungen.

790 Millionen Euro für Denkmalschutz

Insgesamt konnte sie nach eigenen Angaben bereits rund 7.400 Denkmäler mit mehr als 790 Millionen Euro in ganz Deutschland unterstützen, darunter rund 2.800 Sakralbauten. 2025 sollen 385 Denkmäler mit 14,5 Millionen Euro gefördert werden. Außerdem bietet die Stiftung pädagogische Schul- und Jugendprogramme und koordiniert den bundesweiten Tag des offenen Denkmals jeweils am zweiten Sonntag im September. Mit dieser Aktion und auch der Zeitschrift „Monumente“ sollen möglichst viele Bürger für den Denkmalschutz gewonnen werden.

„Denkmäler geben ein Bild der großen künstlerischen Schaffenskraft und regionalen Vielfalt in Deutschland“, betont Stiftung-Vorstand Steffen Skudelny. Und unterstreicht in politisch schwierigen Zeiten, dass Bau-, Boden- und Gartendenkmale mehr als nur Steine seien: „Sie stiften Identität, prägen das Werteempfinden, sind lebendige Orte der Erinnerung, Wahrzeichen, Mahnmale oder Zufluchtsorte und verbinden Menschen grenzübergreifend.“
  

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In der Krise

Doch zugleich beklagt die Stiftung, dass ihr der Zeitgeist nicht freundlich gesonnen ist. „Denkmalschutz in Deutschland ist in einer Krise“, heißt es in einem Positionspapier zur Bundestagswahl im Februar. „Gerade aus dem politischen Bereich nimmt die Unterstützung für den Erhalt unserer gebauten Geschichte mehr und mehr ab.“ Aktuell gehe jeden Tag mindestens ein Denkmal in Deutschland verloren: durch Abriss, Vernachlässigung, durch bewusste Entscheidungen häufig unter dem Vorwand wirtschaftlicher oder ökologischer Zwänge. Deutschland riskiere, dass kulturelle Meisterleistungen und Geschichtszeugnisse früherer Epochen verschwänden.

Im öffentlichen Bewusstsein werde der Denkmalschutz zunehmend als Verhinderer dargestellt, klagt die Stiftung. Etwa beim Klimaschutz, dem Ausbau regenerativer Energien und energetischer Ertüchtigungen. „Es braucht dringend eine neue Haltung und eine Kurswende, wenn unser geringer Denkmalbestand, der nur rund 3,5 Prozent unserer Bausubstanz ausmacht, nicht weiterhin so deutliche Verluste erleiden soll.“ Abhilfe soll aus Sicht der Stiftung unter anderem eine bundesweit einheitliche Erfassung des Denkmalbestandes schaffen. Auch sollte es eine transparente Veröffentlichung von Abrissvorhaben, Streichungen von der Denkmalliste und Denkmalverlusten geben.

Große Zerstörungen in Nachkriegsdeutschland

Ein wenig erinnert diese Klage an die Gründungsgeschichte der Stiftung. Der damalige hessische Landesdenkmalpfleger Gottfried Kiesow rief die Initiative ins Leben, um für den Erhalt des historischen Erbes zu kämpfen. Gerade in den 70er Jahren wurden im Rahmen von Altstadtsanierungen historische Bauten in großem Umfang platt gemacht. Seit 1945 seien mehr Denkmale zerstört worden als im Zweiten Weltkrieg, sagte damals selbstkritisch Bundespräsident Walter Scheel.

Mit der deutschen Vereinigung 1990 wuchs der Stiftung eine noch größere Aufgabe zu: Ganze Kulturlandschaften wie die Altstadt von Quedlinburg standen in den östlichen Bundesländern vor dem Verfall. In alten Dorfkirchen drohte Madonnen, Kruzifixen, Bildern, Altären und Kanzeln das Ende. 20 Jahre lang floss deshalb ein Großteil der Stiftungsgelder in die „neuen“ Bundesländer.


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Sorgenkind Kirchen

Gotteshäuser bleiben auch weiterhin ein Schwerpunkt der Denkmalschützer – und ein Sorgenkind. Im Mai 2024 gehörte die Stiftung zu den Mitinitiatoren des Manifests „Kirchen sind Gemeingüter!“. Darin äußern die Unterzeichner die Befürchtung, dass die christlichen Gemeinschaften sich zunehmend nicht mehr in der Lage sähen, den wertvollen Bestand an Kirchen zu erhalten.

Kirchenaustritte, sinkende Einnahmen: Immer mehr Bauten würden außer Gebrauch gestellt oder gar abgerissen. Kirchenräume seien jedoch öffentliche Räume. Staat und Gesellschaft dürften sich ihrer historisch begründeten Verantwortung für dieses kulturelle Erbe nicht entziehen, heißt es in dem Manifest. Deshalb müssten neue Formen der Trägerschaft gefunden werden, um die identitätsstiftenden und ortsprägenden Bauten und ihre kostbaren Ausstattungen zu retten.

Von Christoph Arens 

KNA
Artikel von KNA
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