Kultur und Wissen
05.02.2025


Sport und Kirche

Kollisionssport mit kirchlichem Segen

Unter dem Dach des katholischen Sportverbandes DJK sind auch American Football-Vereine zu finden. Der Münchner DJK-Geschäftsführer Markus Schuster war sogar einmal deutscher Nationalspieler und lässt sich den kommenden Superbowl natürlich nicht entgehen.

Markus Schuster war deutscher American-Football-Nationalspieler. Markus Schuster war deutscher American-Football-Nationalspieler. Foto: © SMB/Bierl

Wo er am 10. Februar um 1.30 Uhr nachts ist, das weiß Markus Schuster ganz genau: in der Vereinsgaststätte des DJK München-Fasangarten – und zwar hochkonzentriert vor einem Großbildschirm. Dann ist Anpfiff für den diesjährigen Superbowl, das weltweit übertragene Endspiel der US-Footballliga NFL. Und Markus Schuster wird mit anderen Anhängern und Anhängerinnen über die Finessen der Begegnung fachsimpeln. 18 Jahre lang hat er selbst gespielt, die meiste Zeit in seiner Heimatstadt München, bei den Cowboys, und schaffte es sogar bis zum deutschen Nationalspieler. Zwischendurch war er sogar einmal in einer amerikanischen Collegemannschaft aktiv. An die fünfzig Bewerbungen hat er damals in die Staaten geschickt, „inklusive aufwendig zusammengeschnittenen Videomaterials auf VHS-Kassetten“ und tatsächlich einen Platz mit Stipendium bekommen.


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Wendiger Runningback

Aufgrund seiner schlanken Statur und Wendigkeit war er ein Runningback: „Der bekommt den Ball in die Hand gedrückt und muss dann so weit laufen, wie er kann, um einen möglichst großen Raumgewinn zu erzielen“, erklärt der 49-Jährige für den Laien die Position. Schafft es der Runningback, den Ball in die Endzone zu bringen, sammelt er Punkte für seine Mannschaft. Auf den Weg dorthin versuchen ihn die Gegner allerdings mit Körpereinsatz zu Fall zu bringen. American Football ist ein „Kollisionssport“.

Zwei Gehirnerschütterungen hat sich Markus Schuster dabei eingefangen. Trotzdem hält er das Verletzungsrisiko nicht für größer als beim alpinen Skisport oder beim Boxen. Darum sieht er auch überhaupt kein Problem, dass eine ganze Reihe von Vereinen des katholischen Sportverbandes DJK Football-Teams gegründet haben. Denn Markus Schuster ist nicht nur ein ehemaliger Runningback, sondern auch hauptamtlicher Geschäftsführer des Verbandes im Erzbistum München und Freising. Wer beim DJK American Football spielt, tut das also mit kirchlichem Segen.

Soziale Verantwortung wahrnehmen

Etwa bei den Rosenheim Rebels in der Bayernliga. Die Abteilung des DJK bietet nicht nur die klassische Spielform an, sondern auch die weniger körperbetonte Variante des Flagfootball. Dabei ist dem gegnerischen Spieler nur eine am Gürtel befestigte kleine Flagge abzuziehen, ohne ihn zu Boden zu werfen. Fast alle Football-Abteilungen des DJK in Bayern unterhalten auch Cheerleader-Gruppen, die vor dem Match und in den vielen Pausen auftreten und das Publikum unterhalten. Das Cheerleading ist sogar eine eigene Sportart, die Turnen, Gymnastik, Akrobatik und Tanz vereinigt und in der Meisterschaften ausgetragen werden.

Das vielfältige Gemeinschaftsmoment im American Football, das die unterschiedlichsten Menschen und Gruppen einbezieht und anspricht, hebt Markus Schuster besonders hervor. Für den DJK, der sich vor allem um den Breitensport und seine sozialen Aufgaben kümmert, ist das die entscheidende Größe.
 

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Ein Sport, nicht nur für Kraftpakete

Deshalb ist Markus Schuster stolz darauf, dass die Rosenheim Rebels vor zwei Jahren den regionalen Inklusionspreis „Goldene Rampe“ erhalten haben. Zusammen mit der Offenen Behindertenarbeit (OBA) des katholischen Jugendsozialwerkes haben sie bewusst vier Menschen mit verschiedenen Handicaps für ihren Staff, also den ehrenamtlichen Mitarbeiterstab gesucht. Die vier sind Teil des Teams und für das Equipment-Management zuständig, legen also die Ausrüstung vor jedem Match zurecht, kontrollieren deren Zustand und achten darauf, dass sie vollständig ist. Und die Rebels schwärmen davon, dass ihr neu gebildeter Staff das wesentlich besser hinbekommt als zuvor die Spieler.

Entgegen der landläufigen Vorstellung sind das übrigens nicht nur zentnerschwere und zwei Meter große Kraftpakete. „Es sind die unterschiedlichsten Voraussetzungen gefragt“, betont der DJK-Geschäftsführer. Tatsächlich sind in den Mannschaften auch relativ kleine Spieler zu finden, weil Beweglichkeit, Spielintelligenz und Hand-Auge-Koordination auf einigen Positionen erheblich mehr zählen als ein schwerer Körper.

Lernen fürs Leben

Richtige Leichtgewichte sind allerdings kaum darunter, wegen der antrainierten Muskelmasse. „Die ist natürlich wichtig, weil die bei den robusten Körperkontakten als Polster wirkt und vor Verletzungen schützt“, erklärt Markus Schuster. Krafttraining ist also auch bei den Football-Abteilungen der DJK-Vereine unverzichtbar. Ebenso müssen sie die sozialen Fähigkeiten der Akteure schulen.

„Zum einen muss sich jeder den sehr genauen taktischen Anweisungen des Trainers fügen, zum andern selbstbewusst in die Spielzüge zu gehen und eng mit den Mitspielern kooperieren.“ Das sei bei den rasend schnellen und kurzen Spielzügen unabdingbar, die eine schnelle Auffassungsgabe und äußerste Konzentration verlangen: „Beim American Football lernt man viel übers Spiel hinaus fürs ganze Leben.“

Expertentipp: Eagles gewinnen den Superbowl

Natürlich halten die Anhänger den American Football mit seinen exakt abgestimmten taktischen Feinheiten für die Königsdisziplin unter den Mannschaftsportarten. Die alljährliche Krönungszeremonie ist der Superbowl im Februar. Markus Schuster hat seit 1992 kein einziges Endspiel versäumt und hält sich auch sonst über die NFL auf dem Laufenden. Darum ist sein Tipp für den Saisonhöhepunkt, bei dem die Kansas City Chiefs den Philadelphia Eagles gegenüberstehen, klar: „Die Eagles, weil die eine so dominante Saison gespielt und ein exzellentes Laufspiel haben.“ Montagnacht ab 1.30 früh wird er in der DJK-Vereinsgaststätte hellwach sein und gespannt verfolgen, ob er mit seiner Einschätzung recht hat.

Zum Nachhören

"MKR - Magazin" Episode vom 5.2.2025, Kapitelmarke "Trainingsbesuch bei Rosenheim Rebels" ab Min. 06:10


Alois Bierl
Artikel von Alois Bierl
Chefreporter
Beschäftigt sich mit wichtigen Trendthemen wie Spiritualität.