Ehrenamt
So müssen wir das Ehrenamt neu denken
Das Ehrenamt ist in der Krise, immer weniger Menschen möchten sich binden. Was brauchen sie, um sich gern zu engagieren?

Viele Menschen möchten den Ort, an dem sie wohnen, gerne gestalten. Sie möchten ihr Dorf und ihren Stadtteil lebenswert erhalten. Und sie sind bereit, dafür Zeit aufzuwenden. Das geht oft gut in Gemeinschaft – im Sportverein, in der Pfarrgemeinde, in Sozialverbänden oder im Gartenbauverein. Doch anders als früher möchten viele Menschen inzwischen wissen, wie viel Zeit sie aufwenden sollen, ob und wann der Einsatz auch wieder ein Ende haben wird. Ja, es gibt nach wie vor viele Menschen, die sich lange im Ehrenamt binden und viel Gutes tun. Für viele andere ist die Aussicht auf eine goldene Ehrennadel nach Jahrzehnten des Engagements jedoch kein Ziel mehr.
Ich finde, wir müssen uns immer wieder klarmachen: Mit dem Ehrenamt machen Menschen ein Geschenk. Sie schenken ihre Zeit einem Verein, einer Pfarrei oder einem Thema, das ihnen wichtig ist. Und wenn wir auch in Zukunft möchten, dass sich Menschen engagieren, müssen wir uns kümmern, dass Ehrenamt attraktiv ist, dass es Freude macht, eine Aufgabe zu übernehmen. Wir dürfen nicht nur aus der Sicht unserer Organisationen denken, so drängend dort die Suche nach neuen Aktiven oft ist. Und wir dürfen nicht nur die Verpflichtung zur Sorge für andere in den Vordergrund stellen oder gar mit Druck verbinden. Wir sehen stärker, was die Engagierten leisten können, wo sie Talente haben und welchen „Nutzen“ sie selbst aus ihrer Tätigkeit gewinnen möchten. Das ist schon ein etwas anderer Ansatz als früher.
[inne]halten - das Magazin 10/2025

Schlüsselübergabe
In die Trauer mischt sich Aufbruchstimmung, die Welt blickt auf die Papstwahl.
Nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe hat das Konklave in Rom begonnen. Welche Aufgaben muss der Nachfolger von Papst Franziskus angehen? Wie kann er die Kirche überzeugend führen? Vatikan-Experte Ludwig Ring-Eifel gibt Antworten.
Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.
Ehrenamt ist ja immer Teil gesellschaftlicher Entwicklung. Je mehr Menschen beruflich oder familiär eingespannt sind, desto weniger Zeit haben sie für ein Ehrenamt. Je knapper die Haushaltskasse, desto schwierig wird es, Zeit unentgeltlich zu verschenken. Das muss man berücksichtigen. Ehrenamt lässt sich daher nicht einfach von „oben verordnen“, und es ist auch alles andere als selbstverständlich. Wenn eine Aufgabe auch für Mütter und Väter, für Berufstätige und für Berufs-Pendler Bedeutung hat und zeitlich gut zu schaffen ist, schaffen wir hingegen eine feste Basis für ein lebendiges Ehrenamt. Gestärkt wird damit die Lebensqualität am Wohnort, die für so viele Menschen ein wichtiges Ziel ist.
Zur Person
Prof. Dr. Doris Rosenkranz, Soziologin an der Technischen Hochschule Nürnberg, lehrt, forscht und berät zu Engagement und Freiwilligenmanagement.
Sie ist Sprecherin der Hochschulkooperation Ehrenamt, Mitglied im Ethikrat der Bayerischen Staatsregierung sowie im Vorstand der Zukunftsstiftung Ehrenamt Bayern.