Die Summe des Ganzen

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Buchprofile - Rezension
Schuld und Sühne im Beichtstuhl. Steven Uhlys doppelbödiger Roman über Kindesmissbrauch.
Ein später Mittwochnachmittag im März, in einer Kirche in Madrid. Padre Roque will seinen Beichtstuhl gerade verlassen, da hetzt ein Mann herein, schwere Sünden auf dem Herzen. Der 1964 in Köln geborene Steven Uhly lässt der Geschichte Zeit in seinem mittlerweile achten Roman, und das macht schon der Titel deutlich: Es geht um „Die Summe des Ganzen“, die Zusammengehörigkeit von Geschichten, nicht um einen einzelnen skandalösen Fall. In mehreren Beichtgesprächen erfährt der Padre die Sünde. Es ist Luxuria, die Wollust. Der beichtende Lucas, Nachhilfelehrer für Mathematik, hat sich in seinen zehnjährigen Schüler verliebt. Doch mit dem Kindesmissbrauch als Beichtgeheimnis ist es nicht getan. Es geht auch um die damit verbundenen Fragen von Rache und echter Reue, von Vergebung und Erlösung vom Leiden, von Sünde und Sühne, es geht um den Abgrund von Zugeständnissen und Schuldgefühlen, Erpressungen und Gedächtnislücken. Der Padre selbst wird zusehends in die Geschichte verwickelt, denn auch er hat eine pädophile Backstory-Wunde. Wie Uhly die Missbrauchsgeschichten verkreuzt und einander kommentieren lässt, ist zunächst irritierend und dann erhellend, denn (Achtung: kleiner Spoiler) Lucas funktioniert als Lockvogel in einem dann auch kriminalistisch angelegten Plot, der die Vertuschungs- und Verschweigungslinien der Kirche in Missbrauchsfällen nachzeichnet. Eine wuchtige Geschichte mit nachhaltigem Ende, zum Nachdenken anhaltend.
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Ein Roman, der unter die Haut geht und einem zum Nachdenken anregt. Normalerweise kommen in den Beichtstuhl von Padre Guzmán nur harmlose Sünder, aber Lukas ein junger Mann, ist anders. Die Sünde, unter der er leidet, ist kaum auszusprechen. Im Laufe dieses prägnanten Romans wird deutlich, dass der junge Mann über seine pädophile Neigung zu seinem Nachhilfeschüler beichtet. Über den die Beichte abnehmenden Priester erhält man hierbei immer mehr Informationen, welche sich später als ebenso vorhandene Pädophilie entpuppen.

Anna Heinrichsmeier, Auszubildende zur Buchhändlerin

Artikelbeschreibung


Dieser Roman blickt tief in die seelischen Vorgänge von Opfern und Tätern innerhalb der Kirche und weist auf mögliche Räume einer Veränderung.
Madrid, in der Gegenwart: Zwei Menschen begegnen einander im Beichtstuhl einer kleinen Pfarrkirche am nordöstlichen Rand der Stadt, der eine ein Priester, der andere ein junger Mann, der offenbar schwer unter einer Sünde leidet, die er kaum auszusprechen vermag. Er flieht aus dem Beichtstuhl, kehrt aber am Folgetag zurück. Die immer intensiver werdenden Gespräche der beiden zeichnen allmählich ein Bild dessen, was diesen 'Sünder' tatsächlich quält. Die doppelte Abgründigkeit seiner Beichte zieht auch den Priester in die Kluft zwischen Wort und Tat und den Leser unweigerlich in einen Sog aus Fragen, die jeden einzelnen von uns betreffen: Ist unsere Liebe wirklich so selbstlos, wie wir glauben? Wie stark bedingen traumatische Ereignisse der Kindheit unsere Gefühlswelt? Wie sehr leiten ungelöste Probleme unser Handeln? Welche Macht übt die Gesellschaft aus, indem sie bestimmte Wirklichkeiten tabuisiert? Mit Genauigkeit und Einfühlungsvermögen widmet sich Steven Uhly einer Thematik,
die seit Jahren weltweit für Schlagzeilen sorgt. Doch anders als die gängigen Litaneien von Schuld und Sühne zeigt seine äußerst persönliche Herangehensweise Räume auf, die auch denjenigen zugänglich sind, die viel zu früh ihre Unschuld verloren haben und deren gesamte Existenz dadurch zutiefst bedroht ist.

Personeninformation


Uhly, StevenSteven Uhly, geboren 1964 in Köln, ist der Sohn eines Auswanderers aus dem heutigen Bangladesch und einer Deutschen. Er studierte in Köln, Bonn und Lissabon Romanistik und Germanistik und promovierte als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes über Multipersonalität als Poetik. 2002 ging er für den DAAD nach Brasilien, wo er das Deutsche Institut der Bundesuniversität von Belém do Pará leitete. Nach seiner Rückkehr 2006 ließ er sich mit seiner Familie in München nieder, wo er heute auch lebt. 2010 erschien sein Erstling Mein Leben in Aspik. Sein 2014 publizierter Roman Königreich der Dämmerung wurde vom Goethe Institut zu einem der 10 besten Bücher des Jahres gekürt und in mehrere Sprachen übersetzt. Für seinen Roman Adams Fuge erhielt er den Tukan Preis der Stadt München. Sein Roman Glückskind wurde zum Bestseller und von Michael Verhoeven für das ZDF verfilmt. Die Summe des Ganzen ist sein achter Roman.
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