Atemschaukel

Roman
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Buchprofile - Rezension
Ein Nachkriegsschicksal im russischen Arbeitslager: Herta Müller erinnert an ein lange unterdrücktes Thema der rumäniendeutschen Geschichte.
Nach der Kapitulation und dem Ende des rumänischen Faschismus wurden Anfang 1945 alle rumäniendeutschen Männer und Frauen im Alter zwischen 17 und 45 Jahren zur Zwangsarbeit in sowjetische Arbeitslager deportiert. Unter ihnen waren der aus Hermannstadt stammende Oskar Pastior (1927-2006) und die Mutter der 1953 in einem Dorf im Banat geborenen Herta Müller, der neben Pastior wohl bedeutendsten Autorin der rumäniendeutschen Literatur. Von ihrer Mutter hat Herta Müller nur in Andeutungen über die Deportationsjahre erfahren. Im Jahr 2001 hat Herta Müller damit begonnen, Gespräche mit ehemals Deportierten aus ihrem Dorf und auch Oskar Pastiors Erinnerungen aufzuzeichnen, die sie zu diesem Roman verdichtet hat. Ein siebzehnjähriger junger Mann wird im Januar 1945 zuhause abgeholt und in wochenlangem Zugtransport in ein russisches Arbeitslager gebracht. Herta Müller beschreibt die fünf Lagerjahre nicht im Stil des "genau so ist es gewesen", sondern mit der bildhaft-genauen Absicht poetischer Wahrheit: So und nicht anders stellt sich das Lagerleben in der literarischen Erinnerung dar. Die einzelnen Kapitel gehen von den Dingen aus, die den, der sich erinnert, noch über 50 Jahre nach der Rückkehr heimsuchen. Der "Hungerengel", die "Mondsichelmadonne", die "Kalkfrauen", der "Blechkuss", das "Meldekraut": Jedes dieser Kunstworte enthält eine Welt, das Gedächtnis von Arbeitskolonne und Abendappell, von Schinderei im Schlackekeller, von Langeweile als "Geduld der Angst", von Sehnsuchtskrankeit und Heimweh als dem "Hunger nach dem Ort, wo ich früher einmal satt war". Nach der Rückkehr nach Rumänien bleibt eine existentielle Fremdheit, "eine Art Ferne" in dem Erzähler zurück. Herta Müllers Roman stellt das Deportiertenschicksal im russischen Arbeitslager auf eindringliche Weise ins europäische Gedächtnis. - Zum intensiven Lesen allen Büchereien sehr empfohlen. - Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2009.
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Artikelbeschreibung


Rumänien 1945: Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die deutsche Bevölkerung lebt in Angst. "Es war 3 Uhr in der Nacht zum 15. Januar 1945, als die Patrouille mich holte. Die Kälte zog an, es waren -15º C." So beginnt ein junger Mann den Bericht über seine Deportation in ein Lager nach Russland. Anhand seines Lebens erzählt Herta Müller von dem Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen. In Gesprächen mit dem Lyriker Oskar Pastior und anderen Überlebenden hat sie den Stoff gesammelt, den sie nun zu einem großen neuen Roman geformt hat. Ihr gelingt es, die Verfolgung Rumäniendeutscher unter Stalin in einer zutiefst individuellen Geschichte sichtbar zu machen.

Pressestimmen


"Das bedeutendste Werk, das im neuen Jahrhundert diese dunkle Erinnerung fortschrieb, ist der 2009 erschienene Roman 'Atemschaukel' von Herta Müller, im gleichen Jahr erhielt die Autorin den Literaturnobelpreis." Alexander Cammann, Die Zeit, 22.10.15 "Ein überwältigender, ergreifender, demütig machender Roman, die vielleicht nachhaltigste Leseerfahrung dieses Herbstes." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.09 "Ein sprachliches Kunstwerk, wie es das in diesem Herbst kaum ein zweites Mal geben dürfte. Wer es schafft, Herta Müllers bestürzenden, bedrückenden und - wegen seiner sprachlichen Kraft - beglückenden Roman zu Ende zu lesen, wird dieses Buch nie wieder vergessen." Hajo Steinert, Focus, 10.08.09 "Dass eine so arme Geschichte, dass ein so armes Lebensstück mit so viel Schönheit erzählt wird, ohne jeden Schnörkel, ganz der Wahrhaftigkeit verpflichtet, das macht nicht zuletzt die Größe dieses Romans aus." Jochen Jung, Der Tagesspiegel, 19.08.09 "Ei
n kühnes Sprachkunstwerk, das seinesgleichen sucht in der europäischen Literatur unserer Zeit." Karl-Markus Gauß, Süddeutsche Zeitung, 20.08.09 "Ein atemberaubendes Meisterwerk." Michael Naumann, Die Zeit, 20.08.09 "Die Lager sind ja eine menschliche Grenzerfahrung, die wir in ihrer Andersartigkeit gern in einem Dachspeicher unseres kollektiven Gedächtnisses verstauben lassen. Müller holt sie aus dieser Verdrängung heraus, gliedert sie mit ihrer Sprachkunst in unsere Kultur ein und macht sie der Trauer zugänglich." Ruth Klüger, Die Welt, 15.08.09 "Das Unsägliche von alltäglicher Angst in diktatorischer Gesellschaft, von Arrest, Folter und Mord auf eigentümliche Weise buchstäblich zur Sprache zu bringen ist die Kunst dieser Autorin." Michael Naumann, Die Zeit, 20.08.09 "Mit seinem dichten Motivnetz schafft der Roman eine Intensität und Präsenz, die ihresgleichen in der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur nicht haben. Ein Manifest der Erinnerung und der Sprache, deren k
omplexes Verhältnis es auf ergreifende Weise bezeugt. Ein Meisterwerk." Michael Lentz, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.09.09"Das macht 'Atemschaukel' so brillant: Müller verknappt die historischen Hintergründe zugunsten der Gedankengebilde. Ein relevanter und sprachlich furioser Roman." Nora Reinhardt, KulturSpiegel, 26.09.09 "Ein politischer Roman von bemerkenswerter psychologischer Subtilität, der den Nullpunkt der Existenz nachvollziehbar macht." Stefana Sabin, Neue Zürcher Zeitung, 27.09.09 "Ihr Werk, dessen Kraft sich aus dem Schrecken speist, ist zugleich reich an Schönheit und für den Leser ein großes Glück. So spricht Erinnerung, wenn sie lebendig ist. Es schnürt einem die Kehle zu und macht Luftsprünge aus Wörtern. Und es ist neben all dem Hunger, dem Elend, dem Sterben im Lager unglaublich viel vom Glück die Rede." Volker Weidermann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.10.09 "Das eine Werk, das in dieser Saison alle anderen überragt; eine herzzerreißende, de
mütig und bescheiden machende Lektüre. Wer nicht immun ist gegen Wahrhaftigkeit und Poesie, dem schenkt dieses Buch das Erlebnis großer Literatur; das Zeugnis einer Menschlichkeit, die den Einzelnen transzendiert. Solch tiefe Wirkung lässt sich nicht beabsichtigen oder gar planen; sie ist die Essenz großer Kunst - und ihre Erkenntnis steht jedem zu Gebote. Der Eindruck, den 'Atemschaukel' hinterlässt, ist ein bleibender. Der Nobelpreis für Herta Müller hat das auf triumphale Weise nur bestätigt." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.09
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