Rituale
22.07.2025

Warum sich Pilgern mit Familie lohnt

Pilgern mit Kindern bietet einen einfachen Einstieg in die christliche Spiritualität, sagt Pilger-Pfarrer Nicolas Budde.
    

Foto: © AdobeStock - Monkey Business

Das Pilgern erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit – nicht nur unter spirituell Suchenden, sondern zunehmend auch unter Familien mit Kindern. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt, erweist sich bei näherem Hinsehen als bereichernde Erfahrung für alle Beteiligten. Der evangelische Pfarrer Nikolaus Budde aus Berlin-Spandau spricht aus praktischer Erfahrung: Als Gemeindepfarrer in Kladow und „Spandauer Pilgerpfarrer“ setzt er sich dafür ein, das Pilgern in seinem Kirchenkreis als niedrigschwelliges Angebot für alle Altersgruppen zugänglich zu machen – besonders auch für Familien.

Pilgern – ein einfacher Einstieg
in Spiritualität und Achtsamkeit

Ein zentraler Reiz des Pilgerns liegt in seiner Einfachheit. Man braucht keine aufwändige Ausrüstung, kein spezielles Vorwissen und keine lange Anreise – oft beginnt der Weg direkt vor der Haustür. Das gilt auch für Familien. 

Gerade Kinder bringen eine natürliche Offenheit und Neugier mit, die sie zu idealen kleinen Pilgernden machen.

„Kinder sind sehr achtsam mit der Natur. Sie entdecken Dinge, die Erwachsene oft übersehen“,

erklärt Budde, der selbst Vater von zwei Kindern ist. 

Pilgern wird dadurch zu einem gemeinsamen Lernprozess: Die Erwachsenen passen sich dem Tempo der Kinder an, die Kinder übernehmen Verantwortung und Aufmerksamkeit für ihre Umgebung.
     

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Warum Pilgern mit Kindern sinnvoll ist

1. Entschleunigung und gemeinsame Zeit:
Im hektischen Familienalltag fehlt oft der Raum für gemeinsames Innehalten. Pilgern bietet einen Kontrast dazu – es schafft eine bewusste Unterbrechung, ohne dass es kompliziert werden muss. Schon ein Spaziergang von zwei Stunden kann eine intensive Erfahrung sein, wenn er unter dem Zeichen des bewussten Gehens steht.

2. Achtsamkeit und Stille erfahren:

Eine besondere Herausforderung – und Chance – liegt im gemeinsamen Schweigen. „Zunächst klingt es schwer vorstellbar, aber Kinder können durchaus auch stille Etappen genießen“, so Budde. Diese Momente der Ruhe fördern die Achtsamkeit und stärken das Erleben von Natur, Stille und Spiritualität.

3. Spirituelle Zugänge auch ohne religiöse Vorbildung:
Pilgern ist keine religiöse Pflichtübung – es lebt von Offenheit. Budde betont: 

„Man braucht keine klassische religiöse Bildung. Es geht vor allem um das Gehen, das Beobachten und das Erleben.“

Für Familien, die nicht fest in eine Kirchengemeinde eingebunden sind, ist Pilgern eine Möglichkeit, Spiritualität niedrigschwellig zu erfahren.

4. Bewegung und Naturerlebnis:
Kinder brauchen Bewegung – Pilgern bietet sie. Wenn der Weg abwechslungsreich gestaltet ist, mit kurzen Distanzen und einem lohnenden Ziel (z. B. Spielplatz, Kirche, Naturdenkmal), lässt sich auch mit jüngeren Kindern gut eine Pilgerstrecke bewältigen.

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Was macht einen
familienfreundlichen Pilgerweg aus?

Damit Pilgern für Familien gelingt, kommt es auf die richtige Auswahl der Route an. Wichtig sind:

  • Kürzere Etappen, idealerweise unter fünf Kilometern.
  • Abwechslungsreiche Landschaft, z. B. durch Wald, Wiesen oder entlang eines Flusses.
  • Zielpunkte mit Aufenthaltsqualität, wie Spielplätze, Einkehrmöglichkeiten oder Kirchen.
  • Spielerische Elemente, z. B. das Suchen von Naturgegenständen oder das Gehen in Stille.

Pfarrer Budde empfiehlt insbesondere die sogenannten „Rieselfelder“ in Berlin-Spandau: eine naturreiche, abwechslungsreiche Strecke, die sich für Familien gut eignet. Auch Wege entlang des Bullengrabens oder von Spandau nach Falkensee bieten geeignete Abschnitte.

Pilger-Pfarrer Nicolas Budde. Pilger-Pfarrer Nicolas Budde. Foto: © Emily Roux

Pilgern als gemeinsame Lernreise

Für Familien kann Pilgern mehr sein als eine Freizeitbeschäftigung. Es ist eine Einladung, gemeinsam innezuhalten, zu beobachten, zu schweigen – und sich im wahrsten Sinne des Wortes als Familie auf den Weg zu machen. In einer Zeit, in der vieles schnelllebig ist, bietet das Pilgern einen entschleunigten Raum für Erfahrung und Begegnung.

Wer neugierig geworden ist, kann mit einem kleinen, gut vorbereiteten Spaziergang beginnen. Es braucht keine große Organisation – nur Offenheit, feste Schuhe und die Bereitschaft, sich auf den Moment einzulassen.

Mehr Informationen zum Spandauer Pilgerweg finden Sie auf www.spandau-evangelisch.de.
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Paul Hasel
Artikel von Paul Hasel
Redakteur, Channel-Management