Rituale
28.07.2025

Impulse zum Ignatiusweg

Exerzitienbegleiter Frank Beyersdörfer nimmt Sie mit auf den Ignatiusweg in Nordspanien – virtuell bei uns auf innehalten.de und vor Ort bei einer Wanderreise des Bayerischen Pilgerbüros vom 11. bis 19. Oktober.
    

Pilger auf dem Ignatiusweg mit Blick auf das Gebirge von Montserrat. Pilger auf dem Ignatiusweg mit Blick auf das Gebirge von Montserrat. Foto: © Manuel Meyer/KNA

Liebe Teilnehmer/-innen des Jakobswegs von zu Hause!

Heute haben Sie die Gelegenheit, vom Jakobsweg abzuzweigen und von Loyola aus bis Barcelona den Ignatiusweg von Norden nach Süden zu gehen. In Loyola wurde der heilige Ignatius von Loyola (1491–1556) geboren, der Gründer des Jesuitenordens und Autor seines Exerzitienbuchs, der Geistlichen Übungen, die bis heute viele Menschen inspirieren, Glaube, Erfahrung und Leben zusammen zu sehen und zu leben. Lassen Sie sich mitnehmen auf sieben Station des Ignatiuswegs!

Meine Herkunft 

    

In Loyola steht das Wohnhaus der Familie des Ignatius. In Loyola steht das Wohnhaus der Familie des Ignatius. Foto: © Claudia Riedel/KNA

In Loyola steht das Wohnhaus der Familie des Ignatius, ein Turm, der schwer einzunehmen war. Seine Familie war in Kämpfen zwischen den Clans verwickelt. Ignatius war das jüngste von 13 Kindern. Getauft wurde er in einem Kirchlein im nahe gelegenen Dorf Azpeitia. Der Taufstein steht noch. Die Landschaft prägte ihn tief, ein Labyrinth von Berghängen, goldene und warme Farben. Naturverbunden wird er immer bleiben.


Ich kann in diesen Sommerwochen einen Besuch in meiner Heimat machen, die Kirche meiner Kindheit aufsuchen, vielleicht mein elterliches Haus. Oder ich mache einen Bogen darum, wandere durch die Landschaft, oder schaue Fotos an. Welche Erinnerungen steigen auf? Welchen „lifestyle“ prägte meine Familie? Wie viele Geschwistern waren wir? Wie war das Verhältnis zu den Nachbarn?


Die Landschaft meiner Heimat trage ich in mir. Vielleicht haben wir Wanderungen unternommen, oder wir sind als Kinder in den Wald gegangen.


Lassen Sie Bilder aus Ihrer Heimat in sich aufsteigen. Vielleicht möchten Sie Eindrücke davon malen. Kommen Sie darüber ins Gespräch – mit sich, mit anderen, mit Gott.


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In Bewegung bleiben

Statue des heiligen Ignatius in Loyola. Statue des heiligen Ignatius in Loyola. Foto: © Claudia Riedel/KNA

Ignatius aus Loyola war ein Mensch in Bewegung. Als Kind zog er umher, sog die Landschaft ein, ritt, spielte und kämpfte mit anderen. Als junger Mann lebt er als Ritter und genießt im Dienst des Vizekönigs von Navarra eine gute Ausbildung. Er bewegt sich nun in höheren Kreisen. Sein Leben lang wird er von einem Ort zum anderen ziehen, je nachdem, wo er die bessere Ausbildung bekommt, die besseren Kontakte knüpfen kann, besser den Seelen helfen und den Armen dienen kann. Das setzt eine innere Ausrichtung voraus, einen inneren Kompass, ein Ziel, eine Leidenschaft, die ihn förmlich wegzog und immer wieder neu aufbrechen ließ.

Wo bin ich in Bewegung? Welche Ortswechsel habe ich bereits hinter mir? Und was hat mich immer wieder herausgelockt aus eingefahrenen Gleisen?

Es kann für diesen Sommer eine Übung sein, im Kleinen darauf zu achten, wo ich eingefahren bin und mich dann zu fragen, was mich lockt. Vielleicht ein schöner Park mit bunten Blumen? Ein See? Oder mal wieder ein Museum? Es gilt, mich äußerlich in Bewegung zu setzen um auch innerlich in Bewegung zu bleiben neu aufzubrechen.


[inne]halten - das Magazin 20/2025

Himmlische Boten

Der Glaube an Engel ist für viele Menschen von großer Bedeutung.

Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.

Stille, Klänge, Lauschen

In Manresa schrieb Ignatius sein Exerzitienbuch. In Manresa schrieb Ignatius sein Exerzitienbuch. Foto: © imago/Dreamstime

Ignatius konnte, vielleicht ohne es zu planen, die Stille erfahren. Sicher waren zu seiner Zeit die Lärmquellen weniger als im elektronischen Zeitalter. Dennoch gab es auch viel Ablenkung, Feste, Kämpfe. Doch eine Kanonenkugel fesselte ihn ans Bett und er lernte in den Wochen der Heilung und Erholung, auf seine inneren Stimmen zu achten. Später, in Manresa, verbrachte er mehrere Monate in einer Höhle und schrieb dort sein Exerzitienbuch. Manresa war ein Wallfahrtsort mit mehreren solcher Höhlen in Reichweite, die auch minimal ausgestattet waren. So entstand auch eine kleine Gemeinschaft.

Dennoch war Ignatius viel allein – und hatte – mal wieder – zu kämpfen. Diesmal mit seinen inneren Stimmen, den Fürs und Widers, den Aufs und Abs, dem Zutrauen und Vertrauen, der Niedergeschlagenheit und Verzagtheit. Doch die Stille hat einen eigenen Wert. Sie heilt auch im Lauf der Zeit. Denn die Stille schenkt Abstand – von äußeren Ansprüchen, aber auch von inneren Bedrängnissen, von dem, was ich meine, leisten zu müssen. Die heilende Kraft der Stille führt mich letztlich zu mir selbst, auf meinen Grund, dort, wo Gott mir Frieden schenkt.

Wo finde ich Stille in meinem Alltag? Oder im Jahreskreis? Der Urlaub kann mir vielleicht die Chance zur Stille eröffnen. Wenn Sie möchten, können Sie einen Spaziergang mit einer Pause in einer Kirche verbinden, oder auf einer Bank am Waldrand, vielleicht mit Blick auf einen See. 

Naturverbunden

Ignatius liebt es, nachts auf das Dach seines Hauses in Rom zu gehen und den Sternenhimmel zu betrachten. Ignatius liebt es, nachts auf das Dach seines Hauses in Rom zu gehen und den Sternenhimmel zu betrachten. Foto: © imago/YAY Images


Ignatius lebte viel in Städten, die letzten 15 Lebensjahre ausschließlich in Rom, doch er gab nie seine Verbindung zur Natur auf. Das ist ein Bild für uns. Auch wenn wir in Büros oder im Homeoffice arbeiten, können wir uns mit der Natur verbinden, etwa durch Blumen, Gärten, oder ein Haustier, etwa einen Hund, und durch die Spaziergänge mit ihm.

Ignatius liebt es, nachts auf das Dach seines Hauses in Rom zu gehen und den Sternenhimmel zu betrachten. Dabei nahm er seine Mütze ab und dankte Gott. Er fühlte großen Trost in sich. Im Exerzitienbuch wird er schreiben, dass ein Zeichen von Trost die Verbundenheit mit allem ist, Trostlosigkeit hingegen lässt uns wie getrennt zurück, allein, isoliert, antriebslos.

Auf unserem Ignatiusweg können wir die Natur unmittelbar erleben. Die Täler mit den Flüssen, die Vegetation, die Tiere. Besonders eindrücklich wird der Besuch des Montserrat sein, eines zerklüfteten Berges mit majestätischem Ansehen bei Barcelona. Dort legte Ignatius nach langer Nachtwache und Gebeten seine Waffen ab, die Zeichen seines früheren Lebens als Ritter. Zuvor machte er am Fluss Cardoner eine mystische Erfahrung, die ihn und sein ganzes Leben prägte. Gott war ihm unmittelbar nahe und wenn es sonst nichts gäbe, keine Dogmen, keine Bibel, er könnte nicht an ihm zweifeln. Die Natur kann uns Gewissheit schenken über uns selbst, über unsere Verbundenheit mit anderen, über unsere Liebe zu Gott.

Genießen Sie diese Sommerwochen, ob zu Hause oder im Urlaub, und packen Sie die Gelegenheit beim Schopf, sich in der Natur freizugehen und in diese Verbundenheit hineinzuwandern!

Konfrontation mit mir selbst und Begleitung

Auf dem Ignatiusweg werden wir einander zu Begleiterinnen und Begleitern. Auf dem Ignatiusweg werden wir einander zu Begleiterinnen und Begleitern. Foto: © imago/NurPhoto

Kaum verwunderlich ist, dass Ignatius in der Stille mit sich selbst konfrontiert wurde. Doch er war ein Kämpfer, das half ihm. Zunächst auf dem Krankenlager in Loyola, wo er seine verschiedenen inneren Stimmen erlauschte, und, nachdem er einigermaßen genesen war, sich dem Willen seines Bruders widersetzte. Dieser nämlich wollte ihn zwingen zu bleiben, doch Ignatius spürte, dass er aufbrechen, ausbrechen, pilgern, ja abenteuern musste. Später in der Höhle in Manresa, wo er seinem eigenen Superego ausgesetzt war und aus sich selbst einen besseren, vielleicht den besten, Menschen machen wollte, damit Gott Gefallen an ihm fände. Daraus rettete ihn nur die Gnade Gottes selbst. Gott ließ Ignatius seine Liebe und unbegreifliche Nähe erfahren – vorbehaltlos jeder Leistung gegenüber, und sei sie noch so fromm!


Die Konfrontation mit uns selbst kann uns stark machen und sie kann uns Spannkraft geben. Durch die Konfrontation mit unseren Schatten und mit Hilfe des Trostes Gottes können wir zu Menschen werden, die die Welt, die ihre Welt gestalten. Sie treibt uns hinaus und lässt uns im Einklang mit unseren Talenten in Beziehung treten mit allem Geschaffenen. Das kann im handwerklichen Bereich sein, in der Wissenschaft, in der Kunst, aber auch in der Organisation, in der Pädagogik, in jeder Form der Begleitung von Mensch, Pflanze und Tier.


Diese Sommertage können uns zu uns selber führen, in der Stille, in der Natur. Sie können uns erfahren lassen, wer wir innerlich selbst sind. Dabei kann es helfen, gute Gesprächspartner/-innen zu suchen und zu finden. Ignatius selbst hatte für sich nach solchen gesucht und sie zunächst nicht gefunden. Später erinnerte sich an diese Not und empfahl seinem Orden, für andere in der Begleitung da zu sein. Auf dem Ignatiusweg werden wir einander zu Begleiterinnen und Begleitern.


Die Sinnesrichtung Jesu einnehmen

Ignatius zog es ins Heilige Land, um die Orte zu sehen, an denen Jesus gelebt hatte. Ignatius zog es ins Heilige Land, um die Orte zu sehen, an denen Jesus gelebt hatte. Foto: © AdobeStock/kirill4mula

In seinem Exerzitienbuch spricht Ignatius davon, dass wir die Sinnesrichtung Jesu annehmen sollen. Wer die Geistlichen Übungen macht, darf das Leben Jesu betrachten. Bibelstellen werden meditiert, betrachtet, erfühlt, erlauscht, geschaut. Wie Jesus handelt, ja, wie er hört, wie er sieht, wie er berührt, wie er konfrontiert, wie er Tische umwirft und Händler vertreibt, wie er Menschen heilt, tröstende Worte findet, zum Nachdenken bringt, wie er Mitleid hat … All das gehört zu seiner Art. Wie dürfen eintauchen in diese Jesus-Welt und uns prägen lassen. Das ist die erste und grundlegende Entscheidung im Verlauf der Exerzitien.

Ignatius von Loyola war ein sinnlicher Mensch! Er begehrte zu spüren und zu erfahren. Nach seiner Bekehrung verlangte ihn danach, Jesus immer mehr zu schauen. Deshalb zog es ihn, unter großen Gefahren und nach vielen Rückschlägen, ins Heilige Land, um die Orte zu sehen, an denen Jesus gelebt hatte. Selbst die Fußabdrücke nach der Himmelfahrt Jesus wollte er genau anschauen. Nachdem er aber das Heilige Land verlassen musste, stellte er in Rom sich und seinen Orden dem Papst zur Verfügung, um innerhalb und durch die sinnlich erfahrbare Kirche sich senden zu lassen, im Sinne Jesu für andere Menschen da zu sein und ihnen zu helfen.

Wir können in diesen Sommertagen auf die Spuren Jesu kommen? Wo könnte das gelingen? Vielleicht durch einen Blick auf meine eigene Jesusbeziehung bisher und aktuell. Sodann durch die eine oder andere Bibelstelle aus dem Leben Jesu, die ich betrachten und in mich eindringen lassen kann. Oder ich nehme aufmerksam war, wie Menschen anderen Menschen beistehen, ihnen helfen, sie heilen, Wunden verbinden, tröstende Worte sprechen.

Lieben und dienen

Wir sollen Menschen werden, die Werke der Liebe und Barmherzigkeit vollbringen. Wir sollen Menschen werden, die Werke der Liebe und Barmherzigkeit vollbringen. Foto: © imago/Sven Simon

„En todo amar y servir“ – „In allem lieben und dienen“. Bestimmt werden wir dieses Lied auf unserem Ignatiusweg singen und auch sie zu Hause können es singen. Sie finden es im Internet. Es drückt auf sehr schöne Weise das Ziel der ignatianischen Exerzitien aus und das Anliegen aller, die im ignatianischen Geist verbunden sind. 


Ignatius verfasste im Exerzitienbuch eine eigene Betrachtung, um Liebe zu erlangen. Dabei beginnt er wieder bei den Sinnen, dem Schauen, wie Gott in allem Geschaffenen arbeitet, sich für uns müht, gegenwärtig ist, seine Liebe auf uns strömen lässt wie die Strahlen von der Sonne und wie die Wasser von den Quellen. Nach der Betrachtung sollen wie Menschen werden, die weniger Worte machen, sondern zupacken, gestalten, Brücken bauen, Werke der Liebe und Barmherzigkeit vollbringen. Und wir sollen das in Gemeinschaft tun, in welchselseitigem Austausch und in Offenheit füreinander.


Wir können in diesen Sommermonaten durch die Betrachtung der Natur erfahren, wie Gott in allem Geschaffenen gegenwärtig ist und seine Liebe auf die Welt und alle Menschen strömen lässt. Eine Wanderung in den Bergen lässt unseren Blick in die Ferne schweifen und Gottes Liebe „sehen“, aber auch das Staunen über eine Blume oder ein Tier. Für unsere Gemeinschaften, Freunde, Verwandte, Familien, Liebespartner/-innen können und sollen wir dankbar sein. So können sich im Miteinander neue Wege auftun. Die Dankbarkeit führt uns ins Leben, an ihr ist Ignatius sehr gelegen!


Frank Beyersdörfer, Geistlicher Begleiter und Exerzitienbegleiter

Frank Beyersdörfer begleitet vom Samstag, 11., bis Sonntag, 19. Oktober, eine Wanderreise des Bayerischen Pilgerbüros auf dem Ignatiusweg. Mehr dazu unter pilgerreisen.de.
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