Rituale
25.12.2024


Ausstellung

Aus dem Werkzeugkasten des Papstes

Das Bayerische Nationalmuseum in München besitzt einen einzigartigen Hammer aus dem Heiligen Jahr 1550, den nur der Pontifex schwingen durfte.

Annette Schommers vom Bayerischen Nationalmuseum mit dem Zeremonialhammer. Annette Schommers vom Bayerischen Nationalmuseum mit dem Zeremonialhammer. Foto: © SMB/Bierl

Einen solchen Hammer bekommt man nicht im Baumarkt und es darf ihn auch nicht jeder in die Hand nehmen. Schließlich ist er aus vergoldetem Silber. Nur einer durfte damit arbeiten, und das auch nur für drei kurze Schläge. Papst Julius III. hat mit diesem Werkzeug ein berühmtes Ritual ausgeführt: er klopfte damit dreimal an die Heilige Pforte und eröffnete so das Heilige Jahr 1550. „Es ist der einzige erhaltene Zeremonialhammer für ein Heiliges Jahr aus dem 16. Jahrhundert, da ist erstaunlich wenig erhalten“, erklärt Annette Schommers. Sie ist Referentin für Edle Metalle im bayerischen Nationalmuseum in München. Dort liegt dieses einzigartige Stück, „über das es die weder bestätigte noch widerlegte Vermutung gibt, dass ihn Michelangelo entworfen hat“.

Das Kunstwerk ist reich verziert, auf beiden Seiten sind geflügelte Puttoköpfe zu sehen, obenauf zwei antike Figürchen, auf der Rückseite ist Moses dargestellt, der aus einem Felsen in der Wüste Wasser schlägt, um den Durst des Volkes Israel zu stillen. So wie der Papst in einem Heiligen Jahr den Heilquell der Kirche zur Erquickung der Gläubigen öffnet.


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Römisches Meisterstück

Ziemlich sicher hat diesen Zeremonialhammer ein römischer Künstler geschaffen. Ein „Meisterwerk“ nennt ihn Annette Schommers, denn der Metallguss mit seinen feinen Ornamenten und figürlichen Darstellungen ist perfekt ausgeführt. Im Raum der Goldschmiedearbeiten aus dem 16. Jahrhundert steuert der Besucher direkt auf das Prachtstück zu. Der schlicht ausgeführte Holzgriff ist eine Ergänzung aus dem 19. Jahrhundert, vermutlich war er im Original aus einem wesentlich kostbareren Material gefertigt, z.B. aus Elfenbein, das ebenfalls reich verziert gewesen sein dürfte.

Ziemlich sicher hat noch Papst Julius´ Vorgänger Paul III. das Prunkstück in Auftrag gegeben. Der starb jedoch vor der für den 24. Dezember 1499 geplanten Eröffnung der Heiligen Pforte. Die Kardinäle mussten zum Konklave zusammentreten und einigten sich erst am 7. Februar 1500 auf Julius III. Am 24. Februar nahm der neue Papst dann das offizielle Ritual zur Eröffnung des Heiligen Jahres vor. „Innerhalb von zwei Wochen kann der Hammer für diese Zeremonie kaum entstanden sein“, ist Annette Schommers überzeugt. Das kleine emaillierte Wappen des neuen Papstes und das aufgeschraubte silberne Täfelchen mit der gravierten Inschrift: „IULIUS III PONT MAX IOBILAEUM VIII CONDIDIT FELICITER“ (Julius III. eröffnete glücklich das achte Jubeljahr) dürfte dagegen innerhalb von 14 Tagen zu schaffen gewesen sein.

Geschenk für einen treuen Kardinal

Bekannt ist das päpstliche Werkzeug auch unter dem Namen „Dillinger Hammer“. Julius III. schenkte es unmittelbar nach der Eröffnung der Heiligen Pforte dem Augsburger Bischof und Kardinal Otto Truchsess von Waldburg-Trauchburg, der auch beim Konklave anwesend war. Eine enorme Auszeichnung für den schwäbischen Kardinal, der sich um die katholische Reform verdient gemacht hatte. Dazu gehörte unter anderem die Gründung der Jesuitenuniversität in Dillingen, die den katholischen Glauben lehren und verteidigen sollte, und der er den Zeremonialhammer verehrte. Die Universität bildete ihn sogar in ihrem Wappen ab.

1865 hat ihn das Bayerische Nationalmuseum angekauft. Als besonders reichverziertes Objekt durften es damals auch angehende Kunsthandwerker zu Studienzwecken abzeichnen. In jüngster Zeit hat Annette Schommers festgestellt, dass die „Anfragen aus wissenschaftlichen Kreisen angezogen haben“. Unter anderem hat ein Forscher aus Rom das Museum angeschrieben, „der sich mit den Insignien für die Zeremonien des Heiligen Jahres befasst“. Vielleicht findet er ja etwas Neues heraus. Wenn er in den Archiven des Vatikan in alten Rechnungen stöbert, könnte er auf den Namen des Goldschmieds stoßen und eventuell sogar die alte Vermutung bestätigen, dass Michelangelo der „Designer“ des Hammers war.

Alois Bierl
Artikel von Alois Bierl
Chefreporter
Beschäftigt sich mit wichtigen Trendthemen wie Spiritualität.