Der Seligen Irmengard auf der Spur
Nikola Hollmann kündigte als Chefredakteurin einer katholischen Frauenzeitschrift, ließ sich zur Wanderführerin ausbilden und entwickelte den Irmengardweg von Bad Buchau zur Fraueninsel. Zum Irmengardweg ist von ihr auch ein gleichnamiger Pilgerführer erschienen.

„Das hat Irmengard gemacht.“ Mit diesen Worten wird Nikola Hollmann von der Pfortenschwester auf Frauenchiemsee begrüßt. Kurz zuvor hat die Journalistin aus dem Rheinland ihre Stelle als Chefredakteurin der Zeitschrift der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands gekündigt und beschlossen, andere Wege zu gehen. Sie wollte sich in der Natur bewegen, darüber schreiben und so ihren Lebensunterhalt verdienen.

22 Wander- und Pilgerbücher sind seither entstanden, eines davon über den Irmengardweg. „Ich habe ihn nicht nur beschrieben, sondern ich habe ihn tatsächlich auch selbst entwickelt“, erläutert Hollmann. Die Idee dazu war ihr gekommen, als ihre Supervisorin von Köln an den Chiemsee gezogen war und Hollmann selbst im Chiemgau eine Ausbildung zur Wanderführerin absolvierte. „In dem Zuge bin ich natürlich auf Irmengard gestoßen, die da überall präsent ist. Und ich habe mich gefragt: Wo hat die eigentlich vorher gelebt? Da habe ich aus Interesse mal ein bisschen gegoogelt und gesehen: in Bad Buchau am Federsee. Und dann habe ich gedacht: Das wäre echt eine coole Sache, die beiden Orte mit einem Weg zu verbinden“, erinnert sich Hollmann.
Irmengardweg: 370 Kilometer in 17 Etappen
Die Strecke ist rund 370 Kilometer lang. Hollmann hat sie in 17 Etappen mit einer Länge von knapp 15 bis 27 Kilometer aufgeteilt. Die Route folgt aber nicht nur der Spur der namensgebenden Seligen – Irmengard wuchs im neunten Jahrhundert mit ihren drei Schwestern im schwäbischen Frauenkloster Buchau am Federsee auf und wurde später Äbtissin der Benediktinerinnen auf der Fraueninsel.
Der Weg führt auch durch zahlreiche Orte, an denen anderer Frauen gedacht wurde oder wird: „Schon in Bad Buchau selber gibt’s die Adelindis, die da hochverehrt wird. In Bad Waldsee gibt’s die Gute Beth. Dann natürlich die Crescentia Höß in Ottobeuren beziehungsweise Kaufbeuren, wo ja auch noch ein eigener Pilgerweg diese Orte verbindet. Und dann sind da noch Mechthild von Dießen, Hedwig von Andechs und Fidelis Weiß vom Kloster Reutberg“, zählt Hollmann auf.
[inne]halten - das Magazin 20/2025

Himmlische Boten
Der Glaube an Engel ist für viele Menschen von großer Bedeutung.
Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.
Irmengardweg gleicht einer „West-Ost-Durchquerung des Alpenvorlandes“
„Die Landschaft selbst ist natürlich auch total schön mit vielen Mooren und den ganzen großen Seen und Flüssen“, kommt die Wanderführerin ins Schwärmen. „Das ist eine West-Ost-Durchquerung des Alpenvorlandes. Am Anfang guckt man auf die Schweizer Berge, und am Ende hat man dann die Kampenwand und die Chiemgauer Alpen vor sich.“ Zudem bestündenauf diesem Weg durch Süddeutschland keine Sprachbarrieren und er sei auch für Frauen allein relativ sicher zu gehen.
Selige Irmengard von Chiemsee
Die Tochter König Ludwigs des Deutschen und Urenkelin Karls des Großen war Mitte des neunten Jahrhunderts Äbtissin des zum Reichskloster aufgestiegenen Konvents Frauenwörth im Chiemsee. Ihre Aufgabe war es, das halb verfallene Kloster wieder auf- und auszubauen. Dies brachte ihr den Ruf ein, die „zweite Stifterin“ des Klosters zu sein.
Irmengard wurde 866 in der Abteikirche des Benediktinerinnenklosters bestattet. Zwischen 1001 und 1020 wurde ihr Grab geöffnet, um eine Reliquie zu entnehmen und um damit ihre Verehrung zu fördern. Zeitgleich kam es zu einem Klosterneubau, von dem heute noch die Torhalle, die frühromanische Abteikirche und der Glockenturm erhalten sind. Möglicherweise ist dabei auch der zusätzliche Memorialbau entstanden, der in Anlehnung an die Jerusalemer Grabeskirche als Ziel für Pilger dienen sollte.
Irmengard wurde 1928 selig gesprochen, ihr Gedenktag ist der 16. Juli. Zu ihrem Grab pilgern bis heute besonders Frauen mit Kinderwunsch. (ph)
Beim Pilgern komme es allerdings weniger auf die äußere Wegführung an, sondern weit mehr auf die innere Einstellung: „Wenn ich mich auf den Weg mache mit der Bereitschaft, mich verändern zu lassen, mich auf Begegnungen einzulassen, dann ist es letztlich egal, ob ich den Jakobsweg gehe oder den Irmengardweg“, ist Hollmann überzeugt und fügt hinzu:. „Ich würde mich natürlich freuen, wenn dieser Weg auch andere auf ihren persönlichen Wegen ein Stückchen weiterbringt.“ So wie es bei ihr selbst der Fall war.