Umgang mit dem Tod
Kartenset: Emotionale Erste Hilfe bei Trauer
Weil es gar nicht so einfach ist, über das Thema „Trauer“ zu sprechen, hat sich Felix Meindl etwas einfallen lassen: „Gedenken schenken“ heißt die Aktion. Seine Trauerkarten bieten emotionale Erste Hilfe.
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Im November erinnern wir uns gleich an mehreren Tagen an die Menschen, die nicht mehr bei uns sind. Weil der Umgang mit Trauer für viele Menschen schwierig ist, hat der Münchner Psychologe Felix Meindl mit seinem Sozialunternehmen "Gedenken schenken" ein Kartenset entwickelt: "Wir nennen es Gedenkimpulse. Wir haben 108 verschiedene Karten und befassen uns mit sieben verschiedenen Aufgaben der Trauer", erklärt Meindl. "Da ist alles mit dabei: von verstehen, was überhaupt los ist, über wie funktionier ich erstmal weiter im Alltag bis hin zu Sinn finden, weil viele Menschen in eine Sinnkrise stürzen, nachdem sie jemanden verloren haben."
Die Karten bieten psychologisch fundierte Hintergrundinformationen und geben einen Handlungsimpuls, was man tun könnte, damit es einem besser geht? Sie eignen sich grundsätzlich für alle, die um jemanden trauern. Eine Zielgruppe dürfte besonders profitieren, so Meindl. "Ich glaube, das Kartenset ist vornehmlich für Menschen, die sich schwer tun über ihre Gefühle oder generell über Probleme, die sie haben, zu sprechen. In diesen Fällen bietet das Set emotionale Erste Hilfe. Die Karten sind ein guter Startpunkt, um sich dem Thema nähern. Man bekommt konkrete Hilfestellungen für fast alle Themen, die einen in der Trauer begleiten könnten.
Praktische Unterstützung im ersten und zweiten Trauerjahr
Der Aufbau der Karten ist immer gleich, eine bestimmte Reihenfolge gibt es nicht. Wenn mich ein Thema anspricht, zum Beispiel "Was ist der beste Weg zu trauern?" bekomme ich eine kurze Zusammenfassung, einfach weil Trauernde häufig ein reduziertes Konzentrationsvermögen haben. Wenn ich sage "Das ist gerade mein Thema, dann kann ich die Karte aufklappen und sehe die Hintergrundinformationen. Was könnte gerade los sein und was könnte ich versuchen zu tun?
Alle 7 Jahre erleiden wir im Schnitt eine Verlusterfahrung. Und während die meisten zu Beginn noch im Funktionsmodus sind, wird es danach immer schwerer. Im ersten Jahr gibt es viele erste Male ohne den geliebten Menschen. Das erste Weihnachten, der erste Geburtstag... Interessanterweise sagt man aber , dass das zweite Trauerjahr ebenfalls schwer sein kann, weil das Umfeld schon weitergezogen ist. Metaphorisch gesprochen geht für die anderen der Alltag weiter und Angehörige fühlen sich alleingelassen. Sie sind weiter in ihrem Trauerprozess, haben jedoch unter Umständen nicht mehr den starken Support wie im ersten Jahr.
Felix Meindl und sein Team schätzen, dass die Karten diese zwei Jahre durch die Trauer begleiten können. Ein kleiner Trost: Den perfekten Weg mit Trauer und Verlust klarzukommen gibt es einfach nicht, so Meindl. "Es gibt verschiedene Sachen, die einem früher oder später definitiv begegnen werden, aber man kann nicht sagen "Tu das" und dann geht's dir definitiv besser. Jede menschliche Beziehung ist individuell und deshalb ist auch die Trauer und ihre Verarbeitung individuell."
Neben dem Kartenset gibt es bei "Gedenken schenken" auch einen Gedenkraum im Kleinformat: Eine Zirbenholzbox zum Aufklappen mit Platz für ein Bild, Blumen, eine Kerze oder kleine Erinnerungsstücke. Die Startfinanzierung lief Ende 2023 über eine Crowdfunding-Kampagne.