Die Kirche, das Runde und das Eckige
Bei der Bayerischen Fußballmeisterschaft der Seelsorger 2025 lieferten sich Teams aus allen sieben Diözesen einen spannenden Wettkampf. Männer und Frauen, Priester und Laien – auf dem Fußballplatz waren alle gleichberechtigt.

Wenn sich Verwaltungsleiter auf dem Boden wälzen, Gemeindereferentinnen robust in Zweikämpfe gehen, EDV-Mitarbeiter getröstet werden müssen und Priester ungeniert schreien – dann kann eigentlich nur die Bayerische Fußballmeisterschaft der Seelsorger der Grund sein.
Das früher auch „Klerusmeisterschaft“ genannte Turnier fand heuer zum 31. Mal statt, Spielort war München. Den Grundgedanken der Veranstaltung brachte der langjährige Organisator Roland Kusche auf den Punkt: Es gehe darum, „die bayerischen Diözesen auch mal auf sportlicher Ebene zusammenzubringen“. Dabei sei zu sehen, „dass Seelsorger auf dem Platz stehen, spielen, ganz menschlich sind, ihre Fehler haben, schimpfen“.
Kirchliche Mitarbeiter jeglicher Couleur
Eine reine Klerusmeisterschaft im Wortsinn ist es nicht mehr, neben Priestern und Diakonen befinden sich auch andere Seelsorgerinnen und Seelsorger im Teilnehmerfeld. Ja, mehr noch, es stehen kirchliche Mitarbeiter jeglicher Couleur auf dem Rasen, seien es Geschäftsführer von Verbänden und Diözesanrat, Bildungsreferenten, Abteilungsleiter aus dem Ordinariat – oder, wie der Autor, Redakteure vom Michaelsbund.
Kusche, der selbst mit 60 Jahren noch im Trikot der Diözese Regensburg aufläuft, sah sein Konzept auch an diesem heißen Junitag auf dem Sportplatz der DJK Fasangarten in München aufgehen: Mannschaften der Diözesen Würzburg, Bamberg, Eichstätt, Regensburg, Augsburg und Passau sowie zwei Teams von München und Freising bildeten zwei Vorrundengruppen, die katholische Kirche in Bayern war also vollständig vertreten.
Kameradschaftlicher Sportsgeist
Bei aller sportlichen Ernsthaftigkeit – vier „echte“ Schiedsrichter leiteten die insgesamt 20 Partien zu je 20 Minuten – wehte von Anfang an kameradschaftlicher Sportsgeist: So wurden einige evangelische Fußballer, die zu wenige waren, um eine eigene Mannschaft zu bilden, in die zweite Mannschaft des Erzbistums München und Freising integriert. Und die Erzdiözese Bamberg, die ebenfalls nur mit einem Rumpfteam angereist war, bekam unkompliziert Verstärkung durch mehrere Münchner Spieler, die durch ihr „Überlaufen“ die Bamberger turnierfähig machten. Unter ihnen war auch Conny Doppelberger, eine Gemeindereferentin aus dem Pfarrverband Obing, die schon mehrere Bayerische Seelsorgemeisterschaften erlebt hat und immer wieder gern mitspielt – ob im Münchner Trikot oder wie diesmal im Bamberger.
Und doch hatte dieser Fußballtag auch seine ernsten Momente. Zum einen wurde das Turnier von einer schweren Verletzung des Eichstätter Torwarts überschattet, der mit dem Krankenwagen abtransportiert werden musste. Zum anderen kam es zu hitzigen Szenen, indem etwa der zuerst körperliche, dann verbale Zweikampf zweier Spieler eskalierte oder indem sich auch einmal ein Schiedsrichter gegen einen Spieler im Ton vergriff, in der Annahme, dieser hätte sich über ihn lustig gemacht. Trotz kirchlichem Hintergrund waren also auch ein paar Kraftausdrücke und gelbe Karten Teil des Geschehens – typisch Fußball eben.
[inne]halten - das Magazin 14/2025

Meister des Rokoko
Jubiläum für die Münchner Theatinerkirche St. Kajetan: Im Jahr 1675 wurde der berühmte Barockbau geweiht. Das 350-jährige Jubiläum wird am 13. Juli gefeiert.
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Ambivalenz des Fußballs
So wurde einmal mehr die Ambivalenz dieses Sports deutlich: Er lässt Heißsporne ihre guten Manieren vergessen und ist für die Gesundheit riskant – bringt aber auch viel Gutes hervor, etwa ein Gemeinschaftserlebnis und einen Ausgleich zum stark gefühlskontrollierten und bewegungsarmen Alltag. Und wer die diebische Freude noch nicht selbst erlebt hat, gegen eine stärkere Mannschaft standzuhalten und in letzter Sekunde sogar zu gewinnen, dem sei gesagt: Auch dieses Glücksgefühl ist einfach typisch Fußball.
Und sportlich? Spätestens ab dem ersten Pfiff galt: Lasst die Kirche mal im Dorf, entscheidend is’ auf’m Platz! Die erste Mannschaft der Erzdiözese München und Freising eröffnete das Turnier mit einem klaren 3:0 über Augsburg – es sollte der höchste Sieg im Turnierverlauf bleiben – und sicherte sich den Gruppensieg. Die zweite Münchner Mannschaft startete mit einem Traumtor und einem überraschenden 1:0-Sieg über Regensburg ins Turnier, Gruppensieger der zweiten Gruppe wurde Eichstätt.
Reihenweise endeten Spiele mit 1:0
Nach der Mittagspause wurden in einem konstant engen und spannenden Rennen die Endplatzierungen ausgespielt, die ersten sieben Spiele der Finalrunde endeten allesamt mit 1:0. Beide Münchner Teams waren hier je zweimal knapp auf der Verliererseite, sodass die zweite Mannschaft das Turnier auf dem achten, die erste auf dem vierten Platz – hinter Eichstätt – beendete. Im großen Finale fand die Meisterschaft dann ihren würdigen Höhepunkt: Die Mannschaften aus Passau und aus Regensburg – die in der Vorrunde noch beide gegen je ein Münchner Team verloren hatten! – lieferten sich vor den Augen des Münchner Generalvikars Christoph Klingan einen erbitterten, aber fairen Kampf, der mit 0:0 endete. Ein Neunmeterschießen musste die Entscheidung bringen, am Ende jubelte Passau.
Auch wenn bei den meisten Hobbykickern der Körper an den nächsten Tagen ganz schön gezwickt und geschmerzt haben dürfte, in einem waren sich alle einig: Es ist gut, wenn Kirche rausgeht – ins alltägliche Leben, auf die Straße und auf den Fußballplatz.