Ein Dorf braucht eine Kirche
Prinz Ludwig von Bayern und missio München engagieren sich in Kenia, wo mitten in der Halbwüste ein IT-Zentrum wächst.

Der Weg in den Nordwesten Kenias ist lang. Von Nairobi geht ein Inlandsflug nach Lodwar, und dann sind es noch einmal etwa zwei Stunden im Jeep, die unter anderem durch ein ausgetrocknetes Flussbett führen. Der Fahrer lenkt das vollbesetzte Fahrzeug gekonnt durch den Fließsand. Anhalten würde feststecken bedeuten. Entlang der Strecke stehen kleine Dörfer mit runden Hütten, die aus Ästen und Palmblättern gebaut wurden. Ab und zu sieht man Kamele und Ziegen. Hier lebt das Volk der Turkana – ein Nomadenvolk. Vor uns ein Motorrad, dass auf dem Gepäckträger eine etwa fünf Meter lange Rolle mit Wellblech transportiert. Dann wird der Untergrund wieder fester und schon von weitem sieht man das markante Gebäude des Campus der Learning Lions in Loropio.
Gutes Internet in der Wüste
Prinz Ludwig von Bayern hat 2014 angefangen, hier ein IT-Zentrum zu bauen - mitten in der Halbwüste der Turkana, nicht weit vom Turkana-See. 2020 ist es eröffnet worden. Hier lernen junge Leute digitale Techniken: Websites programmieren, Videos schneiden oder Grafiken erstellen. Das Internet in der Gegend ist so gut, dass sie ihre Dienste online anbieten können und ihre Heimat nicht verlassen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Klimawandel zerstört traditionelle Lebensweise
Der Wittelsbacher ist seit vielen Jahren Entwicklungshelfer. Die Gegend am Turkana-See hat er aus zwei Gründen für sein Projekt ausgesucht: Zum einen, weil sie eine typische abgelegene Region mit wenig Infrastruktur ist, von denen es noch viele in Afrika gibt. Auch in diesen Regionen macht sich der Klimawandel immer stärker bemerkbar. Außerdem gibt es ein Bevölkerungswachstum, so dass die traditionelle Lebensweise schwieriger wird, erklärt der Prinz: „Es ist leider eine Situation entstanden, wo viele Menschen immer mehr in die Abhängigkeit rutschen von Hungerhilfe, von verschiedenen Ernährungsprogrammen, und das ist natürlich für einen Menschen keine Perspektive. Der Mensch möchte mehr erreichen, als irgendwo zu sitzen und zu hoffen, dass eine Lebensmittelhilfe kommt“. Berühmter Architekt
Der zweite Grund: Die Gegend ist wunderschön. Und schön sollte es werden. Dafür sorgte auch die Wahl des weltweit renommierten afrikanischen Architekten Francis Kéré, der den Campus entworfen hat. Jetzt gibt es hier Strom- und Wasserversorgung, Kindergärten, Schulen, Erwachsenenbildung, Landwirtschaft und Fischerei. Und eben diesen Lern-Ort für junge, kreative Online-Experten.
Neue Kirche im neuen Dorf
Viele Menschen haben sich inzwischen angesiedelt. Früher lebten hier nur rund zehn Menschen. Jetzt sind es mehr als tausend. Und was braucht ein Dorf dieser Größe? Natürlich eine Kirche. Die wird jetzt zusammen mit missio München gebaut.
Zum ersten Spatenstich reiste missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber an. Vor Ort wartete schon der Bischof von Lodwar, John Mbinda: „Für uns ist es gut, dass hier eine neue Kirche gebaut wird für unser Volk, weil wir derzeit noch unter einem Baum beten. Unter dieser heißen Sonne ist das nicht gut. Wir werden einen wunderschönen Ort zum Gottesdienst feiern bekommen, der zur Stärkung des Glaubens beitragen wird. Deshalb sind wir sehr dankbar für dieses große Geschenk von missio“.
Tradition und Moderne
Die Geistlichen wurden von tanzenden und singenden Frauen zu dem Ort begleitet, an dem die Kirche entstehen soll - und von Kamerateams der Learning Lions sowie von einer Drohne, die das Geschehen aus der Luft filmte.
Ein ganz besonderer Spatenstich

