Oper für alle

Man muss es mit aller Hochachtung und Dankbarkeit konstatieren: Die Berufung von Peter Jonas zum Intendanten der Bayerischen Staatsoper zur Spielzeit 1993/94 war eine Sternstunde bayerischer Politik und eine weitsichtige Entscheidung. Münchens Oper wurde unter ihm als modernes Regietheater mit legendären Aufführungen (Barockoper!) in unglaublich innovativer Ästhetik in eine neue Zeit geführt, und so ein vielbeachteter Ort der internationalen Musikwelt. Peter Jonas Programmpolitik - mit visionärer Kraftanstrengung durchgesetzt und von höchstem Anspruch an Qualität getrieben - war dafür ursächlich. Hinzu kamen eine charismatische Ausstrahlung und ein effizientes, einfallsreiches Management. Auch sein Ehrgeiz, das Profil der Oper dahingehend zu verändern, dass ein breiteres Publikum Zugang findet (siehe Buchtitel), war von Erfolg gekrönt. Julia Glesner gelingt in dieser großartig angelegten Biografie der Spagat zwischen erzähltem, beruflichem Werdegang und einer äußerst offenen Schilderung von Persönlichem (inklusive seiner immer offensiv kommunizierten und 44 Jahre gelebten Krankheitsgeschichte) ganz mühelos. Und Sir Peters begleitende Mitwirkung an dem Buch, das Gefühl seiner Präsenz - in Statements und Interviewsentenzen in englischem O-Ton - macht dieses Lebensbild so lebendig und besonders lesenswert. Ungemein berührend sind die letzten 25 Textseiten: in ihnen meldet er sich konsequent zu Wort und bezieht den Leser in die unabwendbar letzten, leidvollen Lebensmonate bewusst mit ein. Eine Entscheidung und ein Zeichen von Größe, das zu seiner im Buch immer aufscheinenden Lebensphilosophie passt. - Dieses einfühlsame Lebensbuch wirkt lange nach und lässt eine Ära von 13 Jahren Revue passieren, die unvergesslich bleibt!