Pfingsten
Wer ist der Heilige Geist?
Der Heilige Geist macht den Glauben lebendig. Er wirkt in Kirche, Gottesdienst und Leben – spürbar, erfahrbar, verwandelnd, erklärt Pfarrer Willi Huber.

Der Heilige Geist ist - wenn man so sagen darf – die Seele des Christentums. Durch ihn wird alles lebendig. Durch ihn wird Gott erfahrbar. Wenn er nicht wirkt, entleert sich das Christentum. Bei der ökumenischen Konferenz 1968 in Uspala hat der orthodoxe Metropolit Ignatius IV. Hazim das so ausgedrückt:
Ohne den Heiligen Geist ist Gott fern,
bleibt Christus in der Vergangenheit,
wird die Kirche eine bloße Organisation,
verwandelt sich die Autorität in Herrschaft,
wird Mission zu Propaganda,
Gottesdienst zu Beschwörung
und christliches Handeln zu einer Sklavenmoral.
Und er hat ausgeführt, was sich ändert, wenn der Heilige Geist wirkt. In meinen Worten: Durch den Heiligen Geist beginnt etwas Neues. Das „Reich Gottes“, von dem Jesus gesprochen hat, wird erlebbar. Der auferstandene Jesus Christus wird lebendig gegenwärtig. Die Kirche wird zu einer Gemeinschaft, in der sich die Liebe des Dreifaltigen Gottes spiegelt. Autorität wird als ein Dienst ausgeübt, um Menschen in größere Freiheit zu führen. Menschen, denen der Glaube verkündet wird, erleben ein persönliches Pfingsten. Durch den Heiligen Geist begegnen sie der Liebe Gottes, die ihr Leben verändert. Der Gottesdienst wird zu einer gemeinsamen Gotteserfahrung, die ein kleiner Vorgeschmack des Himmels ist. Das ganze Leben der Christen wird verwandelt, so dass es Gottes Gegenwart ausstrahlt.
Den Heiligen Geist gibt es nicht ohne
unser „Ja“ und unsere Umkehr
Aber warum sieht man uns Christen das oft so wenig an? Zumal doch gilt: In der Taufe seid ihr alle „mit dem einen Geist getränkt.“ (1 Kor 12,13) Der Heilige Geist ist ein „Gentleman“. Er kommt und bleibt nur, wenn man ihn bittet. Jesus fordert auf, beständig um den Heiligen Geist zu bitten: „Bittet, dann wird euch gegeben … Wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.“ (Lk 11,9.13) . Und am ersten Pfingstfest sagt Petrus denen, die fragen, wie sie den Heiligen Geist empfangen können: Kehrt um! (Apg 2,38). Damit der Heilige Geist unser Leben verwandeln kann, braucht es immer neue Umkehr: Loslassen, was in meinem Leben der Liebe und Heiligkeit Gottes widerspricht. Mich entscheiden für ein Leben in den Spuren von Jesus, das geprägt ist vom Hören auf ihn und seine Weisung für ein gutes Leben. Das gilt auch für die Kirche als Ganze.
[inne]halten - das Magazin 12/2025

Geist der Freiheit
Für Kardinal Reinhard Marx ist Freiheit mehr als ein politisches Schlagwort - sie ist das zentrale Thema seines theologischen Denkens. Im Interview spricht er über ihre Wurzeln im chistlichen Glauben, über die Entwicklung der Kirche zur Verteidigerin von Freiheitsrechten und darüber, warum Freiheit immer auch Verantwortung bedeutet.
Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.
Der Heilige Geist: ein Geschenk für alle
Im Bewusstsein vieler Christen ist der Heilige Geist immer wieder in den Hintergrund getreten. Am 20. Oktober letzten Jahres hat Papst Franziskus eine Frau heiliggesprochen, die auf prophetische Weise die Notwendigkeit des Gebetes zum Heiligen Geist verkündet hat: Die italienische Ordensgründerin Elena Guerra. 3. Sie war in engem Briefkontakt mit Papst Leo XIII. und hat ihn dazu bewogen, am 1.1.1901 das 20. Jahrhundert dem Heiligen Geist zu weihen. Viele sehen einen Zusammenhang zur Entstehung der Charismatischen Bewegung bzw. Pfingstbewegung in diesem Jahrhundert. Heute zählen sich über Konfessionsgrenzen hinweg hunderte Millionen Christen dazu. Ihr Anliegen ist es, die Bedeutung einer lebendigen Erfahrung des Heiligen Geistes in den Mittelpunkt zu rücken. Schon für den Apostel Paulus ist sie das Kennzeichen eines authentischen christlichen Lebens: Liebe, Freude und Friede, Geduld und Freundlichkeit, Güte und Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung sind für ihn Kennzeichen der Erfüllung mit dem Heiligen Geist, die alle erwarten dürfen und erstreben sollen (Gal 5, 22).

Wer ist der Heilige Geist?
Aber wer ist der Heilige Geist? Ein schneller Durchlauf durch die Bibel kann helfen. Wir hören vom Geist Gottes der über der Urflut „brütet“, als die Welt erschaffen wird; von Propheten, die vom Geist erfüllt sprechen und ein machtvolles Kommen des Heiligen Geistes ankündigen. Bei seiner Taufe erlebt Jesus, wie der Geist auf ihn herabkommt und ihm die Liebe Gottes, des Vaters offenbart. Jesus spricht vom Geist seines Vaters, aber auch von seinem Geist. Durch ihn wird er nach seinem Tod und seiner Auferstehung bei uns sein. Beginnend mit dem Pfingstfest werden immer mehr Menschen vom Heiligen Geist berührt und finden zum Glauben an Jesus. Der Geist Gottes trägt Züge einer Person: Er spricht und führt, er lehrt und er heilt.
Eingetaucht in die Liebe des dreifaltigen Gottes
Über all das haben die frühen Christen intensiv nachgedacht und sind zu der Gewissheit gekommen: Gott ist nicht zu denken als einzelner, nur einfach größerer Mensch. Vielmehr ist er eine sich liebende Gemeinschaft. Er, der eine Gott, ist Vater, Sohn und Heiliger Geist. In diese liebende Gemeinschaft werden wir hinein getaucht, wenn der Heilige Geist uns erfüllt. Niemand ist dafür zu alt oder zu jung. Nie vergesse ich die Worte einer 80-jährigen Frau. Nachdem sie zum ersten Mal mit anderen um die Erfahrung eines persönlichen Pfingsten gebetet hatte, sagte sie: „Ich wusste gar nicht, dass man den Heiligen Geist so körperlich erleben kann.“