Fade-Out-Effekt nach dem Urlaub: So bleibt die Erholung auch im Alltag erhalten
Nach dem Urlaub ist die Erholung schnell verflogen. Viele kennen das Phänomen. Psychologin Anjeli Goldrian gibt Tipps, wie man Urlaubsfeeling in den Alltag integrieren kann, um ausgeglichen zu bleiben. Von kleinen Ritualen bis hin zu einem bewussten Umgang mit der Work-Life-Balance – so gelingt es, die Erholung langfristig zu bewahren.
Kaum zurück aus dem Urlaub, ist die Erholung auch schon wieder Geschichte. Ein Phänomen, das viele kennen und das in der Forschung unter dem Begriff „Fade-Out-Effekt“ bekannt ist. Psychologin Anjeli Goldrian von der Ehe- Familien und Lebensberatung im Erzbistum München und Freising erklärt, dass das auch am straffen zeitlichen Korsett liegt, das viele von uns im Alltag umgibt. „Unsere Seele kommt zu kurz“, deshalb leben viele von Urlaub zu Urlaub.
Dem „Hamsterrad“ im Alltag entkommen
Die meisten von uns stecken bereits 2-4 Wochen nach dem Urlaub wieder in ihrem „Hamsterrad“ so Goldrian. Damit das nicht passiert sei es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, was einem im Urlaub gutgetan habe. Dazu zählt neben Zeit für sich, die Familie und mehr Bewegung auch die Möglichkeit „ins Narrenkasterl zu schauen“, also zum Beispiel auf einen See zu schauen oder auf einer Liege zu liegen ohne dabei etwas anderes tun. Solche Dinge kämen im Alltag zu kurz. Auch für ausreichend Schlaf oder langsames Essen würden wir uns oft nicht die Zeit nehmen. „Wenn man sich das bewusst macht, kann man natürlich auch vieles in den Alltag hinüberretten“, lautet die Empfehlung der Psychologin.
Mit Ritualen das Urlaubsfeeling zurückholen
Auch mit kleinen Ritualen lässt sich die Urlaubserholung wieder abrufen oder in unseren Alltag holen. Die Expertin rät da zum Beispiel das erste Getränk des Tages auf dem Balkon, oder am offenen Fenster zu genießen. Auf dem Weg zur Arbeit könnte das Lieblingslied laufen oder das Rad genommen werden, statt des Autos. Im Büro sorgen dann der Lieblingsduft oder ein Foto für Urlaubsfeeling. In Stresssituationen empfiehlt Anjeli Goldrian sich auf dieses Foto zu fokussieren „und dann wieder runterkommen“, so lassen sich gute Momente aus dem Urlaub in den Alltag integrieren.
Warum Arbeit auch Freude bereiten sollte
Auch wenn die Urlaubswochen für die meisten zur schönsten Zeit des Jahres zählen, betont Anjeli Goldrian, dass Arbeit nie nur ein notwendiges Übel sein sollte „wir verbringen viel zu viel Zeit in der Arbeit/Familienarbeit, als dass wir nicht gut daran tun, dass uns das auch Freude bereitet“. Ihre Tipps, damit Arbeit wieder mehr Spaß macht sind sich bewusst zu machen was in diesem Moment die Aufgaben sind. Oft würde unangenehme Gefühle mit Vorkommnissen in der Vergangenheit zusammenhängen, oder mit Störfaktoren aus Privat- oder Familienleben. Außerdem sei es wichtig sich immer wieder das „Warum“ vor Augen zu führen, also sich die Frage der Sinnhaftigkeit der Arbeit zu stellen. Wenn das alles nichts hilft, rät Goldrian, sich ernsthaft Gedanken über Veränderung zu machen, „denn Lebenszeit ist etwas sehr, sehr kostbares.“
Eine gesunde Work-Life-Balance schaffen
Bei der Work-Life-Balance geht es um ein harmonisches Verhältnis von Leben und Arbeit. Damit das gelingt rät Anjeli Goldrian Arbeitszeiten einzuhalten und klare Grenzen zu ziehen. Auch Pausen und Bewegung sollten laut ihr einen festen Platz im Alltag einnehmen und genauso ernst genommen werden, wie berufliche Termine. Der Urlaub sollte nicht nach den Bedürfnissen der Kollegen oder des Jobs geplant werden, sondern nach Bedarf und der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sollte nicht unterschätzt werden. Wichtig sei ein gesundes Maß an Einsatz sei wichtig und auch Freude an der Arbeit. „Denn wenn Arbeit Freude macht, das ist ja das verrückte, empfindet man sie gar nicht mehr als Arbeit und dann ist es so, dass man sich nach dem Urlaub auch durchaus wieder freut“, so Goldrian.