Krisen und Chancen
04.12.2024

Zuversicht der Schlüssel zur inneren Freiheit

Der Ingolstädter Klinikseelsorger Christoph Kreitmeir hat Hilfen gesucht, um gegenwärtige Herausforderungen zu bewältigen. Er ist auf die Zuversicht gestoßen und hat über sie ein Buch verfasst.

Foto: © Dirk - stock.adobe.com

Herr Kreitmeir, vor Ihnen haben sich schon andere Autoren mit der Zuversicht befasst, unlängst etwa der Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel oder die Salvatorianerin Melanie Wolfers. Warum haben auch Sie nun ein Buch zu diesem Thema geschrieben?

Verschiedenste Dinge machen unser Leben beschwerter – erst Herr Trump und die Corona-Krise, dann der Ukraine-Krieg und jetzt die große Krise der deutschen Wirtschaft. Jeder spürt, dass ihn das auch persönlich angeht. Es wird einem immer unwohler und man fühlt sich ohnmächtig und hilflos. Aufgrund dessen habe ich nach Möglichkeiten und Hilfen gesucht, wie man da ohne große Psychotricks entgegenwirkt. Es gibt eine alte menschliche Tugend, die Zuversicht, die eine Kraft der inneren Freiheit ist und eine Gestaltungskraft besitzt, die wir wieder neu entdecken dürfen. Das habe ich für mich gemacht und gemerkt: Da sind super Antworten drin, die ich gerne weitergeben möchte.


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Zu Beginn Ihres Buchs grenzen Sie die Zuversicht von anderen Formen einer positiven Lebenseinstellung ab, beispielsweise Wunschdenken, Optimismus oder Hoffnung. Wie unterscheidet sich die Zuversicht von diesen?

Zum Wunschdenken habe ich wirklich eine kritische Position. Es führt nämlich zur Selbsttäuschung, weil es auf einer Vorstellung beruht, wie das Leben sein sollte. Optimismus ist Teil einer zuversichtlichen Weltanschauung, er muss aber realistisch sein. Zuversicht arbeitet mit Fakten und mit Möglichkeiten. Sie ist eine Zwillingsschwester der Hoffnung. Die Hoffnung ist schon eine ganz große Kraft in uns, aber die Zuversicht ist mehr. Die Hoffnung hofft, dass sie es schafft, die Zuversicht weiß es. Die Hoffnung hat den Weg zum Ziel im Blick, die Zuversicht denkt und spürt vom Ziel her.

Sie schreiben, Sie haben sich erst im Laufe Ihres Lebens eine positive Grundeinstellung antrainiert. Wie ist Ihnen das gelungen? Wie kann es anderen Menschen gelingen?

Ab der Pubertät bin ich eher durch negative Entwicklungen gegangen, habe dann aber immer mehr gemerkt: Wenn ich auf meine Gedanken achte, kann ich mein ganzes Leben in eine andere Richtung lenken. Ich habe darüber ein Buch geschrieben: „Glaube an die Kraft der Gedanken“. Ich habe mir mentale Stärke angeeignet und gelernt, negative Lebensphasen auszuhalten und meine Frustrationstoleranz zu erhöhen, also die Fähigkeit, es zu ertragen, Dinge nicht zu bekommen. Dabei waren drei Säulen in meinem Leben bis heute ganz wichtig: die Logotherapie – eine sinnzentrierte Psychotherapie nach Viktor Frankl, mein christlicher Glaube und der Einsatz für andere Menschen.

Welche Rolle spielt der Glaube bei dem Prozess, zuversichtlicher zu werden?

Der Glaube gibt einen Rahmen der Sicherheit nach dem Motto „Ich habe einen Halt im Haltlosen“. Wir gläubige Menschen gehen genauso durchs Leben wie nichtgläubige. Aber wir wissen, dass einer an unserer Seite geht, der uns Orientierung schenkt, der uns trägt, der uns sieht, der uns begleitet und schützt. Wir nennen ihn Jesus oder sogar Gott selbst. Wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Das ist eine tiefe innere Haltung eines glaubenden Menschen. Ich erlebe meinen Glauben als eine Art Trotzmacht. Ich kann mich dem, was mir zugemutet wird, mit meinem Glauben entgegenstellen, ihm standhalten und es positiv gestalten.

Zum Weiterlesen
Kreitmeir, Christoph Zuversicht in schwerer Zeit
ST. BENNO, 2024
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Karin Hammermaier
Artikel von Karin Hammermaier
Redakteurin
Recherchiert und schreibt Geschichten für [inne]halten.