Krisen und Chancen
27.06.2025

Everesting-Weltrekord geplatzt: Christoph Fuhrbach über Scheitern als Chance 

Ein Sturz beendete Christoph Fuhrbachs Everesting-Rekordversuch im Pfälzer Wald. Im Interview erzählt er, was er aus Rückschlägen lernt – und was im Leben wirklich zählt.
    

Christoph Fuhrbach - gescheitert beim Everesting-Weltrekord. Christoph Fuhrbach - gescheitert beim Everesting-Weltrekord. Foto: © Joachim Heinz/KNA

Eigentlich müsste Christoph Fuhrbach in diesen Tagen auf dem Rad sitzen. Zum Misereor-Festival „Voll das Leben" peilte der Weltkirche-Referent im Bistum Speyer einen Weltrekord im „Everesting" an. Zehnmal wollte er in acht Tagen die Höhenmeter des Mount Everest erradeln - auf einem Anstieg in den Pfälzer Wald. Der höchste Berg der Welt misst 8.848 Meter - 88.480 Höhenmeter lagen also vor Christoph Fuhrbach, als er seine Challenge startete. Doch schon nach einem Tag war Schluss: Ein Sturz samt Schlüsselbeinbruch zwang den Extremsportler vom Rad. Christoph Fuhrbach über die verpasste Chance und warum man auch bei Niederlagen nicht den Kopf in den Sand stecken muss.

Herr Fuhrbach, eigentlich wollten Sie während des Misereor-Festivals Voll das Leben" einen Weltrekord knacken und fast 90.000 Höhenmeter auf einem Anstieg im Pfälzer Wald zurücklegen. Was ist passiert? 

Ein dummer Sturz. Ich bin auf der Abfahrt bei einem Ausweichmanöver im Graben gelandet und habe mir dabei das Schlüsselbein gebrochen. Radfahren ist vorerst nicht mehr drin. 

Anzeige


Sie haben sich lange und intensiv auf die Herausforderung vorbereitet - was waren ihre ersten Gedanken, als sie realisiert haben, dass es nicht mehr weitergehen würde? 


Es war irgendwas zwischen „Mist, das war's dann mit dem Festival und dem Weltrekordversuch" und „Glück gehabt, dass nichts Schlimmeres passiert ist". Und natürlich habe ich mich über meinen Sturz geärgert. Das hätte einfach nicht passieren dürfen. 

Es gibt diesen Beraterspruch Scheitern als Chance" - kann man tatsächlich aus einem gescheiterten Projekt etwas Positives ziehen? 

Ich habe oft an Langstreckenrennen teilgenommen. Und das ist durchaus eine Schule für das Leben. Man kann nicht alles planen. Die eigentliche Kunst besteht darin, mit allem, was passiert, konstruktiv umzugehen.

[inne]halten - das Magazin 15/2025

Meditation im Museum

Im Berliner Bode-Museum kann man seit einiger Zeit meditieren. Heilendes Museum heißt das Konzept. Zwischen Jesusfiguren, Madonnen und Buddhas sitzen Menschen auf Kissen, um einen Moment lang mit sich und der Welt eins zu sein.

Lesen Sie im [inne]halten-Magazin unseren Themenschwerpunkt und weitere Geschichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben.


Wer in einer echten Lebenskrise steckt, wird vielleicht entgegnen: „Das sagt sich schön, hilft mir aber gerade auch nicht weiter." 


Klar - es gibt unterschiedliche Formen des Scheiterns. Und ich kann ja dankbar sein, dass ich mir nur das Schlüsselbein gebrochen habe und ansonsten heil aus der Geschichte herausgekommen bin. Aber ich muss lernen, diese Wendung anzunehmen. Das ist auch eine Übung in Demut. Es klappt eben nicht immer alles im Leben so, wie man sich das vorstellt. 

Hier fahren gerade ständig Rennradfahrer vorbei, die nun an ihrer Stelle die Höhenmeter für das Everesting" sammeln. 

Und das ist eigentlich die wichtigste Lektion. Ohne Gemeinschaft kann man keine Rückschläge bewältigen. Ich finde toll, welche Solidarität ich gerade erfahre. Dabei helfen auch Gespräche mit meiner Familie oder Freunden. Das hilft ungemein und ich weiß nicht, ob es ohne diese Unterstützung genauso gut ginge. 

Dann bleibt eigentlich nur noch eine Frage... 

Ob ich den Weltrekordversuch wiederhole? Darauf habe ich bis jetzt keine Antwort gefunden. Vorstellen kann ich mir das schon. Allerdings gern im Rahmen einer Neuauflage des Misereor-Festivals. Denn es geht mir weniger um den Rekord an sich. 

Sondern? 

Ich möchte die Menschen dazu bringen, über Solidarität und einen nachhaltigeren Lebensstil ins Gespräch zu kommen. Das Festival von Misereor ist eine Möglichkeit dafür. 

Interview: Joachim Heinz

KNA
Artikel von KNA
Katholische Nachrichten-Agentur
Die Katholische Nachrichten-Agentur wird von der kath. Kirche getragen mit Sitz in Bonn.