Beziehung
27.07.2024


„Robot Dreams“ – ein Zeichentrickfilm über getrennte Wege ohne Groll

Eine Freundschaft geht unter dramatischen Umständen auseinander, doch es beginnen dafür zwei neue Beziehungen. Unser Kolumnist Alois Bierl ist davon beeindruckt, dass die Hauptfiguren in „Robot Dreams“ ihre guten Erinnerungen aneinander dennoch nicht verlieren und versöhnt in neue Beziehungen gehen können. Bei Menschen misslingt das leider oft.

Sie sind zurzeit mein Traumpaar: Hund und Robot. Ich habe die beiden neulich im Kino kennengelernt und immer, wenn ich an sie denke, wärmen sie mir das Herz. Hund und Robot sind die Hauptdarsteller des Zeichentrickfilms „Robot dreams“, der von einer merkwürdigen Beziehungskiste, ja Liebesgeschichte erzählt. Alles absolut jugendfrei und familientauglich, die Hauptdarsteller sind geschlechtslos, haben aber starke und wunderbare Gefühle füreinander. Ihr Verhältnis endet gleichzeitig unglücklich und glücklich. Hund wärmt sich jeden Tag Makkaroni mit Käse in der Mikrowelle und verbringt den Abend vor dem Fernsehapparat. Ohne richtig traurig zu sein, merkt er, dass ihm etwas fehlt: ein Gegenüber, jemand mit dem er gemeinsam eine erfüllte Zeit erleben kann. Darum schafft sich Hund einen Bausatz für einen Roboter an, der Schwung in sein Leben bringt. Da wird miteinander getanzt, gegessen, sogar an den Strand gegangen. Doch gerade dort beginnt ein Drama, ein unverschuldeter Bruch.


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Hunds Rettungsversuch endet im Polizeirevier

Ausgerechnet am letzten Tag der Badesaison muss Hund seinen Freund zurücklassen, weil dessen Gelenkschmiere verbraucht ist und er sich nicht mehr bewegen kann. Als Hund eiligst mit Öl und Werkzeug zurückkommt ist das Tor zum Strand verschlossen, erst im nächsten Sommer wird es der Wachdienst wieder aufschließen. Hund versucht es aufzuknacken und seine Absicht, Robot zu retten, endet auf dem Polizeirevier. Am ersten Tag der neuen Badesaison eilt er zum Strand, um seinen unvergessenen Freund wiederzufinden. Aber da hat ihn ein findiger Spaziergänger schon mit einer Metallsonde gefunden, an einen Schrotthändler verkauft, der Robot zerlegt und zum verbeulten Alteisen wirft. Mir gefällt, wie die Geschichte nun weitergeht. Denn Robot wird nicht von Hund, sondern von Waschbär zwischen zerdepperten Autofelgen und ausrangierten Kassettenrekordern gefunden, der ihn repariert, wieder auf die Beine bringt und bei sich aufnimmt. Eine erfüllte neue Freundschaft beginnt. Hund sucht vergeblich nach Robot und entschließt sich endlich, einen neuen Roboter zu bestellen, der ein ebenso einfühlsamer Lebensbegleiter wird. Hund und Robot bleiben die schönen Erinnerungen aneinander und immer wieder die Sehnsucht nacheinander. Zum Schluss begegnen sie sich noch einmal kurz. Doch entschließen sich, ihren neuen Freunden treu zu bleiben, weil für beide etwas Neues begonnen hat. Sie tun das mit Wehmut.

Abschied mit Wehmut, aber ohne Vorwürfe

Weil sie ja wissen, wie kostbar eine Beziehung ist, bleiben sie ihren neuen Freunden treu. Die haben sie schließlich aus ihrem Schmerz über den gegenseitigen Verlust herausgeholt. Von mir kenne ich Freundschaften und Beziehungen, die leider ein ganz anderes Ende hatten. Abgebrochen sind sie und zufällige Wiederbegegnungen waren so unterkühlt, als ob ein Eisring sich um die Seelen gelegt hätte. Es standen unausgesprochene Vorwürfe zwischen uns, keine wehmütige und doch schöne Erinnerung, sondern Groll. Oft hatte keiner Schuld daran, dass sich die Wege getrennt hatten. Es waren Zufälle, ungewollte und von mir oft bedauerte Misslichkeiten, die das Leben leider so mit sich bringt. Manchmal habe ich mich angestrengt sie auszuräumen, manchmal auch nicht.

Hund und Robot zeigen mir, dass keine Anstrengung zu schade ist, wenn es darum geht, eine wichtige Beziehung zu retten. Dennoch kann der Aufwand vergeblich sein, so wie bei meinen beiden Filmhelden. Sie machen einander keinen Vorwurf, dass ihre Beziehung zu Ende gegangen ist. Sie trauern darüber, weil der Verlust wehtut. Sie haben jedoch gelernt, wie kostbar es ist, jemanden ganz fest zu mögen. Und diesen Schatz nehmen sie mit in ihr weiteres Leben. Sie können ohne Groll, versöhnt und bereichert verschiedene Wege gehen und bleiben für mich deshalb ein Traumpaar.

Alois Bierl
Artikel von Alois Bierl
Chefreporter und Kolumnenautor
Beschäftigt sich mit wichtigen Trendthemen wie Spiritualität.