Gebet als Grundlage für Beziehungen
Der Religionslehrer Christian Kuster sieht das Gebet als Grundlage einer gelingenden Lebensgemeinschaft. Mit Alexandra Wolf hat er daher soeben ein Gebetbuch für Paare und Familien geschrieben.
Sie haben die meisten Gebete im Buch selbst formuliert. Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Kuster: Ich habe das Buch gegliedert in die verschiedenen Lebensphasen der Menschen und dann um den Geist Gottes gebetet, dass mir was einfällt und er mir Worte schenkt, die uns weiterbringen.
Hat Ihnen der Verlag die Themen vorgegeben?
Kuster: Ja, und zwar quer durch die Bank verschiedene Anlässe für Paare und Familien – das Zusammenkommen, die Geburt der Kinder, die Spendung der Sakramente Taufe und Firmung, die Lebensmitte, schwierige Zeiten, das reife Alter, der Tod. So wie das Leben halt ist, haben wir versucht, es ins Wort oder ins Gebet zu bringen.
Das heißt, Sie möchten eine große Bandbreite an Lesern beziehungsweise Betern ansprechen …
Kuster: Ja, natürlich wäre das schön, wenn viele mit uns beten und Worte für ihre Situation finden würden. Manchen Menschen sind sprachlos geworden vor Freude, Ohnmacht oder Trauer und wissen nicht, wie sie ihre Lebenssituation ins Wort bringen sollen. Vorgefertigte Gebete können ihnen helfen, eine Sprache zu finden für das, was ihnen widerfahren ist, und mit dieser Sprache das Erlebnis zu transzendieren, also zu überschreiten auf einen Gott hin, den sie in ihrer Nähe wissen oder fühlen.
Gelingt es Ihnen, das Gebet in Ihren eigenen Familienalltag zu integrieren?
Kuster: Wir beten jetzt nicht jeden Tag miteinander, aber sehr oft – beim Essen und Schlafengehen. Heute zum Beispiel haben wir den Tag mit einem Vaterunser begonnen. Ich habe auf dem Frühstückstisch eine Kerze angezündet und meine Frau hat mit mir das Vaterunser gebetet und mich für den Tag gesegnet. Das machen wir oft. Jetzt sind die Kinder schon aus dem Haus. Aber sie bekommen immer wieder einen Segen von uns mit.
Warum ist Ihnen die Verbindung von Familienleben und Gebet wichtig?
Kuster: Weil das Gebet für mich die Grundlage einer gelingenden Lebensgemeinschaft ist. Eine höhere Ebene als die Beziehung zu Gott kann es auf Erden meiner Meinung nach nicht geben. Sie spiegelt sich natürlich in diesem Erdenleben, gerade auch in zwischenmenschlichen Beziehungen. So wie der Mensch am Du zum Ich wird, wird er am Du Gottes zum Sohn und zur Tochter Gottes. Sich das zu vergegenwärtigen, lohnt sich meiner Meinung nach. Es lohnt sich, darüber nachzudenken und in diesem Sinne zu beten, dass ich nicht zufällig auf der Welt bin und nicht nur auf mich selber gestellt bin, sondern dass es noch eine Wirklichkeit gibt, die diese sichtbare Wirklichkeit durchdringt und überbietet.