20 Jahre im Dienst am Lebensende: das Ehepaar Westermeyer über seine Arbeit als Hospizhelfer bei den Maltesern
Seit 20 Jahren engagieren sich Sandra und Harro Westermeyer aus Gräfelfing bei München ehrenamtlich als Hospizhelfer bei den Maltesern. Auf innehalten.de sprechen sie darüber, wie sie zu dieser Aufgabe kamen, was sie motiviert – und welche Erfahrungen sie in zwei Jahrzehnten Begleitung von Sterbenden gesammelt haben.
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2006 begann das Ehepaar Westermeyer gemeinsam die Ausbildung zum Hospizbegleiter. „Ich hatte damals kaum eine Vorstellung davon, was Hospiz- oder Palliativarbeit bedeutet“, erinnert sich Sandra Westermeyer. „Ein Kollege hatte Krebs überstanden und erzählte von der Palliativstation – das hat mich zum Nachdenken gebracht.“
Kurz darauf las sie in der Zeitung, dass die Malteser Hospizhelfer ausbilden, und gemeinsam mit ihrem Mann entschied sie sich, diesen Schritt zu gehen. „Ich wollte nach meiner Pensionierung etwas Sinnvolles tun“, sagt Harro Westermeyer. „Mir ist es im Leben immer gut gegangen – da wollte ich etwas zurückgeben.“
Seit 20 Jahren als Ehepaar im Hospizdienst: Sandra und Harro Westermeyer. Foto: © Malteser/Julia Krill
Ausbildung und erste Erfahrungen
Die Ausbildung bei den Maltesern dauert mehrere Monate und umfasst
sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Einsätze. Neben
Fachvorträgen zu Palliativmedizin und Pflege gehören auch Übungen zur
Selbstreflexion dazu. „Besonders eindrücklich war die Aufgabe, einen
eigenen Abschiedsbrief zu schreiben“, erzählt Sandra Westermeyer. „Da
wird einem die eigene Endlichkeit sehr bewusst.“
Während der
Ausbildung absolvierten beide ein Praktikum in einem Altenheim. „Die
ersten Begleitungen waren eher Besuche bei Hochbetagten, oft mit Demenz –
eine Herausforderung, aber auch eine wertvolle Lernerfahrung“, sagt
Harro Westermeyer.
Was Hospizarbeit ausmacht
„Man braucht Menschenliebe, Empathie und keine Scheu, auf andere zuzugehen“, beschreibt Sandra Westermeyer die wichtigsten Voraussetzungen. Jeder Mensch, den sie begleitet, sei anders. Manche Begegnungen dauerten Wochen, andere Monate oder sogar Jahre. „Es entwickelt sich oft ein vertrautes Verhältnis, und am Ende ist es schön, wenn man einfach da sein kann.“
Auch die Angehörigen seien ein wichtiger Teil der Begleitung. „Oft sind sie überfordert oder unsicher, wie sie sich verhalten sollen. Da ist Zuhören und Dasein manchmal das Wertvollste“, ergänzt ihr Mann. Konflikte gebe es selten, klare Kommunikation und Fingerspitzengefühl seien entscheidend.
Zwischen Nähe und Distanz
Trauer gehöre zur Arbeit dazu,
sagen beide, doch der Umgang damit sei individuell. „Ich bin eher
nüchtern“, beschreibt Harro Westermeyer. „Mir hilft es, die Situation zu
analysieren und den Angehörigen Unterstützung anzubieten.“ Seine Frau
ergänzt: „Wenn ich darüber reden kann, ist es für mich verarbeitet. Dann
geht es weiter.“
Manchmal bleibe aber auch nach Jahren die
Erinnerung an einzelne Menschen lebendig – etwa an eine Patientin, die
sich auf ihren letzten Wurstsalat freute, oder an einen ehemaligen
Diplomaten, dessen Beerdigung am Rande der Alpen unvergessen blieb.
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Wandel in der Hospizarbeit
Im Laufe der Jahre haben sich die Begleitungen verändert. „Heute werden wir oft erst in der späten Krankheitsphase gerufen“, sagt Harro Westermeyer. „Die Betreuungen dauern meist kürzer, weil viele durch Pflegedienste oder Angehörige gut versorgt sind.“
Fortbildung ist für beide selbstverständlich. Sie besuchen regelmäßig Fachvorträge und den Palliativtag des Benediktus-Krankenhauses in Tutzing. „Man lernt nie aus – jede Begleitung ist anders“, betonen sie.
Hospizarbeit - ein Dienst, der bereichert
Nach 20 Jahren ziehen die Westermeyers ein klares Fazit: „Die Arbeit ist bereichernd“, sagt Sandra Westermeyer. „Man bekommt so viel zurück – manchmal ist es einfach nur ein Blick oder ein Lächeln, das bleibt.“ Für ihren Mann ist es vor allem wichtig, „dem Thema Sterben und Tod etwas von seinem Schrecken zu nehmen und zu zeigen, dass es Teil des Lebens ist.“
Das Ehepaar will den Dienst fortsetzen, solange es möglich ist. „Solange ich keine Zumutung für die Patienten bin, mache ich weiter“, sagt Sandra Westermeyer und ihr Mann stimmt ihr lächelnd zu.



