Macht auf Zeit

Die Gestapo München
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Bayern im Buch-Rezension
Die Gestapo in München - brutale Macht im NS-Staat.
Trotz der schwierigen Quellenlage - Vernichtung aller Akten in der Gestapo-Leitstelle im Wittelsbacher Palais durch einen Luftangriff (1944) - erarbeitet Erich Kasberger, gestützt auf einzelne Aktenstücke im Staatsarchiv München, auf Gespräche mit Familienangehörigen, Spruchkammerakten und Vernehmungsprotokolle eine umfangreiche und informative Gesamtschau über Aufbau, Methoden und Personal dieser verbrecherischen Macht innerhalb des NS-Staates. Dass München als "Hauptstadt der Bewegung" eine besondere Funktion zukam, zeigt sich bereits darin, dass Heydrich hier 1933 die neue Politische Polizei (1936 Umbenennung in Geheime Staatspolizei "Gestapo") bildete, die ihm allein unterstellt war und öffentlichkeitswirksam das repräsentative Wittelsbacher Palais bezog. Um Organisation und Aufgabe der Gestapo verständlich darstellen zu können, zeichnet der Autor einzelne Lebensläufe nach, verweist auf deren extrem starke Bindung an die Partei, ihre Rituale, Verhaltensregeln und ihre kameradschaftliche Verbundenheit, die letztlich von ihrem elitären Bewusstsein, Macht über Menschen zu haben, getragen wurde, für die übrige Bevölkerung aber bedeutete, einer "omnipräsenten, anonymen, allmächtigen und bedrohlichen Instanz" ausgeliefert zu sein. Unter vier (detailliert erarbeiteten) Bereichen - Politische Polizei im Maßnahmenstaat, Verwaltung des Verbrechens, Verfolgung und Vernichtung, Transformationen - Wege in die Nachkriegsgesellschaft - erläutert Kasberger die historischen Fakten zur Etablierung und Festigung der ungeheuren Machtfülle (u.a. ideologische Schulung), charakterisiert einflussreiche Leitungspersonen (z.B. Heydrich, Schäfer), verweist auf undurchsichtige Bevorzugungen und Bestrafungen, macht die lückenlose Beobachtung und Bespitzelung im Alltag (u.a. V-Männer) deutlich, benennt erschreckende Beispiele in der Verfolgung der Münchner Juden (z.B. Arisierung, Entrechtung, Deportation) sowie von der Beschlagnahme bayerischer Klöster und ihrer Kulturschätze. Besonders beklemmend sind die von Zynismus, Brutalität und Menschenverachtung geprägten Verhörmethoden, die von Sonderkommissionen gegen Widerständler angewandt wurden (u.a. Weiße Rose, G. Elser), wie auch die verbrecherischen Maßnahmen in besetzten Gebieten. Der Autor beendet seine akribischen Untersuchungen mit kritischen Berichten zur unzureichenden, von weitreichender Vertuschung getragenen Aufarbeitung der Taten ehemaliger Gestapo-Angehörigen - gerade in der jungen BRD. - Zum Thema absolut empfehlenswert!
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Artikelbeschreibung


In München entstand unter Reinhard Heydrich 1933 die erste schlagkräftige Politische Polizei in NS-Deutschland. Sie war Modell für alle weiteren Dienststellen der Geheimen Staatspolizei, ihr Personal übernahm reichsweit eine Führungsrolle, etliche dieser Männer leiteten im Zweiten Weltkrieg Einsatzkommandos in den besetzten Ostgebieten. Nun gelingt es erstmals, diese Organisation, ihr Personal, ihre Finanzierung durch Raub und Ausbeutung zu rekonstruieren.Diese erste umfassende Regionalstudie macht deutlich, wie tief die Gestapo über ihre Beamten und Angestellten in der Stadtgesellschaft verankert war. In den Blick kommen so auch die Gestapo-Fahrer und ihre Rolle bei den Verbrechen, die Sekretärinnen, die nach dem Krieg solidarisch schwiegen, die Ehefrauen, die von der Macht ihrer Männer profitierten. Es geht aber auch um die Macht der Täter und die Stärke der Opfer.Erich Kasbergers Studie endet nicht 1945. Er untersucht auch das Ende der Gestapo und die Neuanfänge vieler verbrech
erischer Gestapoangehöriger als "Spezialisten" der neu gegründeten Nachrichtendienste in der Nachkriegszeit. 800 Kurzbiografien und zahlreiche, zum Teil unveröffentlichte Fotos geben den Tätern ein Gesicht.

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Personeninformation


Erich Kasberger publizierte mehrere Fachartikel und Bücher zur Industriegeschichte der Ziegeleien und zu italienischen Saisonarbeitern. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt in der Münchner Stadtgeschichte und in der NS-Zeit. Hierzu erschienen zahlreiche umfangreiche Fachbeiträge, so zur Heimanlage für Juden Berg am Laim (Berg am Laim, 2007) oder zur Münchner Gestapo und Arisierungsstelle (Rechte Karrieren, 2010). Er beschäftigte sich mit dem Frauenalltag in der NS-Zeit (Heldinnen waren wir keine, 1995), aber auch mit der Herausgabe und Kommentierung der Tagebücher des jüdischen Ehepaares Rosenfeld (Kasberger/Krauss, Leben in zwei Welten, 2010; Living in two worlds, 2020). Zusammen mit Marita Krauss erschienen zuletzt Arbeiten zum Nationalsozialismus auf dem Land (Ein Dorf im Nationalsozialismus, 2020; Traum und Albtraum, 2024). Zu seinen Arbeiten zählt auch der Roman zur Fernsehserie "Die Löwengrube" während der NS-Zeit (1989). Erich Kasberger lebt in Pöcking am Starnberger Se
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