Erzählung vom Schweigen

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Buchprofile - Rezension
Eine deutsche Familie, zerrissen zwischen Nazi-Vergangenheit, kommunistischen Idealvorstellungen und Erziehungsmethoden der 68er Generation.
Die Ich-Erzählerin Karolina wächst in einer sehr schwierigen Familie in der Nähe Frankfurts auf. Zerrüttung scheint der Normalzustand zu sein, Trennung die logische Konsequenz. Karolina könnte eine sehr beachtliche Karriere als Synchronschwimmerin machen, scheitert aber, weil familiäre Umstände ihr die Motivation nehmen. Die Mutter ist überzeugte Kommunistin, vom Vater weiß man es nicht so genau. Die Herkunftsfamilien beider Elternteile haben eine durch die Nazizeit sehr belastete Vergangenheit, was die psychischen Probleme Karolinas in späteren Jahren noch verstärken wird. Nationalsozialistische Verstrickungen und Kriegsjahre werden einfach totgeschwiegen. Schon als kleines Mädchen litt sie unter den sozialistisch definierten Ansprüchen der Mutter, erlebt unerwünschte sexuelle Freizügigkeiten und findet über die Jahre hinweg keinen richtigen Stand im Leben. Zeitweise lebt sie in einer anthroposophisch geprägten Landkommune, dann wieder in Berlin. Dort durchläuft sie, auch beeinflusst von Drogen, mehrfach Aufenthalte in offenen und geschlossenen psychiatrischen Einrichtungen. Um die desaströse Familiengeschichte der Großeltern und Eltern ein wenig zu verstehen, fährt sie mit ihrer Mutter in die alte Heimat ihres Vaters nach Polen. Erst auf dieser Reise gelingt es der Tochter, die harte Schale der Mutter, die inzwischen, entgegen ihren kommunistischen Wertvorstellungen, eine gut dotierte Stelle bei McKinsey innehat, ein wenig aufzubrechen. - Mit der Protagonistin begibt sich der Leser auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Teils antiautoritäre, teils falsch interpretierte sozialistische Erziehungsmethoden wechseln sich mit familienintern unbewältigter deutscher Vergangenheit ab. Keine einfache Lektüre, aber aufschlussreich.
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Artikelbeschreibung

Eng umgrenzen die Schatten der Familie Karolina Estors Leben: Als drittes Kind wächst sie in dem zum Scheitern verurteilten Versuch ihrer 68er-Eltern auf, alles anders als die Generation zuvor zu machen. Während ihr Vater Klaus bestrebt ist, den Kindern alle Freiheiten zu lassen, und sie doch nur umso enger an sich bindet, verrät ihre Mutter Elke sowohl den Klassenkampf als auch Familienverbund und jettet stattdessen wie besessen für Großkonzerne um die Welt. Karolina indes beherzigt den mütterlichen Leitsatz vom Nichtschwachseindürfen und tröstet sich im Leistungssport, bis Konkurrenzdruck und das Verschwinden ihres Bruders sie auch diesen Halt verlieren lassen. Mit schmerzlich-lakonischer Offenheit verknüpft Katharina Peter Erinnerungsflicken ihrer Protagonistin zu einem Teppich deutscher Geschichte, rekonstruiert anhand eines Familienarchivs verschwiegene Schuld und verlangt ihrer Protagonistin alles dabei ab, denn: Gelingt es ihr nicht, ihre Geschichte zu formulieren und einen Sinn für sich zu schaffen, so geht sie verloren in dem Dunkel, das die Familie ist. Schonungslos und mutig, erschreckend und tröstlich dringt Peters Debütroman tief in die Geschichte ein und legt die Grundlagen unserer Gesellschaft bloß.
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