Selbstbild mit russischem Klavier

Roman
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Buchprofile - Rezension
Porträt des Künstlers als alter Mann.
Es gibt Bücher für die Seele und solche für den Lebensabend. Wolf Wondratscheks "Selbstbild mit russischem Klavier" gehört zu beiden Kategorien. In ihm kommt ein alter Musiker zu Wort, der seinem Gegenüber, ein dem Leser nicht erkennbarer Schriftsteller jüngeren Alters, sein Herz ausschüttet und Anekdoten aus seinem Leben erzählt. Die Gespräche der beiden, geprägt von seltsamer Einseitigkeit, in der Suvorin, der russische Pianist, den Erzähler abgibt und wenig Interesse an seinem Tischgenossen zu haben scheint, durchweben die 20 Kapitel des kleinen Buches, das eher eine Selbstverständigung denn ein Roman zu nennen ist. Das Faszinierende an dieser Situation einer Zufallsbekanntschaft, die zu einer festen Erzählinstanz und berührendem Begegnen der beiden Herren wird, ist dabei vor allem die sprachliche Könnerschaft, mit der in knappen Worten Erlebnisse und Personen geschildert werden und zwischen Rahmenerzählung (Begegnung der beiden in ihrem Stammrestaurant) und Lebensbericht gewechselt wird. Wie Suvorin vom Unfalltod seiner geliebten Frau erzählt, die Verhältnisse in der alten Sowjetunion und den heimlichen Protest gegen die rigide Kulturpolitik schildert, und wie Suvorin dann selbst geschildert wird als Liebhaber von Wörterbüchern und der deutschen Sprache, der im Alter noch eine "kleine, handliche und komplizierte" Freundin vorstellen möchte - seine japanische Digitalkamera - das zeugt von Witz, liebevoller Zuwendung und Erzähltalent. Der 75-jährige Wolf Wondratschek krönt die Wende vom Pop-Poeten und Box-Reporter zu einem stilbewussten Erzähler durch dieses Buch mit einem beinah schon testamentarischen Akt des Bekenntnisses zur Kunst. Für große Bestände, Musikfreunde und Literaturkenner empfohlen.
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Artikelbeschreibung



"Wolf Wondratscheks Erzählen ist Seelenarchäologie." Michael Kohtes, DIE ZEIT

"Früher begann der Tag mit einer Schusswunde" - mit dieser Sammlung kurzer Prosatexte schrieb Wolf Wondratschek sich in den Status eines Kultautors. Als radikaler, liebender, experimenteller Bohemien verfasste er Verse von lakonischer Eleganz. Sein neuer Roman "Selbstbild mit russischem Klavier" ist eine glühende Hommage an die Musik und die Freiheit der Kunst.

In einem Wiener Kaffeehaus lernt ein Schriftsteller den alten Russen Suvorin kennen. Suvorin war ein erfolgreicher Pianist, doch das ist lange her. Nun steht er am Ende seines Lebens, will seine Geschichte erzählen. Gebannt hört ihm der Schriftsteller zu, denn in Suvorins Schicksal spiegeln sich ein Wille, eine Energie, die ihm vertraut sind. Und immer geht es ums Ganze: um Freiheit und Rebellion, Schönheit und Verfall, um das von der Kunst geschaffene Unvergängliche. Schon bald bekommt die Begegnung der beiden Männer, die zunä
chst rein zufällig anmutet, etwas Schicksalhaftes. Ein Roman voll schweifender Sehnsucht, Romantik und echtem Leben aus der Feder eines der großen deutschsprachigen Gegenwartsautoren.

Personeninformation



Wolf Wondratschek wuchs in Karlsruhe auf. Von 1962 bis 1967 studierte er Literaturwissenschaft, Philosophie und Soziologie an den Universitäten in Heidelberg, Göttingen und Frankfurt am Main. Seit 1967 lebte er als freier Schriftsteller zunächst in München. In den Jahren 1970 und 1971 lehrte er als Gastdozent an der University of Warwick, Ende der 1980er-Jahre unternahm er ausgedehnte Reisen unter anderem in die USA und nach Mexiko. Er lebt seit 1996 in Wien.
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