opus 8

Im Flechtwerk
22,00 €
(inkl. MwSt.)
Versandkostenfrei in DE
Sofort lieferbar
Buchprofile - Rezension
Neobarockes nature writing: Christian Lehnerts neue Gedichte stellen keine Fragen an die Natur, sondern antworten auf ihre Erscheinungen.
Es waren die Dichter des Barock, die den Menschen in der Natur entdeckten. Wie der Mensch in die Natur eindringt und irreversibel verändert, ist das Thema von heutigem nature writing. Christian Lehnert ist einer der wenigen Dichter, die die vermeintlich veraltete Naturauffassung im Zeichen des Anthropozän reformieren. Das gelingt durch die Versöhnung von Mystik und Neobarock. In Lehnerts neuem Lyrikband, der nach der Zählung seiner vorhergehenden Gedichtbücher „opus 8“ getauft wird, gelingt das auf schön- anspruchsvolle Weise. Die Wörter und Bilder in den Gedichten sind einfach, von biblischen und mystischen Schriften inspiriert. Ganz neuartig sind jedoch die sprachlichen Wahrnehmungen. So eingängig sie durch Reim und Rhythmus gemacht und durch Motivverflechtungen verbunden werden, so intensiv zeugen sie von Empathie für kleine Pflanzen und große Tiere, sprechen sie von den Bakterien, Viren, Sporen und Amöben, von Walen und dem „Tausendklagen“ der aufsteigenden Graugänse. Die Gedichte nennen die Erscheinungen und Heilkräfte der Dinge der uns umgebenden und von uns verletzbaren Natur, ihren Grund und ihr Werden zum Ruhme Gottes. An der Steilküste fällt dem Dichter an den zerriebenen Kreidefelsen und an den kippenden Bäumen „kein Vermissen“ auf, sondern das Schreien eines Möwenpaars. Ein anderes Gedicht feiert den „Glauben“ als ein Widerschein im Winterfenster, der den Glaubenden zum Funken eines fremden Lichts macht. Christian Lehnerts neue Gedichte stellen keine Fragen an die Natur, sondern antworten auf ihre Erscheinungen. „opus 8“ ist „Ein natürliches Buch“, wie es im Vorsatz des Bandes heißt. Anspruchsvolle und lohnende Lektüre.
Weiterlesen

Artikelbeschreibung



Im Flechtwerk, Lehnerts achter Gedichtband, ist ein streng gefügtes Werk. Siebenmal sieben Gedichtpaare bilden ein Flechtwerk, eine verwobene Kunst der Fuge. Musikalische Strukturen prägen den Zyklus: von Reimklängen bis zur Motivverarbeitung in verschränkten Zusammenhängen nach dem Vorbild barocker Kantaten.

Doch geht es nicht um formalistische Exerzitien. In ihrer so expressiven wie reflexiven Musikalität erkunden Lehnerts Gedichte die Natur, indem sie ihr antworten. Und mehr noch: Gegen den als Anthropozän maskierten Totalzugriff des Menschen auf seine Umwelt suchen die Gedichte ein Widerlager. Im Übergang zwischen Denken und Wahrnehmung spüren sie dem Geistigen nach: In dem, was »Materie« scheint, erfahren sie Offenbarung in Pflanzen, Tieren und Dingen, in Tageszeiten und im Spiel der Wellen.

Personeninformation



Christian Lehnert, geboren 1969 in Dresden, ist Dichter und Theologe. Er leitet das Liturgiewissenschaftliche Institut an der Universität Leipzig. Seit mehr als 25 Jahren erscheinen im Suhrkamp Verlag Gedichtbücher und Prosabände, für die er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Deutschen Preis für Nature Writing (2018).

Pressestimmen


»Lehnerts Gedichtsammlung ist wie eine ausgestreckte Hand, die man ergreifen möchte, um dann auch anderen Menschen die Hand zu reichen.« Irmtraud Gutschke neues deutschland 20230117
Mehr von Lehnert, Christian

Bewertungen

Die Bewertungen werden vor ihrer Veröffentlichung nicht auf ihre Echtheit überprüft. Sie können daher auch von Verbrauchern stammen, die die bewerteten Produkte tatsächlich gar nicht erworben/genutzt haben.