Aus den Erinnerungen schöpfen: Wie Vergangenes unsere Zuversicht stärkt
Positive Erinnerungen sind ein Schlüssel zu innerer Stärke und Wohlbefinden. Sie vertiefen die Kraft der Zuversicht.
Mit einem leichten Schauder, aber mit noch mehr Dankbarkeit erzählt mir eine Frau von ihren zurückliegenden Jahren. Viel Belastendes war zusammengekommen: der Hausbau, das zweite Kind, berufliche Herausforderungen und dann noch die Mutter, die krank wurde … Manchmal wusste sie weder ein noch aus, doch schließlich hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann die Situation gemeistert. Im Erzählen richtet sie sich unmerklich auf und ihre Augen leuchten.
Wenn Erinnerungen Selbstvertrauen stärken
Jeder Mensch bringt viele Kompetenzen mit, die er sich im Laufe seines Lebens im Umgang mit schwierigen Situationen angeeignet hat. Krisen, die er überstanden und bestanden hat. Dunkle Zeiten, die nicht enden wollten – und dann doch in einen neuen Morgen mündeten. Wenn Sie sich Ihren Erfahrungs-Reichtum in Erinnerung rufen und sich die kleinen und großen „Wunder“ des Lebens ins Gedächtnis zurückholen, dann stärken Sie in mehrfacher Hinsicht Ihre Zuversicht.
Erstens: Die Einsicht „Ich bin mit dieser Sache ganz gut klargekommen“, vertieft Ihr Vertrauen in sich selbst und Ihre Fähigkeit, dem Leben gewachsen zu sein. Und ebenso stützt die Erinnerung, in Krisen Hilfe erfahren oder Schwierigkeiten gemeinsam mit anderen bewältigt zu haben. Entsinnen Sie sich gemeisterter Lebenssituationen, dann weckt dies Freude und vielleicht auch Stolz. Und es stärkt Ihre Zuversicht, dass Ähnliches auch heute möglich ist.
Vertrauen baut nämlich immer auch auf Erfahrungen der Vergangenheit auf. Indem Sie auf die Vorratskammer an guten Erinnerungen zurückgreifen, nähren Sie Ihr Vertrauen in andere und in sich selbst. In das Leben und seinen göttlichen Grund.
Zweitens: Rufen Sie sich Ihre Kräfte und Problemlösungen ins Gedächtnis, dann hilft dies, um gegenwärtige Herausforderungen und Aufgaben zu bestehen. Sie können auf Bewährtes zurückgreifen, Schlüsse für die Zukunft ziehen und Handlungsspielräume entdecken.
Und schließlich vollzieht sich in all dem ein – oft unmerklicher – Perspektivenwechsel: Anstatt nur auf das Problem zu starren oder sich als „armes Hascherl“ zu fühlen, weitet sich der enge Blick. Wir kultivieren einen Sinn für Alternativen, und vor allem begrenzen wir das Gefühl der Ohnmacht. Erinnernd vergewissern wir uns unserer Lebenskraft. Wir spüren Wirk Macht statt Ohn Macht.
Auf den Punkt gebracht: Hoffen ist Erinnern in die Zukunft hinein!
Haben Sie schon einmal einer Kuh beim Grasen zugeschaut? Wieder und wieder kaut sie das einmal gefressene Gras, um es gut zu verwerten. Das Bild vom Wiederkäuen findet sich von alters her in der christlichen Spiritualität und Gebetslehre – und heute auch in der Psychologie. Es macht darauf aufmerksam: Sätze, die wir innerlich ständig wiederholen, prägen unser Fühlen, Denken und Verhalten. Offenkundig ist dies bei kleinmachenden oder ängstigenden Sätzen wie „Das kann ich nicht!“ oder „Das bringt doch nichts!“ … Genauso entfalten auch heilsame Sätze ihre Wirkung; sie prägen und verändern von innen her.
Bewährte Strategien für Herausforderungen
In der christlichen Tradition hat sich aus dem wiederkehrenden Rezitieren eines Satzes sogar eine eigene Gebets- und Meditationsform entwickelt, die bezeichnenderweise ‚ruminatio‘ genannt wird (lat. = Wiederkäuen). In einem ruhigen Rhythmus wiederholt man murmelnd oder in Gedanken einen biblischen Vertrauenssatz – etwa einen Psalmvers wie: „Du ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? (vgl. Psalm 27,1) Oder: „Du bist meine Zuversicht“. (Psalm 71,5) Auf diese Weise macht man sich ein biblische Vertrauensworte immer mehr zueigen, so dass dieses einen von innen her prägen und beleben kann.
Praxistipp: Meditation
Suchen Sie einen Ort auf, an dem Sie ungestört sind. Schalten Sie Ihr Handy und andere mögliche Störfaktoren aus. Entscheiden Sie, wie viel Zeit Sie sich für die Meditation gönnen wollen und stellen sich vielleicht einen Wecker.
Gibt es einen Bibelvers, eine Liedzeile … – gibt es etwas, das Sie erahnen lässt: Ich bin in Gott geborgen? Aufgehoben im Großen und Ganzen? Wählen Sie für die folgende Meditation einen Satz aus, der in Ihnen Vertrauen weckt.
Nehmen Sie eine Körperhaltung ein, in der Sie aufmerksam und präsent da sein können. Versuchen Sie, Ihren Körper wahrzunehmen. Achten Sie auf Ihren Atem, wie er kommt und geht. Ohne dass Sie etwas daran ändern wollen.
Wiederholen Sie im regelmäßigen Rhythmus innerlich „Ihren“ Vertrauenssatz. Sagen sie ihn wieder und wieder. Wenn Ihre Gedanken abschweifen (was ziemlich normal ist!), kehren Sie zur Beobachtung Ihres Atems und dann zu dem Vertrauenssatz zurück.
Schließen Sie diese Meditation mit einem persönlichen Gebet ab.
Das Schöne an dieser Meditation: Sie können sie jederzeit und überall praktizieren: ob beim Warten auf den Zug, bei einem Spaziergang oder in unruhigen Nächten.